Extrem-Bergsteiger aus dem Kreis Gütersloh wird für neuen Rekord hart angegangen

Borgholzhausen. Wer sich in den vergangenen Tagen auf der Instagram-Seite von Jost Kobusch über seine aktuellen Abenteuer informiert hat, konnte den Eindruck bekommen, der Extrem-Bergsteiger betreibe Wahlwerbung: Knallgrün strahlt den Besucher die erste Kachel an. Tatsächlich geht es dem 32-Jährigen aber nicht um Politik. Mit der einfarbigen Kachel will er betonen, dass er derzeit keine Lust hat, die Welt an seinem Tun teilhaben zu lassen. &bdquo;Heute geht’s zu meiner nächsten Expedition. Diesmal werde ich nichts veröffentlichen, also erwartet keine Posts, Updates oder Artikel. Ich werde weiterhin Nachrichten posten und beantworten, sobald ich zurück bin“, schreibt Kobusch am 7. Februar. Viele seiner Follower spekulieren fröhlich, was das zu bedeuten hat. Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass sich der sonst so medienaffine Borgholzhausener eine Social-Media-Auszeit gönnt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Jost Kobusch (@jostkobusch) Was steckt hinter der Social-Media-Pause von Jost Kobusch? Seine Gründe dafür hängen möglicherweise mit der aktuellen Berichterstattung über seine jüngste Expedition zusammen. Erst im Dezember hatte Jost Kobusch nach eigenen Angaben einen langjährigen Rekord geknackt. Er war alleine auf dem Westgrat des Mount Everest bis auf 7.537 Meter gestiegen. So weit soll es nach seinen Recherchen noch niemand geschafft haben. Der bisherige Rekord liegt nach Angabe der &bdquo;Himalayan Database“-Archive bei 7.500 Metern, aufgestellt von einem französischen Team im Jahre 1984. Neben unserer Zeitung interessierten sich auch viele Fachzeitschriften und -portale für die außergewöhnliche Expedition und das zeitgleiche Erdbeben, das Kobusch im Dezember am Berg erlebte. &bdquo;Spiegel“, &bdquo;FAZ“ und &bdquo;Frankfurter Rundschau“ berichteten, die &bdquo;Süddeutsche“ interviewte den Borgholzhausener aus der Ferne. Aber auch das &bdquo;Lacrux-Klettermagazin“ und die Zeitschrift &bdquo;Alpin“ griffen den Rekord auf. Allerdings nicht so wohlwollend, wie die regionalen und überregionalen Zeitungen. Grundsätzlich erscheinen in den Fachzeitschriften immer wieder kritische Beiträge über die Verbindungen von Social Media und Alpinismus. Viele Bergsteiger fordern &bdquo;Climb first, talk later“ (Erst klettern, dann sprechen) - den Ansatz, den Jost Kobusch derzeit ebenfalls befolgt. Rekord oder Mediencoup? Scharfe Kritik an Kobusch Die &bdquo;Alpin“ hat es offenbar besonders auf die mediale Selbstvermarktung von Jost Kobusch abgesehen. Unter dem Titel &bdquo;Jost Kobusch am Everest: Rekord oder Mediencoup?“ stellt Fachredakteur Olaf Perwitzschky den neuen Weltrekord grundsätzlich infrage. So bezweifelt er, dass Kobusch tatsächlich bis auf 7,537 Meter gestiegen ist, immerhin habe der GPS-Tracker von Kobuschs Homepage (im Gegensatz zur GPS-Armbanduhr) nur 7.488 Meter angezeigt. Außerdem arbeitet er sich aus fachlicher Sicht daran ab, ob der 32-Jährige tatsächlich im Alpinstil klettert und wann man von einem Weltrekord sprechen kann. &bdquo;Keiner weiß es so genau. Stellt sich (unter anderem) die Frage: Wann hat er seinen Höhenmesser das letzte Mal auf eine bestätigte Höhe eingestellt?“, formuliert Perwitzschky. Tatsächlich geht es dem Kritiker aber offenbar weniger darum, die Leistung, die er durchaus anerkennt, technisch infrage zu stellen, als die Selbstvermarktung zu schmähen. &bdquo;Dass es Kobusch immer wieder schafft, mit seinen Leistungen so viel Aufmerksamkeit zu erhaschen, ist schon verwunderlich. Aber da geht es ihm wohl vor allem drum, das befeuert er aktiv“, schreibt er. &bdquo;Kobusch verkauft der Öffentlichkeit den Everest zum x-ten Mal, nur dass er zu den eigentlich schwierigen Passagen bisher noch nie gelangt ist.“ Er schließt mit seiner persönlichen Sicht auf Kobuschs Arbeit: &bdquo;Hier ist jemand unterwegs, dem es darum geht, öffentliche Aufmerksamkeit (Anerkennung?) zu erhaschen. Sein vorrangiges Ziel ist nicht der Gipfel – es zählen Fernsehauftritte und Klicks“. Lesen Sie auch: Zu gefährlich: Bergsteiger Jost Kobusch aus Kreis Gütersloh bricht Rekord-Versuch ab 64 Prozent halten die Expedition für einen Medienstunt Tatsächlich trifft der erfahrene Alpin-Redakteur mit seinem Meinungs-Text offenbar einen Nerv. Nur drei Prozent der mehr als 1.000 Leser, die an einer Umfrage auf der Homepage des Bergsteiger-Magazins teilgenommen haben, würdigen Jost Kobuschs Leistung als echten Rekord. 64 Prozent halten die Expedition hauptsächlich für einen Medienstunt. Allerdings muss sich auch die &bdquo;Alpin“ Kritik gefallen lassen. Dutzende Leser diskutieren im Forum der Zeitschrift über Expedition und Kommentar. Einige teilen die Auffassung des Redakteurs und zweifeln sowohl Kobuschs Leistung als auch seine Selbstdarstellung an &bdquo;Das ist auf jeden Fall einer der reflektierteren Texte zum Leistungsbergsteigen, den ich in den letzten Jahren hier gelesen habe“. Viele andere nehmen Jost Kobusch aber auch in Schutz. So schreibt zum Beispiel eine Levke W.: &bdquo;Was hat er getan oder gesagt, dass man seine Leistung so krass negieren muss, das man dafür ganze drei Seiten Text schreibt? Wenn man vom (Höhen-) Bergsteigen leben möchte, muss man das halt auch irgendwie vermarkten - aber damit ist er bei Weitem nicht allein.

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