Kreis Gütersloh: "Es riecht es nach Lockdown"

Gütersloh. Mehr als 1.553 Tönnies-Mitarbeiter sind mit dem Coronavirus infiziert. Die gesamte Belegschaft, inklusive Verwaltung, Führungsspitze und deren Haushaltsangehörige sind aktuell in Quarantäne. Das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück ist für vierzehn Tage stillgelegt. Auch vier Tage nach der schockierenden Nachricht kommt der Kreis Gütersloh nicht zur Ruhe. Derzeit liege die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen im Kreis bei 263, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag bei einem Besuch im Nachbarkreis Warendorf. Das liege deutlich über dem Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen innerhalb von einer Woche, der derzeit in Nordrhein-Westfalen gilt. Deshalb werde die Landesregierung noch im Laufe des Montages zur aktuellen Situation beraten, so Laumann. &bdquo;Weitere Maßnahmen" seien nach jetzigem Erkenntnisstand notwendig, um die Situation im Kreis Gütersloh im Griff zu behalten und die Infektionswelle auf den Kreis der Tönnies-Mitarbeiter zu begrenzen. Ist der Lockdown noch zu verhindern? Landrat Sven-Georg Adenauer sagte bei einer Pressekonferenz am Montagabend im Kreishaus dazu ebenfalls: "Es riecht nach Lockdown". Näher wollte er auf das Thema nicht eingehen. Er gehe davon aus, dass die NRW-Landesregierung vor einem solchen Beschluss auf ihn zukomme und sich abstimme. Ob und wann das möglicherweise geschehe, könne er nicht sagen. "Wir haben aber definitiv jetzt eine andere Lage." Bereits am Sonntagmittag waren NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gemeinsam für eine Krisensitzung im Gütersloher Kreishaus. Das Geschehen sei noch klar lokalisierbar, ein Übergreifen auf die Gesamtgesellschaft sei bislang nicht erfolgt, hieß es dort. Ausschließen wollte man diesen Schritt aber auch dort schon nicht mehr. Der Kreis Gütersloh hatte für Montagabend erneut zur Pressekonferenz geladen. Wir waren für Sie live vor Ort. Lesen Sie hier die Einzelheiten nach: 18.02 Uhr: Die Pressekonferenz im Gütersloher Kreishaus beginnt mit leichter Verspätung. Das Podium tritt vor die Kameras der wartenden Medienvertreter. 18.03 Uhr: Landrat Sven-Georg Adenauer beginnt mit einem Dank an die Medienvertreter. Die Zusammenarbeit funktioniere hervorragend. 18.04 Uhr: "Ab Dienstagnachmittag wird es ein Abstrichzentrum im Kreis Gütersloh auf Gebiet der Stadt Gütersloh geben, wo Bürger die Möglichkeit haben werden sich auf Corona zu testen", beginnt Adenauer seine Ausführungen. 18.06 Uhr: Er geht davon aus, dass es bei den weiteren Testungen der Tönnies-Arbeiter in den Unterkünften weitere positive Befunde geben wird. 18:07 Uhr: Jetzt ist Jürgen Strathaus vom Deutschen Roten Kreuz an der Reihe. Er teilt mit, dass es bislang "keine besonderen Vorkommnissen" bei den Testungen gab. Es sei vorgekommen, dass man in Wohnungen erst nicht hereingekommen sei - ansonsten laufe aber alles nach Plan. Auch er geht allerdings davon aus: "Es wird weitere positive Fälle geben." 18.10 Uhr: "Viele in Quarantäne befindliche Werkvertragsarbeiter und ihre Familien müssen versorgt werden", führt Strathaus weiter aus. Das Deutsche Rote Kreuz habe Lebensmittelpakete ausgegeben. "Das werden wir noch erweitern. Das ist die Aufgabe, der wir uns in den nächsten Tagen stellen müssen." 18.13 Uhr: Jetzt dürfen die Journalisten Fragen stellen. Die Kostenübernahme für den entstandenen Schaden seitens der Firma Tönnies ist Thema. Adenauer dazu: "Das ist eine Frage, die sich an Herrn Tönnies richtet." Keine weiteren Ausführungen. 18.14 Uhr: Nun wird ein möglicher Lockdown im Kreis Gütersloh angesprochen und der Landrat gibt zu: "Es riecht nach einem Lockdown." Viel genauer geht er darauf nicht auf, seine Ausführungen bleiben vage. Für ausgeschlossen hält er diesen Zustand allerdings nicht mehr. 18.17 Uhr: Thomas Kuhlbusch: "Die Zahlen, die wir an dieer Stelle haben beziehen sich auf Wohngemeinschaften." Man müsse jetzt schauen, inwieweit der Virus auch auf die weitere Bevölkerung übertragen worden ist. 18.19 Uhr: Eine Prozentzahl, wie wahrscheinlich ein Lockdown ist, möchte Adenauer nicht nennen. Dazu ein Journalist: "Also ist es übermorgen soweit?" Adenauer weicht aus. 18.22 Uhr: 6.650 Befunde von Tönnies-Mitarbeiter liegen zum Stand, 22. Juni, vor - davon sind 1.553 positiv. 18.24 Uhr: "Stand eben, ist die Situation im Kreisgebiet normal", sagt der Landrat und antwortet damit auf eine Frage, inwieweit eine Einschränkung bei Reisen aus dem Kreis Gütersloh realistisch ist. SPD-Politiker Lauterbach hatte bereits am Montagvormittag vor Reisen aus dem Kreisgebiet gewarnt. 18.25 Uhr: Thomas Kuhlbusch kündigt an, dass sich alle negativ getesteten Mitarbeiter der Firma Tönnies noch einmal einem Test unterziehen müssen. 18.26 Uhr: Adenauer: "Wir gehen jetzt in ein Dunkelfeld hinein. Wir müssen davon ausgehen, dass wir es mit einer noch größeren Fallzahl zu tun bekommen." Thomas Kuhlbusch ergänzt: "Stand 21. Juni hatten wir zwei Befunde, die keine Infektionen Aufweisen zu Tönnies. Heute ist es ein Befund." In Summe sind es mittlerweile 19 Corona-Fälle im Kreisgebiet, die nichts mit den Zahlen bei Tönnies zu tun haben. 18.29 Uhr: "Der entscheidende Punkt" wird sein, so Kuhlbusch weiter, "inwieweit der Virus auf die Bevölkerung übergreift. Er weist erneut auf alle Regeln rund um den Corona-Schutz hin. Abstand sei das allerhöchste Gebot. 18.32 Uhr: Die anwesenden Journalisten haben keine Fragen mehr. Landrat Sven-Georg Adenauer beendet die Pressekonferenz - mit den Worten: "Wir werden uns mit Sicherheit an der einen oder anderen Stelle wiedersehen."

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