Massentests und Shutdown-Sorge: Eine Chronologie von Tönnies Corona-Dilemma

Kreis Gütersloh. Nach positiven Corona-Tests bei Beschäftigten zweier Schlachthöfe in Nordrhein-Westfalen gerät auch der Fleischkonzern Tönnies mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück ins Visier der Landesregierung. Alle Schlachthofmitarbeiter in NRW sollen einem Corona-Test unterzogen werden. &bdquo;Das sind etwa 17.000 bis 20.000 Menschen", sagt Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann. Aber schon vorher war die Corona-Pandemie allgegenwärtig im Schlachtkonzern. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse rund um Tönnies und das Virus Covid-19. Donnerstag, 9. April: Die Tönnies-Unternehmensgruppe hat am Standort Rheda ein eigenes Labor. Dort wird normalerweise Schweinen das Blut in Stichproben entnommene und auf Krankheiten untersucht. Seit einigen Tagen bietet das Unternehmen seine Einrichtung auch als Testlabor in der Corona-Krise an. Genutzt wird es so noch nicht.Montag, 20. April: Clemens Tönnies möchte in seinem Firmenlabor künftig Corona-Tests durchführen lassen. Seine Unterstützung bietet der Fleischfabrikant und Aufsichtsratschef des Bundesligisten FC Schalke 04 sowohl der Deutschen Fußball Liga (DFL) als auch medizinischen Fachlaboren an.Donnerstag, 30. April: Bei Tönnies kommen Temperatur-Scanner zum Einsatz. Nach Angaben des Schlachtkonzerns werden täglich 6.500 Mitarbeiter an den Werkstoren geprüft. Man kennt die Geräte von Flughäfen: Um mögliche Fiebererkrankungen zu erkennen, wird mittels Thermografieaufnahme im Schnellverfahren die Körpertemperatur gemessen. Mittwoch, 6. Mai: Die Fraktion von Bündnis 90 Die Grünen hat am Ende der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Rheda-Wiedenbrück ihre Kritik an nicht eingehaltenen Corona-Abständen in den Pausenräumen des Fleischkonzerns Tönnies erneuert. Bereits Anfang April hatten Andreas Hahn und Hans Hermann Heller-Jordan in dieser Sache Bürgermeister Theo Mettenborg angeschrieben und einen Fragenkatalog zugeleitet.Samstag, 9. Mai: Die Maßnahmen, die die NRW-Landesregierung nach dem Corona-Ausbruch bei Westfleisch in Coesfeld ergreift, betreffen auch Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe, darunter den Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, der dort an seinem Hauptstandort rund 6.000 Mitarbeiter beschäftigt. Auch hier sollen nun alle Beschäftigten auf Werkvertragsbasis getestet werden und die Wohnungen dieser Mitarbeiter auf ihre hygienischen Bedingungen hin geprüft werden. Montag, 11. Mai: Der Kreis Gütersloh startet mit systematischen Reihen-Tests bei Mitarbeitern von Schlachtbetrieben. Im Kreisgebiet werde man insgesamt 16 Schlachtbetriebe unter die Lupe nehmen, gestartet werde bei Tönnies. Man arbeite sich &bdquo;von den Großen zu den Kleinen" vor, hieß es vom Kreis.Freitag, 15. Mai: Erste Ergebnisse der Testungen werden bekannt: Der Fleischkonzern teilt mit, dass drei der bislang getesteten Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert sind. Sie befinden sich alle in häuslicher Quarantäne – ihre Kontaktpersonen wurden informiert. Eine Debatte um die Wohn- und Arbeitsbedingungen von Werkvertragsarbeitern beginnt.Donnerstag, 28. Mai: Tönnies meldet 19 neue Fälle. Zwei Mitarbeiter aus der Produktabteilung hatten Kontakt zu später positiv getesteten Besuchern einer Kirche. Tönnies setzt die Testungen freiwillig fort.Dienstag, 9. Juni: 13 Corona-Neuinfektionen hat der Kreis Gütersloh übers Wochenende gemeldet. Neun Fälle davon stehen im Zusammenhang mit Infektionen von Personen, die beim Schlachtbetrieb Tönnies tätig sind.Mittwoch, 10. Juni: Der Fleischkonzern meldet 27 neue Corona-Fälle im Betrieb. Der Anstieg bereitet Krisenstabsleiter Thomas Kuhlbusch Sorge – vor allem wegen der Aufhebung der Quarantäne-Verpflichtung nach Auslandsaufenthalten.Dienstag, 16. Juni: Die Sorge steigt. Nachdem über das Wochenende 48 Neuinfektionen gemeldet wurden, 46 davon bei Tönnies, steigt die Angst im Kreis Gütersloh vor einem erneuten Lockdown. Landrat Sven-Georg Adenauer hat die Firma Tönnies zum Krisengespräch ins Kreishaus einbestellt. Mittwoch, 17. Juni: 1.000 Mitarbeiter hat der Kreis Gütersloh am Dienstag auf dem Werksgelände bei Tönnies auf Covid–19 getestet – von 500 ausgewerteten Test sind bereits 400 positiv. Im Kreis Gütersloh sollen Schulen und Kitas geschlossen werden.

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