Gütersloh. Hospizarbeit in Gütersloh gibt es seit mehr als 20 Jahren. Um auf Sterbebegleitung und Trauerbewältigung aufmerksam zu machen, hat der Hospiz- und Palliativ-Verein einen neuen Flyer "Hospizarbeit in Gütersloh" entworfen. Er beinhaltet alle Veranstaltungen und Aktivitäten rund um das stationäre und ambulante Hospizangebot, das für Sterbende, Familienangehörige und Ehrenamtliche angeboten wird. Durch den neuen Flyer sollen es Sterbende und Angehörige leichter haben, sich über den Hospiz- und Palliativ-Verein zu informieren, um schneller Hilfe zu bekommen.
Bei der ambulanten Hospizarbeit geht es vor allem um eine psychische Begleitung. "Es sind meistens Ehrenamtliche, die zu den Sterbenden nach Hause gehen, um die Person sowie die Angehörigen beim Prozess des Sterbens zu begleiten und ihnen zu helfen das durchzustehen", sagt die Sozialpädagogin und Koordinatorin Silke Schadwell. "Durch ihren Besuch entlasten sie die Familie zeitlich, damit Angehörige die Gelegenheit haben, ihren persönlichen Bedürfnissen nachzugehen. Außerdem kommt in dem Gespräch mit den Ehrenamtlichen auch viel zur Sprache, was innerhalb der Familien nicht angesprochen wird, zum Beispiel Fragen, die der Kranke bezüglich des Sterbens hat."
Derzeit sind 48 Ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Die meisten sind in der zweiten Hälfte ihres Lebens und haben bereits erwachsene Kinder, aber auch jüngere Helfer sind in der Hospizarbeit tätig. "Wenn in der Familie jemand krank ist, dreht sich sehr viel um die Krankheit des Sterbenden", sagt Trauerbegleiterin Elisabeth Schultheis-Kaiser. "Die Ehrenamtlichen bringen einen gesunden Menschenverstand zurück und helfen dabei, den Menschen wieder als Menschen zu sehen, so dass er nicht nur auf seine Krankheit reduziert wird."
Neben der ambulanten Trauerarbeit in Familien kümmern sich viele auch um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins, helfen stationär oder werden ins Altenheim gerufen, um dort Trauerbegleitung zu leisten. "Die Fachkräfte haben oft keine Zeit Sterbebegleitung zu leisten", sagt Koordinatorin Elke Wagenmann. "Deshalb werden wir neuerdings auch oft in Altenheime gerufen, um Menschen, die keine Angehörigen mehr haben beim Sterben zur Seite zu stehen."
Der zeitliche Aufwand ist bei jedem Kranken unterschiedlich. Manchmal werde man angerufen und habe nur noch zwei bis drei Termine, bevor der Betroffene stirbt, erklärt Silke Schadwell. Manchmal gehe die Begleitung aber auch über mehrere Monate. Um Unterstützung zu bekommen, muss man kein Mitglied im Hospiz- und Palliativ-Verein sein, es ist kostenlos, und die Begleiter haben Schweigepflicht.
Wer als Ehrenamtlicher im Hospizverein tätig werden möchte, kann sich für einen Hospizkursus anmelden. Der nächste Lehrgang geht vom 20. August bis 14. Januar (jeweils mittwochs von 19 bis 21 Uhr). "Von 20 Personen, die in Versmold an einem Kursus teilgenommen haben, sind sieben Ehrenamtliche Mitarbeiter geworden", berichtet Wagenmann. Wer sich nach dem Kursus für ein Ehrenamt interessiert, muss ein einwöchiges Praktikum ambulant oder stationär absolvieren. Durch die Vielseitigkeit der Kurse können aber auch Personen mit persönlichem Interesse an einem Kurs teilnehmen, um sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen.
"In unserer heutigen Zeit verschreibt man immer mehr Tabletten und Therapien", sagt Elisabeth Schultheis-Kaiser. "Wir wollen, dass die Menschen in Würde gehen können. Es ist wichtig auszusprechen, dass Sterben zum Leben dazugehört und es kein Tabu ist."