Gütersloh

Heilen helfen kann jedermann

DKMS-Typisierung als Schulprojekt am Reinhard-Mohn-Berufskolleg

Christian Hönisch (v. l.), Patrick Loddenkemper, Alexander Brotzmann und Paolo Velosa nehmen Speichelabstriche und Daten ihrer Mitschüler auf, betreut von DKMS-Mitarbeiter Malte Rinkens (l.) und Lehrer Ulrich Rosen. | © FOTO: ROLF BIRKHOLZ

09.05.2014 | 09.05.2014, 03:11

Gütersloh. Auch ethische Fragen können mit Zahlen, mit Organisation und Finanzierung zu tun haben. Zum Beispiel eine Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Fünf Schüler der Fachschule für Wirtschaft am Reinhard-Mohn-Berufskolleg haben sich jetzt eine solche Aktion als Projekt ausgesucht, um sich auf zukünftige Führungsaufgaben vorzubereiten.

Dazu müssen die Studierenden ein Vorhaben planen, verwirklichen und evaluieren. Ihr so erworbenes Wissen sollen sie später in den Schwerpunkten Absatzwirtschaft / Marketing oder Rechnungswesen / Controlling anwenden.

Bei solch einer Aktion gehe es letztlich auch um betriebswirtschaftliches Prozessmanagement, sagt Oberstudienrat Ulrich Rosen. Er ist vom Fach, aber kennt auch die andere Seite. Als familiär von Leukämie Betroffener habe er sich schon vor Jahren typisieren lassen. Erst komme der Spender, dann werde ein möglicher Empfänger gesucht, erklärt Rosen die Reihenfolge. "Das ist wie Lotto."

Denn es müssten etliche genetische Merkmale übereinstimmen, so Lehrerin Claudia Hellmund. Bei Rosen hat es schon mal eine Gewinnerin gegeben. Der Dankesbrief der jungen Studentin, der er hatte helfen können, habe ihn die medizinische Prozedur bei der Stammzellentnahme vergessen lassen, hatte der Lehrer den 60 bis 80 typisierungswilligen Schülern zuvor erläutert.

Um solche Bereitschaft zu wecken, hatte die aus Alexander Brotzmann, Patrick Loddenkemper, Christian Hönisch, Sebastian Sowada und Paulo Velosa bestehende Projektgruppe für ihre Sache geworben und auch aufgabengemäß Spendengelder zur Finanzierung von mindestens 20 Typisierungen aufgetrieben, denn jede kostet 50 Euro. Dann saßen sie – fast wie Mediziner in weißen Hemden – an Tischen, um, beobachtet von DKSM-Mitarbeiter Malte Rinkens aus Bielefeld, den Bereitwilligen Speichelabstriche zu nehmen und ihre Daten zu notieren.

Motiviert von persönlichen Schicksalsschlägen, hatten sich die fünf jungen Männer für diese ungewöhnliche Schul-Aufgabe entschieden. Sie wissen, dass durch Typisierung jedermann Betroffene heilen helfen kann.

Aus Sicht der Schule geht es bei einem solchen Projekt darum, dass die Studierenden nicht nur die Fähigkeiten für die Realisierung kostspieliger Vorhaben zeigen, sondern auch "Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft" besitzen. "Gerade im Zuge wirtschaftsethischer Diskussionen ist diese Kompetenz Voraussetzung für junge Führungskräfte."

So demonstrierten die Studierenden der Fachschule, denen laut Claudia Hellmund mit einem Abschluss am Kolleg auch ein Bachelor-Studium offen steht, wie sich betriebswirtschaftlich auch ein "ethischer Profit" erreichen lässt.