24 Millionen Euro: Neue Feuerwache in Gütersloh ohne Raumreserve

Gütersloh. Von außen sieht die neue Feuer- und Rettungswache auf dem Marktplatz an der Friedrich-Ebert-Straße bezugsfertig aus. Doch hinter der Fassade aus rostrotem Wittmunder Klinker wartet noch einiges an Arbeit. Ein Höchstmaß an Sorgfalt und Präzision verlangt beispielsweise die Einrichtung der neuen Kreisleitstelle, wo sämtliche Notrufe aus dem Kreis eingehen und in Einsätze umgesetzt werden. Die Arbeiten dort haben gerade erst begonnen. Wie die Verantwortlichen gestern bei einem Rundgang mitteilen, zieht die Berufsfeuerwehr bis Ende Dezember mit rund einem halben Jahr Verspätung um. Die Kreisleitstelle nimmt etwas eher, Mitte bis Ende November, den Probebetrieb auf. Nach einem oder zwei Tagen soll dann der Schalter endgültig umgelegt werden. Zum Grund der Verzögerungen erläutert die erfahrene städtische Projektleiterin Christa von der Lippe: &bdquo;Da ist eines zum anderen gekommen". Bereits der Rohbau sei nicht ganz im Zeitplan geblieben. Dann sei im Sturm ein Baugerüst eingestürzt. Dies habe Sachverständige auf den Plan gerufen, ehe dort weiter gearbeitet werden konnte. Außerdem wurde insgesamt drei Mal der Kampfmittelräumdienst gerufen, weil man im Boden auf verdächtige Metallteile stieß. &bdquo;Zum Glück keine Bomben", sagt Oliver Eichstädt (46), der das Bauvorhaben als Vertreter der Feuerwehr eng begleitet. Die Teile hätten sich als alte Verankerungen von Zirkuszelten entpuppt. "Verbesserte Abläufe sind der entscheidende Vorteil" Trotz der Verzögerungen ist die Vorfreude auf bessere Arbeitsbedingungen als am nicht weit entfernten Altstandort deutlich spürbar. &bdquo;Der entscheidende Vorteil sind die verbesserten Abläufe", sagt Feuerwehrchef Joachim Koch. Das gelte für viele Stellen, von Werkstatt über die Reinigung und Hygiene bis zur Abgasabsaugung, die ohne eine Vielzahl von Schläuchen auskomme. &bdquo;Außerdem bekommt künftig jedes Fahrzeug sozusagen ein Dach über den Kopf", meint Brandamtmann Eichstädt. Es gebe Stellplätze für 32 Fahrzeuge. Bislang stehen Fahrzeuge weg Platzmangels draußen oder in Garagen hintereinander. Noch ist einige Fantasie vonnöten, um sich die Feuerwehr am neuen Ort im Einsatz vorzustellen. Kein einziges Löschfahrzeug und kein einziger Rettungswagen in der riesigen Halle. Ausrüstung, Material - alles noch nicht eingeräumt, die Alarmierungssysteme noch noch scharf geschaltet. Und beim Anblick der Rutschstangen stellt sich die Frage: &bdquo;Ist das noch zeitgemäß?" Eine schnellere und sichere Methode zum Einsatzfahrzeug zu kommen, gebe es nicht, sagt Oliver Eichstedt. In seinen 26 Dienstjahren habe sich auf diesem Weg nach unten noch kein Kollege verletzt. &bdquo;Auf der Treppe hingegen passiert schon der eine oder andere Unfall." Hartes Training auf der Atemschutzstrecke Wie hart das Training eines Brandmeisters mitunter ist, wird in der Atemschutzübungsstrecke deutlich. Nach einem Aufwärmprogramm auf dem Laufband und einer Leiter ist in voller Montur eine Art Käfigparcours zu bewältigen, in einem verdunkelten und vernebelten Raum voller Hindernisse. Mindestens einmal im Jahr sei dieses Training zu absolvieren, sagt Oliver Eichstädt. Das gilt für alle 120 Einsatzkräfte bei der Berufsfeuerwehr. Darunter sind sieben Frauen – Tendenz steigend, wie es heißt. Beim Rundgang ist einiges Interessantes über den Arbeitsalltag zu erfahren. Die Kollegen arbeiten im 24-Stundendienst von 8 bis 8 Uhr. Der Arbeitsdienst dauert bis 19.30 Uhr Dann gilt Bereitschaftsdienst mit der Möglichkeit, sich auszuruhen oder im Fitnessraum zu trainieren. Eine Küche ist ebenfalls vorhanden. &bdquo;Wir kochen selbst", sagt Eichstädt. Einen Koch gebe es nicht. &bdquo;Doch, einen," korrigiert er sich und lacht, als er Joachim Koch anschaut. "Wir sind voll belegt" Was ist mit dem Kostenrahmen? Der wird eingehalten, heißt es. Knapp 24 Millionen kostet das Projekt Feuerwache. Eine Raumreserve ist nicht im Preis enthalten. &bdquo;Wir sind voll belegt", sagt Oliver Eichstädt. Allerdings sei bereits an Erweiterungsmöglichkeiten gedacht worden, ergänzt Projektleiterin von der Lippe. &bdquo;Die Kreisleitstelle ist statisch so verstärkt worden, dass eine Etage oben drauf gesetzt werden kann." Auch wäre es denkbar, über eine Brücke einen Erweiterungsbau auf der anderen Seite der Prekerstraße anzudocken. Freilich müsste dann das dort gelegene Mehrfamilienhaus weichen. Das sei jedoch Zukunftsmusik.

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