Gütersloh

Wohnpark will Pflege-Beruf attraktiver machen

Im Wettbewerb um die besten Kräfte

Unterstützung: Eine Pflegekraft hilft einer alten Frau beim Trinken. Verrichtungen wie diese gehören zum Alltag in der Pflege. | © picture alliance / dpa

28.03.2017 | 28.03.2017, 15:20

Gütersloh. "Es muss sich etwas ändern in der Pflege", fordert Burkhard Buchen. Der Geschäftsführer des Wohnparks Dr. Murken in Gütersloh kennt die Situation in Gütersloh und in Deutschland. Als Mitglied des Bundesvorstand des DVLAB (Deutscher Verband der Leitungskräfte der Alten- und Behindertenhilfe) sagt er: "Wir wissen, dass schon jetzt 40.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen." Tendenz steigend. Nach Schätzungen der Bertelsmann-Stiftung sollen bis 2030 sogar 500.000 Stellen für Vollzeitpflegekräfte unbesetzt bleiben.

Auch in Gütersloh hat der Wettbewerb um die besten Kräfte längst begonnen. "Glücklicherweise haben wir frühzeitig reagiert und die Zahl unserer Azubis erhöht. Dadurch haben wir immer mehr Bewerber als Stellen", erklärt der Geschäftsführer des Wohnparks Dr. Murken. In den vergangenen Jahren wurde die Zahl der Azubis im Gütersloher Pflegeheim von sechs auf jetzt 20 erhöht.

Und wenn der Leistungsstand passe, seien die Chancen sehr gut, übernommen zu werden. Burkhard Buchen selbst sieht sein Haus also gut aufgestellt, sucht aber trotzdem immer nach guten Pflegefachkräften und nach neuen Wegen. Denn in einem Punkt sind sich mittlerweile alle mit dem Thema Pflege befassten Akteure einig: Der Beruf muss attraktiver werden. Nur wie? Flexibilität ist ein entscheidendes Thema: Pflegekräfte, die Kinder haben, sollen Beruf und Familie miteinander vereinbaren können.

Flexibilität bei Arbeitszeiten gefragt

Das Gütersloher Unternehmen ist im vergangenen Jahr von der Bertelsmann Stiftung als familienfreundliches Unternehmen zertifiziert worden. Aber reicht das, um den Job für Frauen und Männer interessanter zu machen? "Unser Standard ist hoch, natürlich ist es dann leichter, Pflegefachkräfte zu gewinnen", sagt Buchen und ergänzt: "Letztlich muss aber das gesamte Paket für den Mitarbeiter stimmen. Und dabei geht es nicht nur um das Gehalt."

Information

Zuhause für 133 Bewohner

  • Der Wohnpark Dr. Murken bietet in zwei Häusern insgesamt 133 Bewohnern ein Zuhause.
  • Zehn Wohngruppen mit jeweils 10 – 14 Personen lassen den Bewohnern Raum für Selbstständigkeit.
    Insgesamt sind 60 Mitarbeiter in Gütersloh beschäftigt, darunter 20 Auszubildende.
  • Der Wohnpark ist Teil der Christophorus-Gruppe, zu der insgesamt sieben Alten- und Behindertenpflegeheime gehören.

Die Arbeitgeber in der Pflegebranche hätten inzwischen erkannt, wie wichtig es ist, sich um die Bewohner und gleichzeitig auch um die eigenen Mitarbeiter zu kümmern. So gebe es Angebote für Fitnessstudios, Fitnessprogramme, Betriebssport, Workshops zur Mobilität, rückenschonendes Arbeiten, gesunde Ernährung und spezielle Schulungen für Pflegekräfte, die wieder in den Beruf einsteigen möchten. Mit solchen Angeboten würden Arbeitgeber den Pflegekräften helfen, selbst lange gesund zu bleiben und Spaß am Job zu haben.

Und auch für Azubis gebe es Angebote. Wer Kinder oder Familienmitglieder versorgen muss, könne seine Ausbildung zum Beispiel auch in Teilzeit absolvieren. Dann dauerte die Ausbildung allerdings nicht drei, sondern vier Jahre. Dem Geschäftsführer des Wohnparks Dr. Murken reicht das noch nicht. Er hat mit seinem Team einen internen Zirkel ins Leben gerufen: Insgesamt 14 Mitglieder aller Berufsgruppen im Haus treffen sich jetzt alle zwei Wochen zu einer Art Ideenwerkstatt.

Dabei wurde deutlich: Schicht- und Wochenenddienste gehören zum Pflegejob, sind aber nicht gerade beliebt. Kreativität ist also gefragt: Wie kann man beispielsweise Arbeitszeiten verbessern, flexibler gestalten und gleichzeitig die Qualität der Pflege im Haus sicherstellen? Wie schafft man es, die Azubis im Arbeitsalltag besser zu begleiten, zu schulen und die Kommunikation zu verstärken? "Die ersten Ergebnisse sind ermutigend", sagt Buchen.

Wichtiger noch ist ihm aber das Signal der gemeinsamen Ideenwerkstatt: "Wir alle lieben, was wir tun, und wir haben erkannt, dass wir jetzt gemeinsam den Pflegeberuf weiterentwickeln müssen."