„Das geht keinen was an“: Wie entsorgt man alte Unterlagen richtig?

Gütersloh. Sieben, acht Autos stehen Schlange vor den beiden unscheinbaren Containern. Der Entsorgungspunkt an der Carl-Zeiss-Straße läuft über. Eine ältere Frau hat nur einen kleinen Leinenbeutel mit privaten Unterlagen, ein Unternehmer vielleicht 20 Ordner mit sensiblem Material. In nur zwei Stunden füllen sich zwei Mulden mit insgesamt 14 Kubikmeter Fassungsvermögen: Fotos von Familienfesten, Wandkalender, Kontoauszüge, Geschäftsbriefe, Kassenbücher, Steuerunterlagen und Urkunden. Der korrekte Umgang mit sensiblen Schriftstücken wird immer dringlicher. Und deren Entsorgung. Während der ältere Herr scherzt, &bdquo; ... mein Name ist Helmut Schröder, sie wissen schon, zweimal Bundeskanzler ...", schmeißt Enkel David bei schwülen 25 Grad Temperatur mehrere Kilogramm Ordner in die Mulde. &bdquo;Das ist einfach praktisch, um verjährte Firmenunterlagen zu entsorgen", sagt er. &bdquo;Bis wir das im Unternehmen weggeschreddert hätten, das hätte ewig gedauert." Wie man denn früher mit solchen Aktenbergen verfahren sei, daran kann sich Großvater Helmut Schröder gar nicht erinnern. &bdquo;Ich weiß es gar nicht mehr. Jedenfalls war das nicht so einfach." "Als Rentner muss ich mir andere Wege suchen" Bei der Eröffnung des Entsorgungspunktes im Jahr 2012 &bdquo;hatten wir 10.000 Kunden, 2018 bereits 45.000, Tendenz stark steigend", sagt Thomas Schikora von der Stadtreinigung Gütersloh. &bdquo;Die sichere und zuverlässige Datenvernichtung ist eine konsequente Weiterentwicklung." Denn der von Stadt und kreiseigener Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen (GEG) eingerichtete Platz soll den Bürgern die Möglichkeit geben, alle Abfälle zentral zu entsorgen. &bdquo;Mit der zusätzlichen Einrichtung für die kostenlose Vernichtung von Datenmüll sind wir dem Ziel sehr nahe gekommen." Die anfängliche gesamte Müllmenge am Standort sei von 2.000 Tonnen (2012) auf 5.500 (2018) Tonnen gestiegen. Werner Hollenhorst war früher bei der Stadtverwaltung. &bdquo;Ich habe alte Kontoauszüge. Die konnte ich früher über Behördenwege entsorgen lassen. Als Rentner muss ich mir andere Wege suchen, darum kommen die jetzt in die Mulde. Ich habe zwar nichts zu verbergen, aber man weiß ja nie", sagt er. Jetzt ist er auf der sicheren Seite, da der gesamte Datenmüll bei der zuständigen Entsorgungsfirma in einen riesigen Schredder kommt. "Wenn ich das in die Papiertonne schmeiße, ist das halt nicht sicher" Hollenhorst denkt wie viele Menschen heute auf dem Hof des Entsorgungspunktes. Natürlich könnte ein kleiner Schredder die Arbeit verrichten, sofern einer zur Hand ist. Aber bereits ab drei Ordnern könnte das schnell zu einer Mammutaufgabe ausarten. Thoma Schikora von der Stadt zeigt sich zufrieden, dass die Menschen die Entsorgung von sensiblen Unterlagen nicht auf die leichte Schulter nehmen. &bdquo;Wenn ich das in die Papiertonne schmeiße, ist das halt nicht sicher, die steht offen herum." Da könne jeder mal hereingreifen. Ob und wie das für den Bürger schadhaft sein könnte, ist allerdings reine Spekulation. Gisela und Richard Kissel nutzen den Tag fürs Aufräumen. &bdquo;Ich war kaufmännisch tätig und habe mich schon früh für den Umgang mit Daten sensibilisiert", sagt sie. &bdquo;Alles was unsere Namen oder Adresse trägt, werfen wir grundsätzlich nicht in die Papiertonne." Richard Kissel bestätigt die Familienstrategie. &bdquo;Ich habe immer mal wieder was neben fremden Tonnen liegen sehen. Auch Kontoauszüge", sagt der ehemalige Prokurist. Es gebe Dinge, die andere Menschen nichts angingen. &bdquo;Alte Versicherungsunterlagen oder sogar Arztberichte haben dort nichts zu suchen." Da seien sie sich einig, sagen sie, steigen in ihr Auto und machen Platz.

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