Bielefeld. "Wie sieht der Himmel aus, der jetzt über dir steht?" Diese Zeile aus einem der bekanntesten Lieder des Singer-Songwriters Philipp Poisel wurde gestern zur Schicksalsfrage für sein Konzert im Rahmen des "Soundpark Open Air" im Ravensberger Park. Denn am Nachmittag hatte sich der Himmel über Bielefeld komplett verfinstert.
Nachdem am Abend zuvor bereits ein Unwetter in Ostwestfalen für überflutete Straßen und Keller, entwurzelte Bäume und erhebliche Schäden gesorgt hatte, zog am gestrigen Nachmittag ein zweites Unwetter über Bielefeld hinweg. Die Fans von Philipp Poisel mussten bis 18 Uhr bangen. Erst dann war klar, dass das Open-Air-Konzert stattfindet kann.
"Wir tun alles, um unseren Besuchern keiner Gefahr auszusetzen", hieß es von Veranstalterseite. Deshalb prüfte ein Gremium aus Ordnungsamt, Polizei, Sanitätsdienst und Feuerwehr nach eingehender Beobachtung der Wetterlage die Gefährdung für das Publikum, gab aber gegen 18 Uhr grünes Licht.

Die glücklichen Fans strömen nach dem um eine Stunde nach hinten verschobenen Einlass zuhauf in den Ravensberger Park – allerdings nicht annähernd soviele wie erhofft: "Von 10.000 Karten sind 6.000 verkauft worden", sagt Andrea Echternkamp, Sprecherin des Konzertbüros Stratmann.
Der Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch. Fans von nah und fern erleben auf der überraschend trockenen Wiese im Ravensberger Park ein poetisches Konzert mit sehr persönlichem Charakter, woran auch die Vorband wesentlichen Anteil hat: Die "Alin Coen Band" bietet mit einfühlsamen Balladen schonmal einen Vorgeschmack auf das, was an dem Abend noch folgt.
Unter riesigem Jubel dann betritt Philipp Poisel die Bühne: "Was für ein Tag, was für ein Gewitter", begrüßt er die Fans. "Jetzt ist der Himmel wieder blau" ruft er und legt mit dem Song "Unanständig" los.
Und das Publikum singt begeistert mit. Lena Mikat (17) und ihre Schwester Nora (15) sowie Freundin Nele Zölck (16) aus Gütersloh sind textsicher. "Zwischendurch hatten wir Angst, dass es ausfällt", sagt Nora, denn sie haben dem Konzert monatelang entgegengefiebert.
Die Schwestern Lisa, Sarah und Magdalena Storck sind mit Freundin Julia Bulz aus Hamm angereist. Mit Gummistiefeln und Regenjacke sind sie für alles gewappnet. Nötig sind die aber nicht, und als Philipp Poisel das Lied "Zünde alle Feuer" anstimmt, singen alle begeistert mit: "Sonne kommt am Ende doch".