Betrüger gibt sich als verunglückter Enkel aus - 79-Jährige glaubt ihm

Gütersloh. &bdquo;Ich hatte einfach Angst", sagt Annegret Hosch (Name von der Redaktion geändert). Auch nach inzwischen zwei Wochen überlege sie noch, was sie hätte anders machen können. Bei der 79-Jährigen hat ein Betrüger angerufen, sich als ihr verunglückter Enkel ausgegeben und 15.000 Euro verlangt. So lief das Gespräch am Telefon Noch wenige Tage bevor bei ihr das Telefon klingelt, warnt die Polizei in der Zeitung vor Betrug am Telefon. &bdquo;Darauf falle ich doch nicht rein", hat Hosch da noch entschieden zu ihrer Familie gesagt. An diesem Mittag ist sie dann aber erschöpft von den Vorbereitungen eines Nachmittags mit Freunden und will sich noch kurz hinlegen, als das Telefon klingelt. Am Ende der Leitung ist vermeintlich ihr Enkel und sagt, dass er mit einem geborgten Auto einen Unfall gebaut habe und jetzt Geld brauche. Auf ihre Erwiderung, dass er doch seinen Eltern Bescheid sagen solle, sagt er, dass es dann nur Ärger gebe. Der Unfall sei auch nicht angezeigt worden, weil er dann für immer seinen Führerschein verlieren würde. Er sei jetzt in der Werkstatt und brauche dringend Geld, wenigstens 15.000 Euro. &bdquo;Das ist doch ein Enkeltrick", sagt die Gütersloherin sogar zwei Mal. &bdquo;Wie gut kennst du mich, Oma", erwidert er. Der Mann am Telefon redet lange auf sie ein, sucht ihr Telefonnummer und Öffnungszeiten ihrer Bank raus und sagt, dass sie sich beeilen müsse, bevor die Filiale in Avenwedde schließt. Eine Bankmitarbeiterin verhindert die Auszahlung Angekommen bei der Bank, ist Hosch dann sehr nervös und findet ihren Ausweis nicht auf Anhieb. &bdquo;Frau Hosch, ist was?", fragt Bankmitarbeiterin Nicole Schmidt und nimmt sie mit in ihr Büro. Dort erzählt Hosch ihr, dass sie das Geld dringend für ihren Enkel braucht. &bdquo;Ich gebe ihnen das Geld jetzt nicht", sagt Schmidt daraufhin. &bdquo;Kommen Sie einfach heute Nachmittag nach unserer Pause mit ihrem Enkel noch mal her." Spontan umarmt Annegret Hosch die Angestellte und macht sich auf den Rückweg. &bdquo;Das mache ich nicht mehr nur mit mir aus", denkt sie im Auto und fährt zu ihrer Tochter, der Mutter des vermeintlich verunglückten Enkels. Diese ist bereits von Schmidt vorgewarnt, als ihre Mutter ankommt, denn sie hat die Vollmacht über deren Konto. Zusammen verständigen sie die Polizei, fahren wieder zum Haus von Hosch und teilen dem falschen Enkel mit, dass sie das Geld haben. Sie wollen die Täter jetzt schnappen. Wieder klingelt das Telefon. &bdquo;Haben meine Kollegen schon mit ihnen gesprochen?", fragt eine sonore Stimme und stellt sich als Polizeibeamter vor. &bdquo;Ja, die sprechen gerade mit meiner Tochter", antwortet Hosch – und hört daraufhin nie wieder etwas von dem falschen Enkel und dem, wie sich später herausstellt, falschen Polizisten. Heute ärgert sich die Rentnerin über ihr Verhalten. &bdquo;Ich kam ja gar nicht dazu, einen klaren Gedanken zu fassen", sagt sie. &bdquo;Sie wussten seinen Namen und dass er gerade in Bielefeld ist", meint sie. &bdquo;Da dachte ich, dass er irgendwo gefangen gehalten wird. Ich gucke ja auch Krimis." Nicole Schmidt ist sie dagegen sehr dankbar. &bdquo;Eigentlich müsste ich sie immer drücken, wenn ich sie sehe", begrüßt sie sie dann auch, als sie sich in der Volksbank in Avenwedde wieder treffen. Geldwäschebeauftragte schulen die Mitarbeiter &bdquo;Unsere Mitarbeiter werden für solche Fälle geschult", sagt Volksbanksprecher Dennis Will. &bdquo;Sie stellen geschickte Fragen, wenn unsere Kunden ungewöhnlich hohe Summen abheben. Meist kennen sie die Kunden ja schon lange." Der letzte Fall, der in der Filiale aufgefallen ist, war im Dezember. &bdquo;Die Dunkelziffer ist sehr hoch", so Will. &bdquo;Wie viele Geld abheben und es dann verlieren, wissen wir nicht." Auch bei der Sparkasse werden die Fälle nicht gespeichert. &bdquo;Unser Geldwäschebeauftragter sensibilisiert alle Mitarbeiter", sagt Sprecherin Rebecca Müller. &bdquo;Sie sollen auf ihr Bauchgefühl hören und es ansprechen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt." &bdquo;Viele legen direkt auf und manche melden den Anruf dann bei uns. Das ist natürlich der beste Fall", sagt eine Sprecherin der Gütersloher Polizei. &bdquo;Wenige werden dann aber auch betrogen. Das wird es wahrscheinlich immer geben." Der Enkeltrick sei aber inzwischen nicht mehr so modern. Viel häufiger würden jetzt falsche Polizeibeamte bei Senioren anrufen. Aber auch die Polizei kann keine konkreten Zahlen nennen. Betrügereien am Telefon würden unter Straftaten zum Nachteil älterer Menschen erfasst werden. Sei der Anruf – wie häufig in diesen Fällen – aus dem Ausland, gäbe es noch eine andere Erfassungsstelle. Ob modern oder nicht, Annegret Hosch hatte an einem Tag einen falschen Enkel und einen falschen Polizisten am Telefon und ist nur durch das Eingreifen von Nicole Schmidt gut aus der Situation rausgekommen. Damit sie ab sofort sieht, wer sie anruft, hat sie sich jetzt ein Telefon mit Nummernerkennung gekauft.

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