Gütersloh

"Radrennen über Wasser" geht unter: Das Aus der traditionsreichen Veranstaltung

Die Absage hat nichts mit dem Verkauf der Neuen Mühle an den Unternehmer Hermann Peitz zu tun

Ein Teilnehmer des „Radrennens über Wasser" fischt sein Fahrrad aus dem Karpfenteich. Solche Szenen wird es wohl nie wieder geben. | © Raimund Vornbäumen

Johannes Hülstrung
05.08.2016 | 05.08.2016, 11:23

Gütersloh. Dass die Teilnehmer gelegentlich ins Wasser fallen, gehört zur Natur der Sache. Nun folgt ihnen aber gleich die ganze Veranstaltung: Das traditionsreiche "Radrennen über Wasser" wird eingestellt. Die für den 20. und 21. August geplante, mittlerweile 54. Auflage kann in diesem Jahr nicht stattfinden. Der Grund für die Absage sind zu geringe Anmeldezahlen im Starterfeld. Einen neuen Versuch im kommenden Jahr wird es wohl nicht geben: "Da ist ein Strich drunter. Das war’s", sagt Veranstalter Hans-Jörg Milse vom Verein "ToyRun4Kids".

Nur elf Einzelstarter und ein einziges Team haben sich angemeldet - deutlich zu wenig für Milse. "Wir hätten mindestens 40 Teilnehmer gebraucht", sagt der 54-Jährige. Bereits vor zwei Jahren hatte es Probleme mit dem Teilnehmerfeld gegeben. Trotz über 50 Anmeldungen erschienen wegen des schlechten Wetters nur knapp über 30 Personen. Der Start musste um eine Stunde nach hinten verschoben und das Rahmenprogramm ausgebaut werden.

Moderator und Organisator Hans-Jörg Milse bedauert das Ende des Radrennens. - © Raimund Vornbäumen
Moderator und Organisator Hans-Jörg Milse bedauert das Ende des Radrennens. | © Raimund Vornbäumen

Mit noch weniger Teilnehmern sieht Milse keinen Sinn mehr in dem Radrennen über den Teich an der Neuen Mühle. Trotzdem sei ihm die Absage schwer gefallen: "Wir sind alle sehr enttäuscht, aber es geht nicht anders. Besonders leid tut es mir für die Tausenden Besucher, die jedes Jahr gekommen sind." Traurig sei auch Jens Dänner, der einzige der elf angemeldeten Starter, der nicht aus der Region stammt. Er wäre für das Radrennen eigens aus Ubstadt-Weiher im Landkreis Karlsruhe angereist.

Nur ein einziges Team angemeldet

So begeistert Dänner auf das Rennen hinfieberte, so verhalten ist die Resonanz potenzieller Konkurrenten. Die Zurückhaltung erklärt sich Milse mit der stark gesunkenen Risikofreude. "Knochenbrüche hatten wir zwar zum Glück nie, aber Schrammen und blaue Flecken waren an der Tagesordnung", sagt er. "Bei der Fahrt mit dem Rad über die nassen Planken gibt es natürlich ein Grundrisiko."

Etwas weniger gefährlich sind das "Pompfen", bei dem sich zwei Kandidaten mit übergroßen "Wattestäbchen" bekämpfen, und "Zieht die Mama über den Teich". Dabei muss ein weibliches Mitglied der Gruppe auf einem Rettungsboard des DLRG möglichst schnell über den Teich gezogen werden. Beide Disziplinen bilden gemeinsam mit dem eigentlichen Radrennen den Firmen- und Vereinswettbewerb.

Die extrem geringe Resonanz dabei ist für Milse ein Schlag ins Gesicht. Lediglich ein Viererteam des TSC Viktoria Clarholz hatte sich bereit erklärt. Und das, obwohl als Preisgeld insgesamt 5.000 Euro für die Jugendarbeit der Vereine ausgeschrieben waren. "Außerdem können sich die Vereine bei uns doch hervorragend präsentieren", sagt Milse.

Gesamter Verein gefährdet

Das Ende des Radrennens gefährdet auch den gesamten Verein "ToyRun4Kids". Milse befürchtet, nun weniger karitative Aktionen durchführen zu können. "Im Schnitt haben wir jedes Jahr 10.000 Euro mit dem Rennen erzielt, insgesamt über 100.000 Euro seit 2005", sagt er. "Das Geld kriegen wir auf anderem Wege niemals zusammen." Dennoch will der Verein natürlich weiter arbeiten.

Die Zukunft des Radrennens war ohnehin ungewiss - aber eigentlich nicht wegen mangelndem Interesse. Vielmehr hatte der Verkauf der Neuen Mühle für Unruhe gesorgt. Ende März war Wirtin Maria Dirksmöller ausgezogen. Der neue Inhaber, Tiefbauunternehmer Hermann Peitz, hat sich nach wie vor nicht zur künftigen Verwendung des Geländes geäußert.

Das Radrennen hatte er für dieses Jahr zugelassen. "Da gab es keine Probleme", betont Hans-Jörg Milse. Ein anderer Ort, das Nordbad etwa, wäre für ihn nicht in Frage gekommen: "Das Event lebte von der Schadenfreude, wenn die Teilnehmer in das Brackwasser des Karpfenteichs fielen." Darüber muss er sich nun keine Gedanken mehr machen. Das Radrennen ist aus anderen Gründen untergegangen.