Gütersloh kauft jetzt mit Maske ein - so war der erste Tag mit Zwang

Gütersloh. Manchmal sieht man sie, manchmal nicht. Vor der Hauptpost an der Kaiserstraße jedenfalls ist die Security unübersehbar. Ein Sicherheitsmann hat sich dort aufgebaut und lässt nur Kunden hinein, die Masken tragen; und davon immer nur fünf zur Zeit. Versucht es mal ein Kunde ohne Maske, kann er noch so viele Pakete tragen und noch so viel Überredungskunst bemühen, es hilft nichts: Kein Einlass. Bei der Post nicht und woanders auch nicht mehr. Die Maskenpflicht – seit Montag gilt sie. Für die Geschäfte heißt das: Es wird nur noch der bedient, der maskiert ist. Beim Rewe-Markt an der Berliner Straße halten sich fast alle dran, und für die wenigen Maskenlosen ist gesorgt: Direkt am Eingang finden sie einen großen Gitterkorb mit zwei Varianten vor: Hochwertige FFP2-Masken für 15,99 Euro den Doppelpack oder einfache Partikelfilter-Halbmasken für 1,30 Euro das Stück. Gekauft, aufgesetzt, erst dann geht’s hinein. Für Andrea Fortkord und ihre Tochter Nele, die gerade den Wagen mit dem Wocheneinkauf aus dem Rewe schieben, ist die Maskenpflicht in Ordnung. &bdquo;Wir empfinden das nicht als Zumutung, sondern als richtig und angemessen", sagt die Mutter. Man müsse sich, vor allem aber die anderen schützen. Bei einigen Krankenhausbesuchen in den vergangenen Tagen hatten sie sich schon an das Maskentragen gewöhnt. Auch in den Bussen scheinen die Fahrgäste diszipliniert. &bdquo;Bislang keine Probleme", meldet Busfahrer Sinan Gök mittags auf der Linie 202. &bdquo;Zum allergrößten Teil", sagt Stadtwerke-Sprecherin Sina Schäffer, seien die Fahrgäste der neuen Vorgabe gefolgt. Steige jemand ohne Mund-Nasen-Bedeckung ein, werde er vom Busfahrer ermahnt, aber mitgenommen. &bdquo;Zum Start sind wir nachsichtig gewesen", so Schäffer. &bdquo;Wir setzen darauf, dass diese Fahrgäste einsichtig sind und schon beim nächsten Mal eine entsprechende Bedeckung tragen." Die Corona-Schutzverordnung sehe in Paragraf 12a für die Nutzung von Beförderungsleistungen nun mal das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vor. Unterdessen leidet der Handel nach wie vor unter der Situation. Karstadt – nach wie vor zu. Klingenthal, Finke, Media Markt – erst seit gestern mit abgetrennten, spärlichen 800 Quadratmetern wieder am Markt. 40 Prozent sei der Gütersloher Innenstadthandel noch von seinem Normalniveau entfernt, schätzt Vorsitzender Rainer Schorcht, trotz Wiedereröffnung der meisten Läden vergangene Woche und trotz vermuteter Konsumstaus. &bdquo;Die Frequenz in der Innenstadt ist längst noch nicht wie früher." Schorcht, auch stellvertretender Vorsitzender des Handelsverbandes OWL, empfing gestern in seinem Fotoladen Besuch von Ralph Brinkhaus. Er konnte dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag insofern berichten, dass die politisch gewünschte Frequenzsteuerung ganz gut funktioniere. &bdquo;Eine behutsame Rückkehr zur Normalität, ja, das ist es, mehr aber nicht", sagt Schorcht. Er hoffe, dass nach den Textil- und Schuhläden auch die Spezialgeschäfte nach und nach wieder Tritt fassten. Sorgen bereiten ihm allerdings – neben Karstadt – die eher handwerklich tätigen Kollegen, die direkt am Kunden respektive Patienten arbeiten: Friseure, Nagelstudios, Physiotherapeuten. &bdquo;Höchste Zeit, dass sie Umsatz machen." Dass den großen Geschäften nun auch in NRW erlaubt ist, eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern abzutrennen, findet Schorcht &bdquo;fair und richtig". Doch der erste Eindruck gestern bei Finke: Ernüchternd. Am Nachmittag,15 Uhr, stehen auf dem Kundenparkplatz hinter dem Modehaus gerade mal drei Autos. Total hatte sich Markus Finke auf die Wiedereröffnung gefreut, und nun das. &bdquo;Ich hoffe, dass es im Laufe der Woche besser wird, aber deprimierend ist dieser Anblick schon." Zwar habe er weiterhin 50 Prozent Kurzarbeit, sprich: halbe Belegschaft angemeldet, doch selbst das sei offenbar zu viel. Immerhin, im Sportgeschäft am Kolbeplatz laufe es etwas besser, dort hätten die Mitarbeiter mehr zu tun. Bei Klingenthal überwiegt vorerst Erleichterung. &bdquo;Der Kampf um das Abtrennen von Verkaufsflächen hat sich gelohnt", sagt Geschäftsleiterin Heike Pollmann. Die Obergeschosse sind per Flatterband gesperrt, die Damenabteilung im Erdgeschoss ist verkleinert und um einige Ständer für Herren- und Kindermode ergänzt. Zu den ersten Kunden zählen Christine und Bernd Hoffmann aus Brockhagen. Vor wenigen Tagen feierten die beiden 70-Jährigen Goldhochzeit – nur mit ihren drei Kindern und Essen vom Griechen. &bdquo;Das war natürlich nicht so wie geplant, aber schön war es trotzdem", sagt Bernd Hoffmann. Die Wiedereröffnung von Klingenthal, ihrem Stammgeschäft, hatten sie geradezu herbeigesehnt, auch wenn das Warten bedeutete, jetzt nur mit Schutzmaske einkaufen zu dürfen. Im übrigen aber: Wenig Betrieb, kaum Kunden, weitgehend unbeschäftigte Verkäuferinnen. Vielleicht muss es sich noch herumsprechen, dass Kunden, die keine Maske haben, von Klingenthal mit einer versorgt werden. Das gleiche Angebot macht auch die Optikerei Dodt. Schick sehen deren Masken aus, hochwertig und mit einem Brillenmotiv. Außerdem trumpft Marcus Dodt mit einem weiteren Service auf: Er bietet Tücher an, die verhindern, dass die Brillen beschlagen. Dass es dafür einen Bedarf gibt, werden viele Brillenträger am ersten Tag der Maskenpflicht gemerkt haben.

Meistgelesen