Auch Nikolaus für guten Zweck im Dienst

Gütersloh. Henk Riedel gibt beim Weihnachtsmarkt an der Apostelkirche zum ersten Mal den Nikolaus. Nervosität ist indes Fehlanzeige bei dem 16-Jährigen. Routiniert spricht der ESG-Schüler die Kinder an, schaut vielleicht manchmal etwas streng durch die schrille Brille, aber sonst ist er durchaus nahbar. Die guten Gaben dürfen die Kinder selbst aus dem Sack nehmen - das gibt es sonst eher selten bei den Nikoläusen hierzulande. Der Markt am Alten Kirchplatz war halt schon immer besonders.Seinen Sack hat sich Henk Riedel übrigens extra nicht so voll gepackt, wie er sagt. "Sonst könnte ich den gar nicht so lange tragen." Dann erzählt er, wie er an die ehrenamtliche Aufgabe beim Weihnachtsmarkt der Bürgerstiftung gekommen ist. Sein Gitarrenlehrer Oliver Demandt habe ihn gefragt. Henk stimmte sofort zu, es war ja schließlich genau der Nikolaustag, 6. Dezember: "Und ich hatte sonst nichts anderes zu tun, heute."Auf dem engen Markt vor dem Sitz der Bürgerstiftung ist die Begegnung Programm. Ausweichen geht gar nicht; die heimelige Enge sorgt für ein besonderes Flair und für Begegnungen. 32 Betreiber, drei mehr als im Vorjahr, haben Buden und Stände aufgebaut oder wirken am achtstündigen Programm mit. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Rund 100 Personen sind über den Tag verteilt im Einsatz für den Guten Zweck.Im Haus der Bürgerstiftung verklebt Konditormeister Heinz Twillemeier mit den Kindern Lebkuchenhäuschen. Bereits im fünften Jahr steht dieses Angebot, und die Kinder können nicht genug bekommen. Der Tisch ist groß, aber doch irgendwie zu klein für alle. Twillemeier vertritt seinen Chef Christoph Fritzenkötter ("Der verteilt heute Stutenkerle.") und erklärt mitten im Backstress ganz nebenbei noch der stellvertretenden Bürgermeisterin Monika Paskarbies seine Rezeptur. Knallhart sei der Lebkuchen, "aber wenn Speichel drauftrifft zerschmilzt der auf der Zunge."Nicht kommerziell und gleichwohl den Vereinen eine Plattform bieten, das sei das Ziel dieses Weihnachtsmarktes, sagt Corinna Nagels von der Geschäftsstelle der Bürgerstiftung. Der Markt teile sich auf in je ein Drittel mit Kunsthandwerkern, eines mit Service-Institutionen und eines mit Gruppen und Vereinen. Hinter den offenen Fenstern der Stiftung geben verschiedene Musiker dem Markt mit Livemusik die passende Untermalung.Der Rotary-Club Gütersloh hat eine DKMS-Typisierung angeschoben. Als die Hälfte der Marktzeit gelaufen ist, begrüßen Präsident Franz Trepper und Ulrich Meyer mit der Friedrichsdorferin Sandra Berfelde bereits die 80. Probantin des Tages. "Hundert ist unser Ziel, mehr Proben haben wir gar nicht", erklärte Trepper. Für jede Probenauswertung fallen 50 Euro Kosten an, insgesamt also 5.000 Euro. "Die übernimmt die Rotary", skizzierte Trepper. dass der Verein auch finanziell zusteuert.Ein beispielhaftes Engagement zeigt auch der "Ladies-Circle". Angela Irrgang, Melanie Jekar und Sophia Krämer verkaufen für die Organisation mit Sitz in Bielefeld Liköre verschiedener Art. "Walnuss und Eierlikör laufen am besten", sagt Angela Irrgang. Mit den Erlösen wollen die Ladies Clownbesuche in Krankenhäusern und Pflegeheimen finanzieren und mit "Dr. Clown" Kranke und Alte zum Lachen bringen.Ein Jubiläum haben die Frauen eingangs des Marktes vor Augen. Zehn Jahre gibt es jetzt bereits den Ambassador-Club, der sich an jedem ersten Dienstag im Monat im Parkhotel zum Austausch trifft. Seit 75 Jahren gibt es die weltweit tätige Organisation. Die Frauen sind im dritten Jahr beim Weihnachtsmarkt an der Apostelkirche dabei. Der selbstgemachte Kuchen, vorwiegend "kalte Schnauze", läuft zu Likör und Kaffee bestens. Die Erlöse des Clubs werden für therapeutisches Reiten auf dem Kiebitzhof verwendet. "Was uns fehlt, sind ein paar jüngere Frauen", nutzte Christiane Abramovski den Weihnachtsmarkt aber auch für Werbung in eigener Sache.

Meistgelesen