Bielefeld

Digitale Hilfe fürs Standesamt

Bielefelder Software beschert Behörden künftig papierlose Archive

06.05.2010 | 06.05.2010, 00:00
Vertriebsmanager Peter Weißmann und sein Chef Uwe Wohnus von Ceyoniq verdienen ihr Geld mit Archivierungslösungen für Firmen und Behörden . - © FOTO: WOLFGANG RUDOLF
Vertriebsmanager Peter Weißmann und sein Chef Uwe Wohnus von Ceyoniq verdienen ihr Geld mit Archivierungslösungen für Firmen und Behörden . | © FOTO: WOLFGANG RUDOLF

Bielefeld. Hinter den Kulissen der deutschen Standesämter tut sich was – für die Kunden unsichtbar. Wer heiratet, eine Lebenspartnerschaft eintragen oder eine Geburtsurkunde abholen will, hat sowieso anders zu tun, als sich um die Archivierung dieser Daten zu sorgen. Genau das tun jedoch die Mitarbeiter der Bielefelder Firma Ceyoniq.

Bis 2014 sollen elektronische Personenstandsregister die Papierarchive aller deutschen Standesämter abgelöst haben. "So schreibt es die neue Personenstandsverordnung vor", erklärt Bärbel Kubitza vom kommunalen Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe (krz) in Lemgo, wo schon jetzt Daten umliegender Gemeinden gespeichert werden. Die technische Ausstattung dazu bezieht das krz von den Firmen Autista, Procilon sowie dem Bielefelder Unternehmen Ceyoniq.

Das trotzte im vergangenen Geschäftsjahr der Krise. Der Umsatz konnte 2009 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf mehr als 13 Millionen Euro gesteigert werden, gleichzeitig schrumpfte der Gewinn auf einen Teil des Vorjahreswertes. 2008 hatte die Firma mit ihren knapp 100 Angestellten nach dem Verlustjahr 2007 (minus 0,76 Millionen Euro) rund 1,16 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.

"2009 haben wir immerhin noch ein Plus gemacht", sagt Vertriebsleiter Uwe Wohnus. "Selbst eine schwarze Null wäre in dem Jahr schon eine Sensation gewesen." Diese Sensation gelang bei dem im Oktober 2007 in Nürnberg gegründeten Tochterunternehmen Ceyoniq Sales & Services GmbH Süd. Nachdem 2008 in den Ausbau des Standorts für Süddeutschland mehrere hunderttausend Euro investiert worden waren, beendete man das Geschäftsjahr 2009 ohne Verlust.

Traditionell sei das Unternehmen bislang im Norden Deutschlands aktiver gewesen, sagt Wohnus. So gehören zu den Kunden heute der Großimmobilien-Vermieter ECE Hamburg, der mit Ceyoniq-Software seine Gebäudeverträge digital verwaltet, der Lebensmittelriese Edeka (ebenfalls Hamburg) aber auch Firmen wie der Energieversorger RWE oder der Blomberger Elektronikkonzern Phönix Contact.

Das erste Quartal 2010 habe man "voll im Plan" abgeschlossen, sagt Wohnus, obendrein seien aus den auf der Cebit-Messe angebahnten Kontakten bereits erste vielversprechende Projektplanungen, so zum Beispiel mit dem Süßwarenhersteller Ferrero, entstanden. Die Quantität der Messekontakte sei zwar zurückgegangen, sagt Vertriebsmanager Peter Weißmann, dafür sei aber deren Qualität gestiegen.

Neben Archivierungslösungen stehe für interessierte Unternehmen immer öfter die so genannte "Prozessoptimierung" im Vordergrund. "Das sind manchmal ganz banale Dinge", sagt Wohnus. "Es gibt zum Beispiel Kunden, bei denen es vier Tage dauert, bis ein Fax zum zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet wird." Ähnliche Missstände innerhalb der Rechnungsverwaltung zu beheben, rechne sich für die Kunden sehr schnell. Wohnus: "Das spart der Kunde durch Skontovorteile gleich wieder ein."

Einen Sparkurs hat auch Ceyoniq hinter sich. 2008 habe man die Personalstruktur an einigen Stellen verschlankt, erklärt Wohnus, mittlerweile stelle das Unternehmen jedoch wieder ein. Schon aufgrund der mahnenden Historie des Unternehmens wolle man vorerst nur "moderat wachsen", sagt Wohnus.

Auch wenn die seit Januar für Standesämter angebotene Archivierungslösung kein Großauftrag ist, freut sich Wohnus darüber, dass bereits 19 der angeschlossenen 36 Kommunen das System nutzen. "Mit jedem lizenzierten User verdienen wir Geld", sagt er.