Bielefeld. Die größtmögliche Normalität für behinderte Mitmenschen schaffen - das ist das Ziel der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. "Wir wollen die Inklusion fördern", sagt Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der Stiftungen. "Mobilität ist ein entscheidender Faktor dafür."
Darum gibt es auf der Linie 122 jetzt einen neuen Bethel-Bus. Jeden Tag nutzen durchschnittlich mehr als 1.300 Fahrgäste diese Verbindung, die damit die beste Kurzstreckenlinie in Bielefeld ist. "Bisher war der Bus oft zu voll", sagt Iris von der Gracht vom Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Bethel. "Manchmal mussten Menschen an der Haltestelle stehenbleiben, weil sie nicht in den Bus passten."
Seit 1956 hatten die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit einem eigenen Fahrzeug einen eingeschränkten Busverkehr organisiert. 1997 startete MoBiel den Bethel-Rundverkehr. "Bisher wurde die Linie 122 mit sogenannten Midi-Bussen betrieben", sagt Dirk Artschwager, Leiter Vekehrsmanagement MoBiel. In dem 10,5 Meter langen Wagen gibt es 26 Sitz- und 24 Stehplätze inklusive der Rollstuhlplätze. "Wegen der stetig steigenden Fahrgastzahlen musste etwas geändert werden", sagt Artschwager. Im neuen, zwölf Meter langen Solo-Bus sind 30 Sitz- und 39 Stehplätze.
Sarah Baum, Mitarbeiterin der Werkstatt Eicheneck in Bethel und Beauftragte für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, kommt mit ihrem Rollstuhl problemlos über die Rampe in den Bus. "Mein Rolli ist ja groß, darum war es bisher immer sehr schwer, wenn es voll war", sagt sie. Besonders für die Angestellten in den Werkstätten sei der Bus eine Erleichterung. "Wir haben vor zwei Jahren einen Brief an das Verkehrs- und Mobilitätsmanagement geschrieben", sagt Claudia Hofer, Vorsitzende des Werkstattrates. "Wenn die Busse so voll sind, entstehen leicht Aggressionen. Der neue Bus ist eine große Bereicherung für Bethel."
Für das größere Fahrzeug sind in Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld viele Straßen verändert worden. "Es wurden zum Beispiel Verkehrsinseln weggenommen, Kurvenbereiche vergrößert und Engstellen beseitigt, damit der Bus besser vorbeikommt", sagt von der Gracht.
Alle 15 Bushaltestellen bis auf das Betheleck sind jetzt behindertengerecht. Die Baumaßnahmen seien ein Grund dafür, dass die Umsetzung des neuen Bethel- Busses etwas länger gedauert habe, sagt von der Gracht: "Das lag aber auch an den Fahrzeugen: Die Länge der Busse gab es zwar schon, nicht aber mit den ausfahrbaren Rampen."
Auf dem nachtblauen Bus prangt eine Fotogalerie mit Porträts von Friedrich von Bodelschwingh im Stil der Pop Art. Auf der Rückseite kann man ein Zitat von ihm lesen: "Neue große Nöte erfordern neue mutige Gedanken." "Das ist gut", sagt Hofer. "Mutige Gedanken brauchen wir." Alle stimmen ihr zu. "So ist das, wenn die Partner gut kooperieren", sagt Pastor Pohl. "Es lässt sich sehr viel realisieren."