Bielefeld. Bundestagspräsident Norbert Lammert ist ein Mann mit trockenem Humor. Mit den Entwicklungen in der Politik kennt er sich ebenso gut aus, wie mit dem Auf und Ab im Profi-Fußball. Wird er nach einer Bewertung von Wahlausgängen gefragt, hat er eine Standardantwort parat: "Noch länger als im Bundestag bin ich Mitglied beim VfL Bochum - mich erschüttert nichts."
Gestern besuchte Lammert Bielefeld. Der 63-jährige CDU-Politiker, der dem Bundestag seit 1980 angehört und seit 2005 Bundestagspräsident ist, war auf Einladung des Zentrums für interdisziplinäre Forschung (ZiF) und der Juristischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe gekommen. In der Universität hielt Lammert, der Honorarprofessor an der Uni Bochum ist, am Abend einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Herausforderungen der parlamentarischen Demokratie".
Dabei ging es unter anderem um die Frage, welchen Spielraum Demokratie und politische Entscheidungsprozesse etwa angesichts der europäischen Schuldenkrise und wachsender globaler Verflechtungen haben. Solche Themen beschäftigen Norbert Lammert, der in Bochum und Oxford Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte und Sozialökonomie studiert hat, seit langem.
Zuvor machte Lammert Station im Rathaus, um sich ins Goldene Buch einzutragen. Bevor er im Autogrammbuch der Stadt unterschrieb, wurde bei Kaffee und Gebäck geplaudert. Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD), der protokollgemäß die goldene Amtskette umgelegt hatte, stellte Bielefeld als vielschichtige, moderne und weltoffene Stadt vor. Lammert, der seine Karriere als Kommunalpolitiker begann, war nicht zum ersten Mal in der Stadt, er kennt Bielefeld von Wahlkämpfen. Im Rathaus traf er vertraute Gesichter: Die Grünen-Abgeordnete Britta Haßelmann sieht er jeden Donnerstag im Ältestenrat des Bundestages. Und bei Tagungen der CDU-Fraktion sitzt er direkt hinter Lena Strothmann.