Große Ketten wollen Miete stunden - Gütersloher Vermieter betroffen

Gütersloh. Dass er für seine Immobilie an der Berliner Straße 48-50 von H&M ab April voraussichtlich erst einmal keine Miete sehen wird, hat Horst Tewesmeier aus dem Fernsehen erfahren. &bdquo;Ich habe von denen keine Nachricht", sagt er. Wie einige andere Kaufhäuser und Modeketten auch will H&M die Mieten für ihre Läden aufgrund der Corona-Krise stunden. In Gütersloh betrifft das nun außerdem Galeria Karstadt, ebenfalls an der Berliner Straße, sowie die beiden Deichmann-Filialen. Auf NW-Anfrage schreibt die H&M-Group, man stehe mit allen Partnern, auch den Vermietern, im engen Kontakt. &bdquo;Es ist nicht richtig, dass die H&M Group in Deutschland keine Mieten mehr zahlt, wir setzen diese vorerst aus", heißt es. Angesichts der aktuellen Situation sei eine kurz- und mittelfristige Auswirkung auf das Geschäft unvermeidlich. Ziel sei es, schnell individuelle Lösungen zu finden, um die Auswirkungen für beide Seiten so gering wie möglich zu halten. Vermieter Horst Tewesmeier findet das Verhalten des Konzerns jedenfalls nicht in Ordnung. &bdquo;Die Bank bucht bei mir doch auch weiterhin jeden Monat ab." Hohe Belastungen Auch Galeria Karstadt hat die Mietzahlungen für die Geschäfte gestoppt. Da alle Karstadt-Immobilien der Highstreet-Holding gehören, ist hier kein privater Vermieter dadurch betroffen. Highstreet möchte sich laut einem Sprecher zu diesem Zeitpunkt zu den aktuellen Entwicklungen noch nicht äußern. Inzwischen ist ebenfalls bekannt geworden, dass sich der Galeria mit einem Insolvenz-Schutzschirm sanieren will. Galeria war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Gleich zwei Filialen betreibt Deichmann in Gütersloh. Johanna Pistor, Sprecherin von Deichmann, betont auf Anfrage, dass die Kette niemanden durch ein Stunden der Miete in Schieflage bringen wolle. Deichmann müsse derzeit mit der Schließung der 1.500 Filialen in Deutschland, und einem überwiegenden Teil der Läden weltweit umgehen. Über den Online-Handel, der nur einen geringen Teil des Umsatzes ausmache, lasse sich das nicht ausgleichen. &bdquo;Selbst ein gesundes Unternehmen kann solche Belastungen nur eine begrenzte Zeit tragen." Um die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zu sichern, wolle man gemeinsam mit den Vermietern nach Lösungen suchen. &bdquo;Wir haben kein Interesse daran und werden verhindern, dass Vermieter dadurch in eine Notlage kommen. Sollte sich dies in einzelnen Fällen abzeichnen, würden wir unser Möglichstes tun, um zu helfen." Die gesetzliche Grundlage Möglich wird die Stundung der Miete durch Gesetze, die kürzlich aufgrund der Corona-Krise erlassen wurden. Sie sollen Mieter entlasten, die wegen der Folgen der Ausbreitung des Virus die Miete nicht mehr zahlen können. Ihnen kann danach nicht mehr wie vorher fristlos gekündigt werden, wenn sie mehr als eine Miete nicht bezahlt haben. Das Ganze gilt sowohl für gewerbliche als auch private Mieter von April bis Juni. Es gibt allerdings Voraussetzungen: Der Mieter muss nachweisen, dass seine Zahlungsunfähigkeit durch die Corona-Krise begründet ist, und er muss die Miete innerhalb der nächsten zwei Jahre nachzahlen. Diese Voraussetzungen unterstreicht auch Silvia Welscher, Vorsitzende von Haus und Grund Gütersloh. Sie verweist auf die Forderung ihres Dachverbands, Kleinvermieter vor großen Ausfällen bei den Mietzahlungen zu schützen. Denn gerade kleine private Vermieter könne ein Aussetzen von Mietzahlungen hart treffen. &bdquo;Die leben ja zum Teil von ihren Mieteinnahmen", erklärt sie. Sie appelliert darum an Mieter und Vermieter, in diesen Zeiten der Krise erst einmal miteinander zu reden. &bdquo;Wenn Mieter und Vermieter ein vernünftiges Verhältnis haben, dann findet man auch jetzt eine Lösung."

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