Linke fordern Schließung der Tönnies-Schlachtfabrik: "Das ganze System ist krank"

Gütersloh. Nachdem sich SPD-Politiker umfassend über den Schlachtkonzern Tönnies und dessen Anträge auf Erstattung der Lohnkosten für Mitarbeiter in Quarantäne geäußert haben, meldet sich nun auch die Linke aus dem Kreis Gütersloh zu Wort. Ihr Tenor: "Das System Tönnies ist nicht zukunftsfähig." Linke sehen Adenauer in der Verantwortung So fordert die Partei die endgültige Schließung der Tönnies-Schlachtfabrik in Rheda-Wiedenbrück. "Seit über zehn Jahren wird auf die unerträgliche Situation der Beschäftigten, die Qualen der Tiere und die Auswirkungen auf Klima und Umwelt hingewiesen. Die Coronakrise hat vieles ans Tageslicht befördert, was bereits seit langem im Argen lag", sagt die Spitzenkandidatin der Linken für den Rat der Stadt Gütersloh, Camila Cirlini. Die Links-Partei lege "seit Jahren den Finger in diese Wunde". Auch Arbeitnehmerverbände und Gewerkschaften, die Caritas, das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung und Fridays for Future hätten das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht. "Die zunächst scheinbar unerschütterbare Unterstützung einer nicht zukunftsfähigen Branche, die auf Ausbeutung von Menschen und Tieren beruht, beginnt nun zu bröckeln und in Ablehnung und Wut umzuschlagen", ist sich Cirlini sicher. Und weiter: "Besonders in der Verantwortung sehe ich hier Landrat Sven-Georg Adenauer. Die Wut der Bürger ist verständlich, denn Tönnies hat während der Corona-Krise eine Ausnahme-Erlaubnis bekommen." Rücktritt von Clemens Tönnies gefordert Während alle sich an Abstandsregeln halten mussten, seien genau diese im Tönnies-Werk aufgehoben worden. "Als Gipfel der Unverfrorenheit erweist sich dann noch Tönnies absurde Rückforderung von Lohnzahlungen durch das Land Nordrhein-Westfalen", so die Spitzenkandidatin weiter. Sie fordert eine sofortige Rücknahme der Genehmigung zur Kapazitätserweiterung. "Das wäre ein erster Schritt. Tönnies Rücktritt als Konzernchef halte ich zudem für nötiger als jemals zuvor." Für Gloria Strothmann, Spitzenkandidatin der Linken für den Kreistag, geht es um Zukunftsaussichten für die Jugend: &bdquo;Die Fleischindustrie ist maßgeblich verantwortlich für die Klimakatastrophe. Dazu kommen die Verbreitung multiresistenter Keime, mit Nitrat belastete Gewässer, Nitrat im Grundwasser, die gesundheitlichen Schäden durch Fleischkonsum, Tierquälerei, die weltweite Zerstörung natürlicher Lebensräume und das Artensterben. Damit werden die Lebensgrundlagen dieser und künftiger Generationen zerstört." Die endgültige Schließung der Schlachtfabrik müsse der Einstieg in den Ausstieg aus der industriellen Landwirtschaft sein. Die Nahrungsmittelerzeugung und -versorgung müsse ökologisch und vorrangig regional und saisonal erfolgen und sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten, der Verbraucher und am Klima-/ Umweltschutz sowie am Tierschutz orientieren. "Das würde mehr und vor allem bessere Arbeitsplätze bringen als es sie bisher im Tönnies-Konzern gibt", sagt Strothmann. "Das System fällt uns vor die Füße" Der Kandidat der Linken für das Amt des Bürgermeisters der Stadt Gütersloh, Manfred Reese, sieht die Zustände bei Tönnies als Teil eines größeren Problems: &bdquo;Gerade fällt uns unser schönes System des Wohlfühl-Kapitalismus als Scherbenhaufen vor die Füße. Ein winzig kleines Virus reißt diesem System gnadenlos die Maske herunter und deckt die Fehler in unserem Gesellschafts-, Wirtschafts- und Gesundheitssystem auf. Was jetzt ans Licht kommt, ist nur ein besonders skrupelloser Profiteur des Systems. Für den eigenen Profit und Machterhalt werden Gesundheit und Leben anderer Menschen aufs Spiel zu gesetzt." Tönnies sei aber nur "die Spitze des Eisberges". Schließlich sei das ganze System krank. "Beginnen wir den Umbau der Gesellschaft mit der endgültigen Schließung der Tönnies-Schlachtfabrik. Es ist zu prüfen, ob Teile des Betriebes künftig für die Produktion nachhaltiger Nahrungsmittel auf nichttierischer Basis geeignet sind", so Reese.

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