Alle haben Spaß: Dieser Linienbus fährt absichtlich wie eine Achterbahn

Borgholzhausen. &bdquo;Stürmt den Bus", sagt Walther Bunselmeyer nach einer kurzen, launigen Begrüßung zu den Mädchen und Jungen der sechsten Klasse der PAB-Gesamtschule. Die trägt den schönen Beinamen &bdquo;Cielo", was auf Italienisch Himmel bedeutet. Wie Engel benehmen sich die jungen Menschen allerdings nicht, als sie der Aufforderung nachkommen. Sie drängeln und schubsen – nicht besonders hart oder viel, aber doch erkennbar. So, wie es erfahrene Fahrschüler eben tun. Und stellen kurz darauf fest, dass der Körpereinsatz angesichts der Zahl der Sitzplätze eigentlich komplett unnötig war. Und dass sich bei dem Gerangel auch niemand besonders wohl gefühlt hat. Bunselmeyer nutzt besondere Lehrmethoden Schon an dieser Episode wird die Lehrmethode von Walther Bunselmeyer deutlich. Er redet ziemlich geradeheraus und benutzt dabei auch schon mal ein Wort, das Sonderpädagogin Janina Zahl im Gespräch mit den Schülern der Gesamtschule sicher vermeiden würde. Doch es gibt noch einen weiteren Unterschied. Der wird deutlich, als Walther Bunselmeyer zum ersten Mal an diesem Morgen den Motor startet und zu einer Demonstrationsfahrt rund um den Busbahnhof aufbricht. Denn die ist nach etwa einem Meter schon wieder zu Ende. Der Berufsfeuerwehrmann, der nebenberuflich auch Dozent für die Busschule ist, hat mit etwas Nachdruck auf die Bremse getreten. Mit durchschlagendem Erfolg – zumindest bei denen, die nicht richtig auf ihrem Platz saßen und Bekanntschaft mit der Lehne des Sitzes vor ihnen gemacht haben. Und dass, obwohl die Tachonadel sich noch kaum von der Nullstellung entfernt hatte. Im Prinzip haben die Kinder dabei auch gleich noch eine Geschichtslektion bekommen. Nicht angeschnallt zu fahren ist ein Zustand, den immer mehr Menschen nur noch in Oldtimern sowie in Bussen des Linienverkehrs kennenlernen können. Der Gurt im Auto sorgt mit sanftem Zwang dafür, dass die aus Sicherheitsaspekten gebotene Sitzposition eingenommen wird. Im Linienbus schnallt man sich nicht an – und rutscht im Zweifel vom Sitz, wenn es eine scharfe Bremsung gibt. Die Kinder werden immer mit einbezogen Walther Bunselmeyer erklärt das sehr anschaulich, bezieht die Kinder dabei immer mit ein. Man merkt ihm an, dass er für das Thema brennt. Das hat seinen Grund. Denn im Dienst der Feuerwehr hat er auch viel Erfahrung als Rettungssanitäter sammeln können – und weiß, welche Kräfte bei Unfällen auf die Menschen wirken. Er weiß natürlich deshalb auch, wie sinnvoll ein Dreipunktgurt im Bus wäre – doch den gibt es eben nicht. Von den 89 Plätzen, die im Bus der Firma Sieckendieck ausgewiesen sind, den er an diesem Morgen mitgebracht hat, sind etwa die Hälfte Stehplätze. Wer keinen Sitzplatz mehr bekommen hat, muss noch deutlich mehr für seine Sicherheit tun. Sich mit beiden Händen festhalten, mit Blick nach vorn einen sicheren Stand einnehmen und etliches mehr. Das wird zunächst ganz praktisch geübt und am Ende von Pünktchen und Anton vorgeführt. Das sind keine Stunt-Kinder, sondern große Wasserkanister von 30 bis 40 Kilogramm Gewicht. Bei der Abschlussrunde um den Busplatz beschleunigt Bunselmeyer das Gefährt einmal auf 15, später auf 30 Stundenkilometer, um dann abrupt zu bremsen. Für Pünktchen und Anton resultiert daraus eine Beschleunigung, die sie einmal durch den gesamten Mittelgang des Busses rutschen lässt. &bdquo;Davon sind die Kinder immer sehr beeindruckt" &bdquo;Davon sind die Kinder immer sehr beeindruckt", weiß Walther Bunselmeyer. Er ist froh, sein Angebot erstmals an einer Schule im Altkreis zu präsentieren. Das ist kein Zufall, sondern die Folge des schweren Busunfalls im vergangenen Herbst, bei dem 14 junge Menschen verletzt wurden – zum Glück nur leicht. Der Busschuldozent erklärte den Kindern, wie groß die Angst der Frauen und Männer am Steuer der Busse ist, solch einen Unfall selbst zu verschulden. Und plädierte sehr nachdrücklich für eine neue Sichtweise, bei der sich Passagiere und Fahrende als Partner respektieren, die sich gemeinsam dafür einsetzen, das Busfahren eine sichere Sache ist.

Meistgelesen