Bielefeld

Fünf Jahre auf den Weltmeeren

Bielefelder Ehepaar nimmt sich Auszeit vom normalen Leben auf eigenem Segelschiff

Rainer und Birgit Venzke sind seit zwei Jahren mit Bootshund Chica auf ihrem Segelschiff "Elsa" unterwegs. Den Mischling haben sie in Portugal gefunden. |

29.10.2009 | 29.10.2009, 00:00

Bielefeld/ Curaçao. Die Koffer packen und einfach raus aus dem Alltag, wer hat davon nicht schon einmal geträumt. Rainer und Birgit Venzke aus Sennestadt haben sich vor zwei Jahren diesen Traum erfüllt. Ende 2002 fingen sie an ein Segelschiff namens "Elsa" zu restaurieren mit dem sie seit Februar 2007 auf den Weltmeeren unterwegs sind. Zur Zeit liegt Elsa in der Karibik vor Curaçao vor Anker.

Alles begann mit der Insolvenz des Arbeitgebers der beiden 49-jährigen Ur-Sennestädter, ein neuer Job war nicht in Aussicht. "Wir hatten schon länger von einer richtigen Auszeit geträumt, jetzt hielt uns nichts mehr zu Hause", sagt Birgit. Segler duzen sich alle. Ein schwerer Entschluss war es trotzdem. Schließlich mussten die beiden ihr Haus verkaufen und ihre drei Kinder zurück lassen.

2002 begannen die beiden Amateursegler mit der Restauration ihrer "Elsa", Typ "Rêve des Tropiques" - Traum der Karibik. Kurzerhand wurde ein Privatgelände in Schloß Holte zum Schiffsbauplatz umfunktioniert. Das 20 Tonnen Schiff, auch liebevoll "Fat Lady" (Dicke Dame) genannt, hat eine Länge von 14,95 Metern und ist 4,30 Meter breit. Das Vorsegel, in Fachsprache Spinnacker, misst 140 Quadratmeter. Mit Wohnkabine, Salon, Eignerkabine, Bad, Werkstatt und zwei Gästekabine ist es das schwimmende zu Hause von Birgit und Rainer geworden.

Neben Bootshund "Chica" ist Platz für vier Besucher, die immer herzlich willkommen sind. Anmelden kann man sich per E-Mail über die Homepage der Beiden. Neben der Vermietung der Gäste-Kajüten, finanziert das Ehepaar ihr Abenteuer durch Erspartes, Gelegenheitsjobs in Häfen oder Computer-Reparateur.

Am 22. Juni 2007 um 15.20 Uhr war es dann soweit. Die "Elsa" lief im Hafen Marina Rünthe am Hamm-Datteln-Kanal in der Nähe von Bergkamen aus. Ziel war die Karibik, Panama und die Südsee. "Erst einmal ging es durch viele Berufsschiffahrtsschleusen mit hohen Spundwände in Richtung Rhein, weiter zum holländischen Hafenstadt Vlissingen. Dort konnten dann endlich die Segel gehisst werden", erzählt Rainer. Das erste Ziel war Nordspanien, wo am berühmten Kap Finisterre endlich die dicken Jacken ausgezogen werden konnten.

Sechseinhalb Wochen verbrachte Familie Venzke in Porto Santo, Madeira, Graciosa und Lanzarote. "Die tausend Blumen Madeiras, der Duft vieler exotischer Früchte, all’ die wunderschönen Impressionen werden uns wohl immer in Erinnerung bleiben", sagt Birgit. Auf Gomera, der kleinsten der kanarischen Inseln im atlantischen Ozean, wollten die beiden Segler mit ihren Kindern Weihnachten verbringen. Doch aus den drei Wochen Urlaub wurden 14 Monate. Ein Motorschaden fesselte die Crew an den Hafen. "Es hatte auch etwas positives", sagt Birgit: In dem Industriegebiet finden die Abenteurer einen Hund, ausgesetzt in einem Pappkarton.

"Chica", wie der kleine Mischling getauft wurde, ist jetzt festes Mitglied der Besatzung.

Am 17. Februar diesen Jahres verließ "Elsa" dann endlich den Hafen mit Kurs auf den afrikanischen Inselstaat Kap Verde, 460 Kilometer vor der Westküste Afrikas. Neun Tage brauchten sie, da eine Flaute die Segel schlaff herunter hängen ließ. Zum ersten Mal in Afrika sind sie von der farbenprächtigen und lebhaften Mentalität hingerissen. Aber auch Armut und Ruinen prägen das Landschaftsbild.

Zur Zeit schippert "Elsa" vor Curaçao herum. Dort haben Birgit und Rainer einen besonderen Freund gefunden: Grindwal "Sully". Das dreijährige Tier war ausgetrocknet an den Strand gespült worden. Mitarbeiter des benachbarten Sea Aquariums suchten Freiwillige, die bei der Betreuung von "Sully" helfen könnten. Birgit und Rainer meldeten sich sofort. "Er ist sehr liebesbedürftig", erklärt Birgit.

Mitlerweile hat sich "Sully" wieder erholt und soll ins offene Meer gelassen werden. Die Küstenwache und die Aquariums-Mitarbeiter sind auf der Suche nach einer neuen Wal-Familie. "Es sind Herdentiere, ohne eine Familie können sie nicht überleben", sagt Birgit. Bis November bleiben sie noch in Curaçao, dann endet dort die Hurikane-Saison und es geht weiter über Venezuela nach Grenada. Drei Jahre wollen die Sennestädter mit ihrer "Elsa" noch die schönsten Ecken der Welt bereisen.

Wer Lust bekommen hat, die zwei Weltenbummler zu besuchen, kann sich auf der Homepage www.sy-elsa.de über das Boot, die Route und Details informieren.