"Wir müssen zügig handeln": Geht noch was bei Karstadt in Gütersloh?

Gütersloh. Kann die Stadt Gütersloh den Konzern Galeria Karstadt Kaufhof dazu bewegen, die Filiale am Berliner Platz doch nicht zu schließen? Sowohl die Verwaltung als auch die Politiker sehen das als ziemlich unwahrscheinlich an. Das wurde am Montagabend in der Debatte des Hauptausschusses deutlich. Gleichwohl hatte die SPD kurzfristig eine Resolution eingebracht. Damit sollte der Bürgermeister aufgefordert werden, Kontakt zur Unternehmensführung aufzunehmen, um auf den Erhalt des Standortes zu drängen. Gleichzeitig sollte der Rat den rund 70 Beschäftigten, die voraussichtlich bis Ende Oktober ihren Arbeitsplatz verlieren werden, die volle Solidarität aussprechen. Letzteres war einhellige Meinung im Ausschuss und wurde mehrfach bekräftigt. Doch mit einer Resolution, die über die Solidaritätsbekundung hinausgeht, würden falsche Hoffnungen bei den Mitarbeitern geweckt, hieß es. Einer kleinen Kommune wie Gütersloh werde es nicht gelingen, den Konzern umzustimmen, auch nicht im gemeinsamen Vorgehen mit anderen betroffenen Städten, meinte CDU-Fraktionsvorsitzender Heiner Kollmeyer. Es sei eine in einem langen Prozess getroffene unternehmerische Entscheidung. Zur Abstimmung kam es erst gar nicht Ähnlich skeptisch äußerte sich Peter Kalley (UWG). &bdquo;Mit einer solchen Resolution würden wir eine Erwartungshaltung wecken, die wir nicht erfüllen können". Bei Karstadt seien Finanzjongleure am Werk, deren Ziel es vor allem sei, Immobilienkapital zu sichern. Wenn schon Häuser in Großstädten wie Essen geschlossen würden, wie sollte man dann das Aus für Gütersloh abwenden?, fragte Norbert Morkes (BfGT). &bdquo;Wir haben da keine Chance, auch wenn uns die Nachricht alle tief getroffen hat." Allein die Grünen hätten trotz minimaler Erfolgsaussichten den Antrag der SPD unterstützt. Doch zur Abstimmung kam es erst gar nicht, da Bürgermeisterkandidat Volker Richter den Antrag auf die Bitte von Bürgermeister Henning Schulz angesichts der drohenden Abstimmungsniederlage zähneknirschend zurückzog. Solidarität erfordere auch solidarisches Handeln. Bürgermeister will ausloten, was möglich ist Schulz will dennoch ausloten, was möglich ist in Sachen Karstadt. &bdquo;Geht da noch was oder geht da nichts?" Um diese Frage geht es schon diese Woche bei Telefonkonferenzen und Treffen mit der NRW-Kommunalministerin Scharrenbach sowie den kommunalen Spitzenverbänden, die die Bürgermeister der betroffenen Städte zu Gesprächen eingeladen haben. Wie berichtet, sollen mindestens 62 der 172 Warenhausfilialen von Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen werden, auch die in Bielefeld. Bürgermeister Schulz äußerte sich vor dem Ausschuss optimistisch, im Falle eines Falles ein gute Nachfolgelösung hinzubekommen. Der Standort sei gut. Es dürfe aber nicht nur das Gebäude isoliert betrachtet werden, sondern es gelte, das gesamte Quartier samt marodem Parkhaus und dümpelnder Spiekergasse sowie dem Berliner Platz in den Fokus zu nehmen. Es gehe auch um weitere Nutzungen wie Wohnen und Dienstleistungen sowie besondere Einkaufserlebnisse wie im L & T-Sporthaus in Osnabrück, wo Besucher auf einer Welle reiten können. "Wir müssen zügig handeln" &bdquo;Wir müssen zügig handeln", sagte Schulz, der Gespräche mit dem Immobilieneigentümer Highstreet aufnehmen will. Damit unerwünschte Zwischennutzungen des Gebäudes verhindert werden, soll um gehend eine Veränderungssperre für das Gebiet erlassen werden. Die Ausgangslage der Stadt in den Grundstücksverhandlungen könnte schlechter sein. Denn nicht nur das Parkhaus gehört ihr zur Hälfte. Sie besitzt auch Erbbaurechte über Teile des Kaufhauses im Bereich des Alten Amtsgerichtes.

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