Kreis Gütersloh

Das vergessene Lager

Karina Isernhinke hat über das Strafgefangenenlager Oberems geschrieben

Informative Lektüre: Autorin Karina Isernhinke und Landrat Sven-Georg Adenauer mit dem 13 Band aus der Reihe Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv. | © Foto: Kreis Gütersloh

01.05.2015 | 01.05.2015, 07:33

Kreis Gütersloh (NW). Das Strafgefangenenlager Oberems war einst eines der größten deutschen Gefangenenarbeitslager und ist dennoch heute ein Stück weit in Vergessenheit geraten. Das liegt auch daran, dass es keinen zentralen Ort gibt, an dem die Erinnerung wach gehalten werden könnte: Das Lager Oberems war nicht ein großes, von Stacheldraht umzäuntes Gefängnis, sondern bestand aus Dutzenden kleiner Lager, die sich überwiegend auf das Gebiet des heutigen Kreises verteilten. In Gütersloh war auch die Verwaltung des Lagers angesiedelt.

Das Strafgefangenenlager Oberems ist bisher nur unzureichend erforscht. Die nun in der Schriftenreihe des Kreisarchivs erschienene Studie von Karina Isernhinke schließt daher eine Lücke.

Information

Im lokalen Buchhandel erhältlich


Karina Isernhinke: Das Strafgefangenenlager Oberems. Das nationalsozialistische Lagersystem im Gebiet des heutigen Kreises Gütersloh, Bielefeld 2015 (Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh 13) ISBN 978-3-89534-893-8 Paperback 24 x 17 cm, 144 S., 36 sw. Abb. Preis: 14,90

Das Buch ist beim Verlag für Regionalgeschichte erschienen und ab sofort im lokalen Buchhandel erhältlich.

In ihrem Buch beantwortet Isernhinke die wichtigsten Fragen: Wie entstand das Strafgefangenenlager? Wie war es als Teil des nationalsozialistischen Lagersystems organisiert? Welche Menschen waren hier inhaftiert? Wie sah der Alltag der männlichen und weiblichen Häftlinge aus?

Die Arbeit entstand im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität Bielefeld. Sie wurde für die Veröffentlichung in der Schriftenreihe des Kreisarchivs noch einmal überarbeitet und korrigiert. Die Autorin hat für die Studie zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen geführt und umfangreiche Quellen im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen sowie in den kommunalen Archiven im Kreis Gütersloh ausgewertet.

Das Strafgefangenenlager Oberems war eines der vier großen Gefangenenarbeitslager im Deutschen Reich und das einzige Lager in Westfalen. Bereits im Kaiserreich war die Gefangenenarbeit in Oberems eingeführt worden, erfuhr jedoch nach 1933 eine erhebliche Ausweitung. Zunehmend wurden auch politische Häftlinge in den Außenarbeitslagern inhaftiert, die sich mehrheitlich auf den heutigen Kreis Gütersloh verteilten. Natürlich gab es auch weiterhin eine große Anzahl von Menschen, die wegen gewöhnlicher Delikte wie Diebstahl, Sittlichkeitsverbrechen, Kuppelei, Betrug, Hausfriedensbruch oder Körperverletzung verurteilt worden waren. Auffällig ist jedoch, dass bis 1945 auch etliche Verurteilungen wegen des Verdachts der „Heimtücke“, der „Wehrkraftzersetzung“ oder „Vorbereitung zum Hochverrat“ nachweisbar sind. Es ist davon auszugehen, dass zwischen 1933 und 1945 etwa 30 Prozent der Häftlinge im Strafgefangenenlager Oberems aus politischen Gründen inhaftiert waren.