Gesellenjahr im Ausland: Wie ein Azubi von der Karriere in Amerika träumt

Rheda-Wiedenbrück. In die USA wollte Bastian Kneuper schon immer. Nun geht sein Wunsch bald in Erfüllung. Was der 20-jährige Maler-Azubi aus Neuenkirchen sich von seinem Auslandsaufenthalt erhofft, berichtet er in der sechsten Folge der Reihe "Perspektive Ausbildung". Möglich wird ihm der Trip nach Amerika durch ein Stipendium des Deutschen Bundestags. Zwar läuft wegen der Corona-Pandemie nicht alles wie geplant, doch die Freude des USA-Fans ist ungetrübt. Begonnen hat alles mit einem Flyer, den Lehrerin Iris Marx dem jungen Mann in die Hand gedrückt hatte. Sie ist Studien- und Berufswahlkoordinatorin im Fachbereich Gestaltung am Reckenberg-Berufskolleg in Rheda-Wiedenbrück, wo Kneuper den schulischen Teil seiner Ausbildung absolviert. Hier hat er auch zuvor auch die Berufsfachschule im Bereich Holz- und Metalltechnik besucht hat. Marx berichtet, dass sie versuche, ihre Schüler zu unterstützen, selbstbewusst ihren Weg zu gehen, auch wenn das mal mit Rückschlägen und mal mit Erfolgen belohnt werde. Es sei aber nicht immer einfach, Schüler mit Berufsorientierung zu erreichen und beim Berufseinstieg zu unterstützen. &bdquo;Es bräuchte viel mehr offene, niederschwellige Angebote", meint sie. Dafür müsste aber aus ihrer Sicht viel stärker in Sozialarbeit an den Schulen investiert werden. Als Juniorbotschafter in die Vereinigten Staaten Bastian Kneuper jedenfalls hat sie erreicht. Der Maler-Azubi war begeistert von dem &bdquo;Parlamentarischen Patenschafts-Programm" (PPP), das ein halbes Jahr Praktikum in einem oder verschiedenen Betrieben und ein Semester Studium an einem amerikanischen College versprach. &bdquo;Ich habe mich dann beworben und gedacht: Vielleicht klappt’s ja", erzählt Kneuper. Das Prinzip des Austauschprogramms von Bundestag und US-Kongress: Junge Berufstätige gehen für ein Jahr in die USA, lernen Land, Leute und Berufsleben kennen und vertreten dabei Deutschland als Junior-Botschafter. Untergebracht werden die jungen Leute bei Gastfamilien. Das gesamte Bewerbungs- und Auswahlverfahren für das Programm sei sehr umfangreich, berichtet Kneuper. &bdquo;Man muss auch sehr viel Zeit haben, um das alles auszufüllen", sagt er über das Bewerbungsformular. Ihm habe stellenweise seine Mutter dabei geholfen. Manche Fragen seien aber auch recht persönlich, meint der 20-Jährige. So sei er etwa nach seinem persönlichen Vorbild gefragt worden. Hier habe er den 2013 verstorbenen Schauspieler Paul Walker angegeben. Und zwar nicht nur, betont Kneuper, weil der in seiner Lieblingsfilmreihe &bdquo;The Fast and the Furious" mitgespielt habe, sondern &bdquo;weil der immer bodenständig war und was Gutes tun wollte". Auch ein Test der politischen Grundkenntnisse und Einzelgespräche gehörten zum Bewerbungsverfahren. Und als nur noch er und eine andere Bewerberin aus der Region im Rennen waren, habe er dann auch den Gütersloher Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus getroffen. Natürlich müsse man auch gut englisch sprechen können, dafür hat Bastian Kneuper auch einen Test gemacht, dessen Ergebnisse aber noch ausstehen. Volle Rückendeckung Darüber, dass er das alles für sich entscheiden konnte, freue er sich sehr. Und auch wenn wegen der Corona-Pandemie nun alles verschoben und verkürzt wurde – Bastian Kneuper will in jedem Fall gehen. Statt je einem halben Jahr wird er zwar nur je ein Vierteljahr in den USA studieren und arbeiten, für ihn sei es aber trotzdem die Chance, endlich die Vereinigten Staaten kennenzulernen. Bei all dem habe er volle Rückendeckung – von seinem Chef Christian Helfthewes, der ihn nun doch ein wenig länger behält, weil es erst im Januar statt im August losgeht, bis zur Familie. &bdquo;Meine Mutter hat geweint – ich weiß aber nicht ganz, ob nur aus Freude", meint Kneuper. Ein wenig Sorgen mache sie sich wahrscheinlich schon, gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und den Protesten der vergangenen Wochen. Kneupers Entschluss aber ist ungebrochen - schließlich soll es ja auch erst Anfang des nächsten Jahres losgehen. Er wünscht sich, dann in einer größeren Stadt unterzukommen. &bdquo;Ich wohne ja jetzt in einem kleinen Dorf, da würde ich das Großstadtleben gerne kennenlernen." Am liebsten da, wo es warm ist. Miami und Los Angeles stehen ganz oben auf seiner Liste. Gerne will Bastian Kneuper auch in den USA als Maler arbeiten, schließlich mache ihm das ja viel Spaß. Herausgefunden habe er das vor seiner Ausbildung über verschiedene Praktika. Besonders viel Spaß Freude er an der Gestaltung von Fußböden und an speziellen Design-Techniken. Seine große Hoffnung: In einem amerikanischen Betrieb einen Fuß in die Tür zu kriegen. &bdquo;Da das Visum nur für diese Zeit gültig ist, muss ich danach eigentlich wieder nach Deutschland. Aber wenn man mir dort einen Job anbieten und ich ein Visum bekommen würde – ausschlagen würde ich das wohl nicht."

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