BIELEFELD

Mäzenin mit Humor

Heute in der Villa Huelsmann: Hiltrud Böcker-Lönnendonker spricht über Caroline Oetker

Das Caroline-Oetker-Stift entstand am früheren Wohnsitz der Familie Oetker auf dem Johannesberg. | © FOTO: JENS SCHÖNLAU

09.03.2010 | 09.03.2010, 00:00

Bielefeld. Wenn Hiltrud Böcker-Lönnendonker über Caroline Oetker spricht, ist ihre Bewunderung unüberhörbar. Eine großzügige Frau sei die Großmutter Rudolf-August Oetkers gewesen, voller Humor und stets offen für die Anliegen anderer.

Bis heute ist sie die einzige Ehrenbürgerin der Stadt: Caroline oder auch Lina Oetker, wie sie sich selbst nannte. Ihr hat die Stadt die Oetker- und die Kunsthalle zu verdanken. "Erst während meiner Recherchen ist mir klargeworden, was diese Frau für Bielefeld getan hat", erzählt Böcker-Lönnendonker (74).

Eine Geschichtswerkstatt des Historischen Vereins brachte die ehemalige Realschulleiterin und frühere kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion auf die Spur der Frau mit dem bekannten Namen: Caroline Friederike Oetker, geborene Jacobi (1867-1945), kommt in Hessen zur Welt. Als sie sich mit ihrem Mann, dem Backpulverfabrikanten und Unternehmensgründer August Oetker, in Bielefeld niederlässt, ist sie 23 Jahre.

Das Schicksal trifft die junge Frau hart: Ihre kleine Tochter wird nur wenige Monate alt. "Über sie ist so gut wie nichts überliefert", berichtet Böcker-Lönnendonker. Linas Sohn August – ein Opfer des Krieges. Wenig später verliert sie auch ihren Ehemann.
Sie behält die Verantwortung fürs Unternehmen bis zum 27. Geburtstags ihres Enkels Rudolf-August. Dann übergibt sie ihm die Firma. "Sie bewies damit ihren besonderen Stil", kommentiert die Biografin: Lina Oetkers Sohn war mit 27 gefallen.

Als ihr Mann stirbt, verfügt die Witwe über ein Privatvermögen von 16 Millionen Goldmark. Das Unternehmen gehörte ihr zu 100 Prozent. Böcker-Lönnendonker: "Es gab niemanden, der ihr hätte etwas vorschreiben können."

Doch Lina Oetker hört auch auf andere. Bevor die Mäzenin wieder mal, großzügig, wie es ihre Art ist, ihre Privatschatulle öffnet, lässt sie sich von Fachleuten aus dem Rathaus beraten. Egal ob sie den sozialen Wohnungsbau unterstützt oder Bereiche der Kinderpflege.

Ihre Spende zum Bau der Oetkerhalle schließt übrigens die Finanzierung des Musikprogramms der ersten Jahre ebenfalls mit ein. "Eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Frau, eine Persönlichkeit so völlig untypisch für unsere Region", urteilt Böcker-Lönnendonker. Und eine humorvolle obendrein. So lässt sie sich nicht lange um eine Zuwendung fürs Franziskus-Hospital bitten. "Auch Katholiken mögen Pudding", soll Lina Oetker spontan der Spende zugestimmt haben.

Fast fünf Monate lang folgte die Autorin für ihren Beitrag in den Ravensberger Blättern den Spuren der großartigen Frau – und entwickelte große Sympathie für sie. Was sie außerdem herausfand: Die Unternehmerin hegte, wie viele andere Frauen, eine Vorliebe für schöne Kleider und große Autos.

Die Mäzenin ist 67, als die Stadt Bielefeld sie zur Ehrenbürgerin erklärt – "in Anerkennung ihrer nimmermüden Hilfsbereitschaft und Gebefreudigkeit". Bis heute ist ihr als einziger Frau eine derartige Ehrung zuteil geworden. Statt diesen Sachverhalt näher zu kommentieren, zitiert Böcker-Lönnendonker die Künstlerin und Autorin Gisela Breitling: "Spuren, die Frauen in der Geschichte hinterlassen, sind vergleichbar mit den Spuren des Schiffs in den Wellen."

Mehr über das Leben der Unternehmerin berichtet Hiltrud Böcker-Lönnendonker heute Abend ab 19 Uhr in der Villa Huelsmann.