Bielefeld

Eigen, nicht artig

Ausverkauftes Zelt bei der Premiere des neuen Programms von Zirkus Eigenart

21.12.2013 | 21.12.2013, 00:00
Florin lässt Hund Cato über einen Reifen springen. Das Tier hatte sich vorher ein wenig vor dem Kunststück geziert. Zur Freude der Zuschauer. - © FOTOS: ANDREAS FRÜCHT
Florin lässt Hund Cato über einen Reifen springen. Das Tier hatte sich vorher ein wenig vor dem Kunststück geziert. Zur Freude der Zuschauer. | © FOTOS: ANDREAS FRÜCHT

Bielefeld. Manchmal darf ein Zeitungsartikel mit einem Klischeesatz beginnen: Wenn kein anderer Satz das Thema besser ausdrücken könnte. Also, bitte: Alle Jahre wieder wird’s eigenartig an der Radrennbahn. Kurz vor Weihnachten baut der Zirkus Eigenart sein Zelt auf. Eine einzigartige Erfahrung.

Es ist dunkel. Es ist laut. Es ist nicht artig. Zum Auftakt der Show bevölkern Männer und Frauen die Bühne. Die Männer tragen Sonnenbrillen oder bunte Hüte, die Frauen äußerst kurze Röcke, sie sagen nichts, messen langsamen Schrittes die Bühne aus. Dann kommt der Nebel.

Die 21 Artisten des Zirkus Eigenart kennen ihre Nummern aus dem Effeff. Immerhin haben sie sie das gesamte Jahr über aufgeführt. Jetzt, in der Winterpause, kommen sie nach Bielefeld. "Wir machen eine Mischung aus Kelly-Family-Straßen-Zirkus und Rock’n’Roll-Varieté", sagt Martin Krockauer. Er ist nicht nur der Geschäftsführer des Zirkusunternehmens, sondern auch Zirkusdirektor – außerdem kam ihm vor drei Jahren die Idee für das Projekt. Bisher hatte der Zirkus nur in Bielefeld Auftritte. Im vergangenen Jahr wollten immerhin 16.000 Zuschauer die Show sehen. Das aktuelle Programm heißt: "Das gibt’s doch nicht."

Eine junge Frau klettert ein weißes Tuch empor. Hängt, fliegt, schwebt, kreist durch die Luft. Dreht sich schneller, pausiert, dreht zurück. Annika Titze macht, dass die Zuschauer gefesselt sind. Für Begeisterung sorgt auch die Hundenummer von Florin und Cato. Florin ist ein Dampfplauderer, seine Assistentin gibt sich als grenzdebile aber attraktive Blondine, Hund Cato kann – beinahe – Kunststücke. Gemeinsam machen sie herrlich anarchisches Varieté-Theater, das vom Publikum mit viel Beifall belohnt wird. Jonglage, Tanz, eine überragende Eigenart-Band, Comedy, kletternde Elvis-Imitatoren, atemraubende Artistik: Eigenart ist schwer auf eine Formel zu bringen. Anarchisch, laut, schrill, in jedem Fall verrückt und unartig – aber sehenswert.

Das findet auch Jörg Podschin. Er besucht den Zirkus bereits zum zweiten Mal: "Das ist hervorragend, es gibt immer wieder was Neues."