Wann startet die Produktion bei Tönnies? "Wir schauen jetzt in jede Ecke"

Kreis Gütersloh. Trotz heftiger Proteste von Schweinebauern hat Landrat Sven-Georg Adenauer auch am Dienstag &bdquo;überhaupt keine Prognose" gewagt, wann beim Fleischbetrieb Tönnies nach dem Corona-Ausbruch die Produktion wieder anläuft. &bdquo;Das passiert erst dann, wenn sichergestellt ist, dass für die Menschen, die dort arbeiten, aber auch für die übrige Bevölkerung, keinerlei Gefahr besteht." Den Takt, so Adenauer, würden allein die Behörden angeben. Unterdessen lag die 7-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bei 35,4, also deutlich unter dem Grenzwert von 50. &bdquo;Überraschend niedrig", lautete der Kommentar Adenauers. Landrat Adenauer bremst Erwartungen Zwar vertrat Rheda-Wiedenbrücks Bürgermeister Theo Mettenborg (CDU) die Ansicht, dass für die Bereiche Verwaltung, Logistik und Technik eine Wiederinbetriebnahme auch kurzfristig möglich sein könne, jedoch bremste der Landrat bei einer Pressekonferenz im Kreishaus diese Erwartung. Es sei nämlich durchaus möglich, dass auch in Bereichen neben der Zerlegung die baulichen Voraussetzungen Infektionen begünstigten. Das größte Problem liege aber in der Belüftung der Zerlegung, so Adenauer. Das von der Firma Tönnies vorgelegte Hygienekonzept gehe teilweise in die richtige Richtung. Es gebe aber noch einiges an Bedingungen abzuarbeiten. Wo genau Nachbesserungsbedarf besteht, darüber wollten sich Behördenexperten der Bezirksregierung und des Kreises in Begleitung von Wissenschaftlern gestern im Betrieb ein konkretes Bild verschaffen. Es seien verschiedene Arbeitsgruppen gebildet worden und man habe, so Adenauer, &bdquo;in jede Ecke geschaut". Am morgigen Donnerstag sollen gemeinsam mit dem Unternehmen die Ergebnisse erörtert und die weiteren Schritte festgelegt werden. Die aktuelle Schließungsverfügung gegen Tönnies gilt bis zum 17. Juli. Ein gerichtliches Nachspiel wird erwartet Adenauer kündigte am Rande an, dem Unternehmen beizeiten die Rechnung für die Bekämpfung des Corona-Ausbruchs im Kreis Gütersloh zu präsentieren. Firmenchef Clemens Tönnies hatte bereits zugesagt, die Kosten für die Testungen zu übernehmen – allein das ein Millionenbetrag bei bislang über 50.000 Tests à rund 40 Euro. &bdquo;Da ist der Deckel aber noch lange nicht drauf", sagte der Landrat, der in der Sache ein gerichtliches Nachspiel erwartet. Unterdessen sind im Kreis Gütersloh inzwischen mehrere zehntausend Menschen auf das Corona-Virus getestet worden. Allein durch die Abstriche der mobilen Teams bei den Tönnies-Mitarbeitern und deren Haushaltsangehörigen liegen nach Auskunft der Leiterin der Abteilung Gesundheit, Anne Bunte, 14.000 Laborergebnisse vor. Hinzukommen demnach rund 40.000 Befunde aus der Allgemeinbevölkerung. &bdquo;Wir bewältigen Zahlen, die kein anderes Gesundheitsamt in Deutschland in so kurzer Zeit – drei Wochen – bisher bewältigen musste", sagte Bunte und wies darauf hin, dass der Kreis ohne eine Blaupause ein System auf die Beine gestellt habe, das gewährleiste, Infizierte und deren Kontaktpersonen in 1.500 bis 2.000 Wohnungen zu erreichen. Quasi nebenher seien in kürzester Zeit Testzentren für die Bürger errichtet worden. Seit Samstag wurden 1.200 Personen aus der Quarantäne entlassen Seit Samstag sind nach Buntes Angaben etwa 1.200 Personen aus der Quarantäne entlassen worden, nachdem bei ihnen auch der zweite Test negativ ausfiel. Gestern befanden sich noch 4.500 Personen in Quarantäne. Sie bekommen in den kommenden Tagen Besuch von den neu zusammengesetzten mobilen Teams aus Bundeswehrangehörigen und Mitarbeitern des Kreises, die die Ehrenamtlichen der heimischen Hilfsorganisationen abgelöst haben. Bei den Besuchen werden nicht nur Abstriche genommen. Es wird auch kontrolliert, ob infizierte Personen ausreichend Abstand zu gesunden Mitbewohnern einhalten können. Ist das nicht der Fall, werden die jeweiligen Kommunen darüber informiert. Die Ordnungsämter fordern die Betroffenen dann auf, sich für zunächst weitere zwei Wochen in Quarantäne im eigens geschaffenen Isolationsstandort an der Töpferstraße zu begeben. &bdquo;Das, worauf es am meisten ankommt, ist, die Infektionsketten zu unterbrechen. Sonst besteht die Gefahr immer neuer Infektionen", sagte Bunte. Sie gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen die ehemalige Britensiedlung mit insgesamt 500 Plätzen peu à peu belegt werde. Wie berichtet, stehen auch zwei kleinere Unterkünfte für Quarantäne-Verweigerer parat. Ob diese Standorte überhaupt benötigt werden, ist unklar. Die Zahl der Verweigerer lag laut Krisenstabsleiter Frank Scheffer gestern &bdquo;bei Null".

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