Diebe plündern Luxuskarossen

Gütersloh. Schläuche hängen heraus, wo sich einst die Kühler der Luxuskarossen befanden. Die edlen Ledersitze der beiden Limousinen sind mit unzähligen Splittern der eingeschlagenen Seitenscheiben übersät. Noch Tage, nachdem brachiale Autoknacker auf dem Gelände des Autohauses Walkenhorst an der Hülsbrockstraße zugeschlagen haben, sind die Spuren der Zerstörung unübersehbar. "Und es wird wohl auch noch einige Zeit dauern, bis wir die beschädigten Autos repariert haben", sagt Filialleiter Stefan Hillbrecht. Derzeit stehen die beiden betroffenen Fahrzeuge in einer Halle im hinteren Teil des Autohauses. Wie berichtet hatten unbekannte Täter in der Nacht zu Donnerstag zwei hochwertige Gebrauchtwagen mit erheblicher Gewalt aufgebrochen und sich wie in einem Ersatzteillager an den Fahrzeugen bedient. Fachmännisch montierten sie die kompletten Frontpartien der beiden 7er-BMW ab, ließen Scheinwerfer und sogar die Kühler mitgehen. Aus einem der Fahrzeuge bauten sie das Lenkrad inklusive Airbag aus, aus dem anderen versuchten sie die Tachoeinheit zu stehlen. "Dabei aber haben sie aufgegeben, vermutlich, weil beim Ausbauversuch das Glas gerissen und das Teil somit für sie wertlos geworden ist", vermutet Hillbrecht. Stattdessen knackten sie den Kofferraum eines weiteren BMW und entwendeten hieraus einen Satz Sommerreifen mitsamt Alufelgen. Die Täter seien höchst selektiv vorgegangen. "Die wussten ganz genau, worauf sie aus waren - und wie sie drankommen würden", sagt Hillbrecht. Zurück blieben jede Menge Scherben und drei mehr oder weniger geplünderte Autos. Der Schaden des nächtlichen Beutezugs ist beträchtlich. Polizei und Autohaus schätzen ihn auf "mehrere tausend Euro". Professionelle Banden am Werk So rücksichtslos wie sie die edlen Karossen geöffnet haben, so sorgfältig gingen die Täter beim Ausbau der Teile vor - die wollen sie schließlich noch verkaufen. Die Polizei hat eine Vermutung wo: Überall in Osteuropa boomt der Handel mit gestohlenen Autoteilen aus Deutschland. So werden etwa auf den so genannten Polen-Märkten insbesondere Teile der Premiummarken Audi, BMW, Mercedes und Porsche angeboten. Umgerechnet rund 150 bis 200 Euro zahlt man dort für einen Airbag, der legal mal schnell weit mehr als das Zehnfache kosten kann. Nicht selten werden geklaute Autoteile auch auf Verkaufs- und Versteigerungsplattformen im Internet angeboten. Ihre Ware beziehen die Händler - angesichts des hohen Organisationsgrades sprechen die Ermittler von einer "Autoteile-Mafia" - meistens von professionellen Banden. Die wiederum würden von Region zu Region reisen und sehr gezielt zuschlagen, heißt es von der Polizei. "Die Erfahrungen zeigen auch, dass die Täter nicht selten auf Bestellung stehlen", sagt Polizeisprecher Karl-Heinz Stehrenberg auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Ähnlicher Vorfall schon im Oktober Die Diebe sind meistens ausgebildete Automechaniker oder trainieren in Werkstätten den Teileausbau auf Zeit. "Für den Ausbau einer kompletten Frontpartie inklusive Kühler brauchen zwei gut ausgebildete Täter maximal zehn Minuten", schätzt Michael Sewöster. Der Werkstattleiter in der Gütersloher Walkenhorst-Filiale selbst benötigt für die regelgerechte Demontage mit Spezialwerkzeug in etwa die zehnfache Zeit. "Aber ich gehe ja auch nicht brachial mit Akkuflex und Seitenschneider ans Werk", sagt Sewöster. Das Autohaus Walkenhorst ist bei weitem nicht das einzige Opfer. Auch auf dem Gelände der Mercedes-Niederlassung an der Verler Straße haben sich Diebe im Oktober an zwei Fahrzeugen zu schaffen gemacht. Sie schlugen die Seitenscheiben der Autos ein und bauten aus einem der Fahrzeuge fachmännisch das Lenkrad aus. Zudem erbeuteten die Täter noch vier Außenspiegel und eine Frontschürze. Doch nicht nur auf Fahrzeuge von Autohäusern haben es Teilediebe abgesehen, wie eine Meldung der Polizei aus dem Januar zeigt. In einem Wohngebiet in Herzebrock-Clarholz waren nachts gleich drei vor Wohnhäusern geparkte Autos - in diesem Fall ebenfalls der Marke BMW - aufgebrochen und regelrecht ausgeschlachtet worden. Neben Navigationsgeräten ließen die Diebe sogar Teile der Innenraumverkleidung mitgehen. Teilweise gehen die Täter bei ihren Beutezügen besonders dreist vor. So gibt es Opfer, deren Fahrzeuge bereits mehrmals nacheinander aufgebrochen wurden. Die Diebe merken sich die Fahrzeuge, die sie aufgebrochen haben, um nach kurzer Zeit erneut zuzuschlagen, weil sie neue Navigationsgeräte in den Autos vermuten. Deshalb warnt die Polizei, Fahrzeuge mit wertvoller Technik am Straßenrand stehen zu lassen. Stehrenberg: "Für solche Fahrzeuge sollte man möglichst eine Garage nutzen."

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