
Bielefeld. Anfang der Woche sorgte Greenpeace für Aufsehen, als die Umweltschutzorganisation Kernkraftwerke mit dem Spruch "Atomkraft schadet Deutschland" anstrahlen ließ. Die Erklärungen kamen aus Hamburg, heute Sitz der Zentrale für die Bundesrepublik. Gegründet aber wurde der Verein vor 30 Jahren in Bielefeld. Das erste Büro befand sich seit Februar 1980 an der Jöllenbecker Straße 1.
Das erste offizielle Mitglied von Greenpeace Deutschland war William Parkinson ( 1998). Der gebürtige Brite arbeitete als Sprachlehrer bei Inlingua und hatte in Bielefeld einen "Verein zur Rettung und Erhaltung der Wale und Robben" mitgegründet. Das erste deutsche Mitglied von Greenpeace aber ist vermutlich Gerhard Dunkel (56), der inzwischen in Bielefeld wohnt.
Dunkel lernte die Organisation im kanadischen Halifax kennen, beim Landgang von einem Schiff der Bundesmarine. "Das war meine letzte Fahrt. Anschließend bin ich zum Westfalen-Kolleg nach Bielefeld gegangen, um mein Abitur zu machen", sagt er.
1971 hatten einige Kanadier mit einem kleinen Fischkutter gegen Atombombenversuche der USA auf den Aleuten protestiert. 1972 stieß der frühere Bauunternehmer David McTaggart ( 2001) zur Gruppe und führte den Kampf gegen französische Atombombenversuche auf dem Mururoa-Atoll im Südpazifik an. 1979 gründete McTaggart "Greenpeace International", weil er erkannt hatte, dass Umweltgefahren keine Ländergrenzen kennen.
Gerhard Dunkels Mitgliedsausweis der kanadischen Gruppe datiert auf den 22. Oktober 1979. In Deutschland wird in den kommenden Tagen das 30-jährige Bestehen gefeiert. "Wir erinnern an unsere erste öffentliche Aktion", sagt Gerd Wallmeyer (59), seit 28 Jahren Finanz-Chef des deutschen Vereins. Am 13. Oktober 1980 hatten Aktivisten in Schlauchbooten den Tanker Kronos blockiert, der Dünnsäure in die Nordsee abpumpen sollte. "Die Aktion wurde maßgeblich aus Bielefeld und Vlotho organisiert", sagt Dunkel, der selbst in einem der Boote saß.
In Vlotho, wo Dunkel bei seinen Eltern wohnte, gab es eine besonders aktive Umweltgruppe, die er mit in die Gründungsgeschichte von Greenpeace einbrachte. Dunkel suchte nach seiner Rückkehr aus Kanada Verbündete in Deutschland. Über Umwege bekam er Kontakt zu Parkinson. Unterstützt von Mc- Taggart wurde der Verein "Greenpeace" beim Bielefelder Amtsgericht offiziell eingetragen.
Notar Henning Heuer aus der heutigen Kanzlei Brandi hatte seine liebe Not mit den deutschen Formalien, weil McTaggert als Weltenbummler keine richtige Anschrift hatte. McTaggert war daher ab Winter 1979/80 mehrfach in Bielefeld. "Der wusste, dass es einige wenige Aktivisten gibt, die selbst bei Aktionen mitmachen, aber viele, viele mehr, die sie dabei finanziell unterstützen werden. Wir brauchten also einen als gemeinnützig anerkannten Verein", erinnert sich Dunkel.
Er war als einziger Deutscher im Sommer 1980 dabei, als die "Rainbow Warrior", die gegen Walfänger protestierte, von der spanischen Regierung an die Kette gelegt wurde. Das Schiff wurde 1985 vom französischen Geheimdienst in Auckland/Neuseeland versenkt. "Wir suchen immer die direkte Konfrontation, wenden aber niemals Gewalt an", erklärte Parkinson 1980 im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" als "Leiter der westdeutschen Greenpeace-Sektion" die Strategie. Die Gegner der Umweltschützer waren nicht so gewaltlos. Das ist ein Teil der Erklärung für den hierarchischen Aufbau der Organisation. Denn als das Büro Anfang 1981 "in einer Nacht- und Nebelaktion", so Dunkel, verlegt wurde, waren die Bielefelder nicht einmal gefragt worden. Erst mit Beschluss vom 7. Dezember 1981 bekam Hamburg offiziell die deutsche Zentrale von Greenpeace. Strategisch dürfte vieles für einen Seehafen gesprochen haben. Der amtliche Gründungseintrag datiert aber auf den 18. November 1980 in Bielefeld.www.dunouy.de/GP
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