Gütersloh/Bielefeld. Die Protokolle ihrer Jahreshauptversammlungen veröffentlichen viele Vereine auf ihrer Homepage. Wer sich die Dokumente genau ansieht, findet darauf die Unterschrift des Vereinsvorsitzenden und die Kontodaten des Vereins. Das reicht Betrügern aus, um Geld von Vereinskonten ins Ausland zu transferieren. Mit diesen Informationen haben Betrüger versucht, 9.800 Euro vom Vereinskonto des Sportfischereivereins (SFV) Rheda-Gütersloh nach Polen zu überweisen. Kein Einzelfall.
Mit der gefälschten Unterschrift des SFV-Vorsitzenden Christian Birkholz haben Betrüger Mitte Oktober versucht, das Vereinskonto des Fischereivereins leerzuräumen. "Die Betrüger haben einen Überweisungsträger ausgefüllt und zu unserer Hausbank geschickt", sagt Birkholz. 9.800 Euro sollten so vom Vereinskonto bei der Volksbank Bielefeld-Gütersloh auf ein Konto in Polen überwiesen werden. "Doch die Deckung für die Überweisung reichte nicht aus, weshalb eine Mitarbeiterin unserer Hausbank stutzig wurde", ergänzt Birkholz.
Auffällige Fehler bei der Überweisung
Ebenso auffällig waren die Summe, der Zielort und diverse Rechtschreibfehler. Unter anderem haben die Betrüger statt "SFV Rheda-Gütersloh" "SFV Rehda-Gütersloh" auf den Überweisungsträger geschrieben. "Überweisungen dieser Art werden stets überprüft, auch wenn es keine Rechtschreibfehler gibt. Denn die Betrugsmasche ist bekannt", sagt der Pressesprecher der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, Dennis Will.Bei der Überprüfung werde zunächst die Unterschrift abgeglichen und bei Bedarf mit dem vermeintlichen Aussteller gesprochen. "Die Überprüfung ist keine Pflicht, aber wir telefonieren lieber einmal zu viel mit unseren Kunden als einmal zu wenig, um mögliche Schäden von den Kunden und der Bank abzuwenden", erklärt Will.
In der Regel fallen solche Betrugsversuche auf, "weil unsere Mitarbeiter ihre Kunden kennen und bei Auffälligkeiten nachfragen", sagt Will. Zudem nutzen immer weniger Bankkunden Überweisungsträger. Viele überweisen lieber direkt in der Geschäftsstelle oder online. "Doch je niedriger der Betrag ist, desto höher ist die Chance, dass solche Betrugsversuche auch mal gelingen", sagt Will.
Die 930 Mitglieder des SFV Rheda-Gütersloh hatten Glück, besonders Vereinsvorsitzender Birkholz. "Ich fühle mich seit dem Betrugsversuch schlecht, weil ich lange Angst davor hatte, dass doch irgendjemand Zweifel hat", sagt Birkholz.
Andere Vereine gewarnt
Der Vereinsvorsitzende und die Volksbank Bielefeld-Gütersloh haben Anzeige gegen unbekannt erstattet. Zudem hat sich Birkholz an den Landesfischereiverband Westfalen und Lippe gewandt, um andere Vereine zu warnen. Per E-Mail hat der Verband die 500 zugehörigen Vereine über die Betrugsmasche informiert. "Es gab in diesem Jahr mehrere Fälle", sagt der Geschäftsführer des Landesfischereiverbands, Michael Möhlenkamp. Auch außerhalb von Ostwestfalen-Lippe, in Dortmund, Düsseldorf sowie im Münster- und im Sauerland.Deshalb raten Birkholz und Möhlenkamp Vereinsvorsitzenden zur Vorsicht, wenn sie Dokumente im Internet veröffentlichen. "Zudem sollten Kontoauszüge regelmäßig überprüft werden, um Betrug möglichst früh zu erkennen", sagt Birkholz. "Das gilt natürlich nicht nur für Sportvereine, sondern auch für karitative Vereine, die Spendengelder verwalten."
Entsteht trotz Vorsicht ein Schaden, muss der betroffene Verein beweisen, dass der Überweisungsträger gefälscht ist, sagt Will. "Wenn sicher ist, dass es sich um Betrug handelt, kommt die Bank für den Schaden auf."