Gütersloher "Neue Mühle" soll wiederbelebt werden

Gütersloh. Es tut sich was am Karpfenteich: Für die leerstehende Traditionsgaststätte "Neue Mühle" zeichnet sich gut zwei Jahre nach der Schließung eine neue Perspektive ab. Auf dem weitläufigen Grundstück an der Herzebrocker Straße soll der Neubau einer Pflegewohngemeinschaft für Menschen mit dementiellen Erkrankungen entstehen. Was viele Gütersloher besonders freuen dürfte: Der einst so beliebte Gastronomiebetrieb an der ehemaligen Kornmühle neben der Dalke soll als Ausflugslokal wiederbelebt werden. Er könne und werde zum jetzigen Zeitpunkt dazu keine Stellung beziehen, ließ Eigentümer und Bauherr Hermann Peitz auf NW-Anfrage mitteilen. Der erfolgreiche Tiefbauunternehmer aus Spexard hatte die Gaststätte samt Saal, Kegelbahn und Schießstand Anfang 2016 erworben. Damals stand bereits fest, das Wirtin Maria Dirksmöller den Betrieb kurz darauf im März einstellen würde, nachdem ihr Ehemann, Gastwirt Heinrich Dirksmöller im Jahr zuvor gestorben war. Der neue Besitzer konnte sich kurz nach Kauf noch keine Folgenutzung vorstellen. So war das auch noch im vorigen Sommer, als die NW bei Hermann Peitz nach etwaigen Plänen für die Immobilie fragte. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert. Bauvoranfrage liegt vor Denn der Stadtverwaltung liegt bereits eine Bauvoranfrage für das Projekt vor. Auch hat sich bereits der Gestaltungsbeirat hinter verschlossenen Türen damit befasst und einige Änderungsvorschläge hinsichtlich der künftigen Architektur gemacht. Derzeit ist vorgesehen, das Fachwerkgebäude als Keimzelle des Areals so weit zu entkernen und zu sanieren, dass der ursprüngliche Charakter wieder zur Geltung kommt. Ergänzt werden soll diese Einheit durch einen modernen Küchen- und Wirtschaftsanbau sowie einen Wintergarten. Somit würde einer der ältesten und bekanntesten Gastronomie-Adressen in Gütersloh neues Leben eingehaucht. Dabei befürchtete manch einer, der "Neuen Mühle" könnte das gleiche Schicksal drohen wie dem ebenfalls traditionsreichen "Bockskrug" am Stadtpark: das endgültige Aus durch Abriss. Die Geschichte der ehemaligen Kornmühle reicht bis ins Jahr 1525 zurück. Wie die heimische Historikerin Elisabeth Sommer schildert, kaufte 1914 Müllermeister Heinrich Dirksmöller die Mühle, der daneben auch die Gaststätte betrieb. Seit 1954 lockte eine spektakuläre Veranstaltung Besucherscharen ans Ufer des benachbarten Teichs: das "Radrennen über Wasser", bei dem die Teilnehmer auf schmalen Holzbohlen einen Parcours über dem Wasser bewältigen mussten - was zur Gaudi des Publikums oft nicht gelang. Vor drei Jahren wurde die Veranstaltung vom Verein ToyRun4Kids als Ausrichter eingestellt. Neben dem Erhalt des Fachwerkgebäudes sehen die aktuellen Pläne den Abriss sämtlicher Anbauten vor. Dazu zählen der Saal, die Kegelbahn sowie die ehemaligen Schießstände und Räume des Schützenvereins Pavenstädt. Vorgesehen ist, auf den frei werdenden Flächen ein Pflegewohnheim zu errichten. Als Betreiber ist dem Vernehmen nach ein örtlicher Pflegedienst im Gespräch. Besonderheit der neuen Einrichtung: Sie setzt bei der Betreuung der Bewohner auf "Tiergestützte Intervention". Dabei handelt es sich um eine Therapieform, dementiell erkrankte Menschen zu aktivieren. "Wo sprachliche Verständigung nur noch eingeschränkt möglich ist, finden Tiere Zugang, gelingen positive und stressfreie Begegnungen. Regelmäßiger Kontakt zu Hunden, Katzen oder anderen Tieren steigert die Lebensqualität, lässt Betroffene innerlich ruhiger und deutlich wacher reagieren", heißt es dazu in der Fachliteratur. Umbauung wird mit Skepsis betrachtet Unterdessen hat sich der Gestaltungsbeirat mit dem Bauvorhaben befasst. Die geplante dreiseitige Umbauung des Fachwerkgebäudes sieht das Gremium eher skeptisch. Dies sei zu überprüfen. Zudem wurde empfohlen, die Anbauten in zeitgemäßer Architektur auszuführen und vom Fachwerkgebäude abzurücken, damit dieses besser zur Geltung kommt. Wann mit dem Um- und Neubau begonnen werden soll, ist noch unklar. Auch zur Höhe der Investitionen wurden keine Angaben gemacht. Von der Stadtverwaltung als Genehmigungsbehörde war ebenfalls keine Stellungnahme zu erhalten.

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