Bielefeld/Herford (jr/jwl). Wegen des Angriffs auf zwei Salafisten müssen sich seit Mittwochmorgen zwei junge Männer jesidischen Glaubens aus Herford und Bielefeld vor dem Bielefelder Amtsgericht verantworten. Die moslemischen Aktivisten aus Altenbeken (19) und Harsewinkel (26), die jeden Samstag in der Bielefelder Fußgängerzone kostenlose Übersetzungen des Korans verteilen, wurden am 27. Dezember 2014 von einer Gruppe schwarz gekleideter Männer umzingelt, beleidigt und schließlich durch Schläge und Tritte verletzt.
Staatsanwaltin Linda Bertram wirft den beiden Angeklagten in diesem Fall gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung vor. Dem 26-jährigen Koran-Aktivisten aus Harsewinkel wurde dabei der Kiefer gebrochen. Sein 19-jähriger Glaubensbruder aus Altenbeken erlitt durch einen Faustschlag ein Platzwunde an der Lippe. Weitere Mittäter konnten die Polizei und der polizeiliche Staatsschutz bisher nicht ermitteln.
Laut Anklage war es am Nachmitttag des 27. Dezember 2014 zunächst zu einem Wortgefecht zwischen den Koran-Verteilern und der zehnköpfigen Gruppe gekommen, die angeblich von dem 23-jährigen Herforder angeführt wurde. Er soll einer der Köpfe der sogenannten G-Wara-Brüderschaft sein.
Die Gruppe junger Kurden und Jesiden hatte sich nach Ermittlungen des Staatsschutzes nach dem tätlichen Angriff von Islamisten auf einen jesidischen Gastwirt am 6. August 2014 in Herford geschworen, die kurdisch-jesidische Sache gegenüber IS-Sympathisanten und Salafisten zu vertreten.
Der Bielefelder Angeklagte bestritt bei der Befragung vor Gericht an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Mario Prigge, Verteidiger des 23-jährigen Herforders, zielte im Verfahren mehrfach darauf ab, dass die Beschreibung des Haupttäters nicht auf die seines Mandanten zutreffen könne.
Die beiden Islamisten hingegen erkannten zumindest den Bielefelder als einen der Täter wieder. Bei der Identifizierung des anderen Angeklagten waren die Aussagen weniger eindeutig.
Der Prozess wird fortgesetzt.