Gütersloher Cowboy wird Bühnenheld

Gütersloh. Der Song ist knapp 37 Jahre alt, doch er lässt seinen Autor Thommie Bayer nicht los. Jetzt wird &bdquo;Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh" auf die Theaterbühne gehievt. Unter dem Titel &bdquo;Der letzte Cowboy (solitary man)" wird das von Theaterleiter Christian Schäfer unter seinem Pseudonym Fink Kleidheu geschriebene und inszenierte Stück am 21. Mai bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen seine Uraufführung feiern. Es ist bereits die zweite Produktion des Gütersloher Theaters für das renommierte Festival. 2014 hatte Schäfer sein Beziehungsstück &bdquo;Island One Way" dort uraufgeführt. Weitere Aufführungen von &bdquo;Der letzte Cowboy" in der Halle König Ludwig sind am 22. und 23. Mai vorgesehen. Im Gütersloher Theater wird das Stück im großen Saal im September zu sehen sein. Die Produktion wird unterstützt durch den Theater-Förderverein. Schäfers schreibendes Ich Kleidheu erfand dafür die fiktive Lebensgeschichte des Gütersloher Cowboys Joachim Ostenkötter, nicht ohne dabei seine Erfahrungen aus zwei Jahren Ostwestfalen mit einfließen zu lassen. Wie bei &bdquo;Island One Way", gehören Christine Diensberg, Fabian Baumgarten und der isländische Musiker Svavar Knútur wieder zum Ensemble. Hinzu kommt Lucie Mackert, die auch in der Produktion von &bdquo;Die Schildbürger" zu sehen ist. Die Ausstattung übernehmen erneut Julia Ströder (Kostüme) und Jörg Zysik (Bühne). &bdquo;Es ist auf die große Bühne hin konzipiert und wird etwas großzügiger ausfallen als ,Island One Way’", sagt Schäfer. Klicken Sie auf unsere interaktive Grafik, um zu sehen, welcher Schauspieler beim Stück in welchen Rollen zu sehen sein wird: &bdquo;Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh" aus dem Jahr 1979 war der größte Erfolg von Thommie Bayer, der längst ein anerkannter Romanautor ist und die Musik an den Nagel gehängt hat. Für Christian Schäfer hat das Lied aber eine besondere Bedeutung. &bdquo;Es war am Tübinger Zimmertheater Bestandteil eines Liederabends", erinnert sich dessen ehemaliger Chef. Als er 2013 nach Gütersloh wechselte, wurde es ihm auf der Abschiedsparty noch einmal gesungen. &bdquo;Die hatten dafür sogar extra den Schauspieler eingeflogen, der gar nicht mehr an unserem Haus spielte", erinnert sich Schäfer. Wie bei vielen anderen Menschen, die wenig mit dieser Stadt verband, verankerte sich Gütersloh erst durch dieses Lied im Bewusstsein Schäfers. &bdquo;Für mich lag es nahe, daraus etwas für die Bühne zu machen." Er nahm Kontakt zu Thommie Bayer auf, den er bislang nur oberflächlich kannte, obwohl der Autor seit 20 Jahren lediglich zwei Straßen entfernt vom Elternhaus Schäfers in Staufen lebt. &bdquo;Mir war es wichtig, ihn von vornherein einzuweihen", sagt Schäfer. Und Bayer reagierte sehr positiv. &bdquo;Ich fand’s witzig, eine schicke Idee", sagt der Autor auf Anfrage der NW. Obwohl er sich zunächst nicht habe vorstellen können, wie aus dem Lied ein Theaterstück werden könnte. Doch als ihm Schäfer die erste Textfassung geschickt habe, sei Bayer gleich angetan gewesen. &bdquo;Schäfer ist ein toller Schauspiel-Autor", lobt er. &bdquo;Das Stück ist eine Freude, etwas Besonderes." "Der letzte Cowboy" bei YouTube: Der Song selbst kommt tatsächlich – neben Neil Diamonds und Johnny Cashs &bdquo;Solitary Man" – nur am Rande vor. &bdquo;Er liefert den ideellen Kern", so Bayer. Schäfer kommt es auf die &bdquo;Möchtegern-Cowboy-Geschichte" an, &bdquo;das jemand daheim sitzt, aber die große Freiheit sucht". Darum ging es Bayer auch in seinem Song. &bdquo;Gütersloh kam nur wegen des Reimes vor", erinnert er sich daran, wie ihm sein Co-Autor, der Osnabrücker Bernhard Lassahn, die offenbar nachbarschaftlich inspirierte Rohfassung lieferte, die Bayer dann verfeinerte. &bdquo;Da hätte auch Esslingen oder Leer stehen können, es ging um einen Namen, der Provinzialität ausstrahlt", erklärt der 62-Jährige. Bayer ist sich nicht mehr sicher, ob er Gütersloh 1979 schon aus eigener Anschauung gekannt habe. Der &bdquo;Folkclub Gütersloh" sei ihm allerdings damals schon ein Begriff gewesen. &bdquo;Der hatte eine bundesweite Ausstrahlung." Regelmäßig zu Gast in Gütersloh Seit dem Erfolg mit dem Song ist Bayer mit Gütersloh auf besondere Weise verbunden. So hat er das Lied im Halbplayback bei der Eröffnung des umgebauten Wasserturms 1999 auf Einladung des damaligen Bertelsmann-Geschäftsführers Mark Wössner gesungen. &bdquo;Der letzte Cowboy" sei damals auch eine Art &bdquo;Bertelsmann-Hymne" gewesen. Zum damaligen Ariola-Geschäftsführer Monti Lüftner habe er guten Kontakt gehabt. In den letzten Jahren ist Bayer immer wieder zu Lesungen in Gütersloh gewesen und hat dabei bemerkt, &bdquo;dass die Stadt sich gemacht habe". Besonders beeindruckt habe ihn, dass die in dem Lied Verspotteten, also die Gütersloher, so gerührt über die ironisierte Sentimentalität dieses Songs seien. Jetzt sei er gespannt darauf, bald auch das Theater zu sehen. Bei den Proben und natürlich auch zur Premiere will Thommie Bayer dabei sein. Derzeit befindet sich der Autor &bdquo;im Endspurt" zu den Arbeiten seines im Herbst erscheinenden Romans &bdquo;Seltene Affären". Ob es ihn reizt, nach dem Gütersloh-Lied nicht auch einen Gütersloh-Roman zu schreiben. &bdquo;Wenn die Stadt mir eine Leibrente zuerkennt, werde ich mir das überlegen", antwortet Bayer und lacht.

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