Bielefeld

Kunsthalle Bielefeld droht Streichkonzert

Städtischer Betriebskostenzuschuss soll um zehn Prozent sinken

Die Kunsthalle, hier Schauplatz einer John-Cage-Hommage 2012, muss mit weniger Geld auskommen. | © FOTO: SARAH JONEK

21.06.2013 | 21.06.2013, 00:00

Bielefeld. Die Stadt fordert auch von der Kunsthalle einen Sparbeitrag – wegen der schlechten Haushaltslage. Und so soll der Betriebskostenzuschuss in Höhe von 2,5 Millionen Euro – wie gestern exklusiv berichtet – um zehn Prozent gekürzt werden. Ein Thema, das auch den Aufsichtsrat der Betriebsgesellschaft der Kunsthalle beschäftigt hat. Der hält die zehn Prozent für nicht darstellbar und hat nun die Geschäftsführung der Kunsthalle aufgefordert, selbst Einsparpotenziale auszuloten.

"Dem Konsolidierungswunsch der Stadt werden wir uns sicher nicht entziehen können", sagte Gerd Kranzmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Betriebsgesellschaft, gestern auf Nachfrage der NW. Aber es müsse ein Beitrag sein, der der Kunsthalle noch ausreichend Spielraum lasse. "Die große Lösung, 250.000 Euro einzusparen, ist sicherlich nicht darstellbar", stellte SPD-Ratsherr Kranzmann klar. Der Aufsichtsrat habe die Geschäftsführung der Kunsthalle daher nun beauftragt, "alles nochmals zu rechnen und Sparpotenziale auszuloten". Der hauseigene Vorschlag soll dann im Gesellschafterkreis, zu dem auch die Stadt gehört, zeitnah debattiert werden. Diskutiert habe man im Aufsichtsgremium auch über mögliche höhere und flexiblere Eintrittspreise, aber auch über eine Verringerung der Zahl der Ausstellungen (bisher sind es drei bis vier). Angesichts sinkender Besucherzahlen müsse man die Planung ohnehin neu ausrichten.

Bei allen Debatten über Kürzungen sei es wichtig, dass die Kunsthalle wieder Planungssicherheit für die Zeit von 2015 bis 2019 bekomme, betonte Kranzmann (SPD) Mittwoch.

Kunsthallen-Direktor Friedrich Meschede wollte sich gestern auf Anfrage nicht zu den Kürzungsplänen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Kunsthalle äußern. Seine Pressesprecherin Christiane Heuwinkel verwies auf den Aufsichtsrat, der Ansprechpartner in dieser Frage sei, und sagte lediglich: "Das ist ein laufendes Verfahren und zu dem werden wir uns nicht äußern." Das sei auch mit dem Aufsichtsrat so abgesprochen.

Auch Günter Küppers, Vorsitzender des Förderkreises der Kunsthalle, wollte sich gestern nicht zu möglichen Auswirkungen der Kürzungen auf die Kunsthalle äußern. "Wir werden das erst tun, wenn wir genau wissen, woran wir sind." Noch sei das ein schwebendes Verfahren, betonte er. "Aber wir stellen uns natürlich darauf ein, dass wir die Kürzungen nicht ganz werden verhindern können", sagt er dann doch noch. Er hoffe, dass am Ende des jetzigen Diskussionsprozesses eine Lösung stehen werde, "die den Sparzwängen der Stadt Rechnung trägt, aber auch für die Kunsthalle mit großen Anstrengungen noch tragbar ist". Der Förderkreis werde in den kommenden Wochen und Monaten seine Aktivitäten verstärken, um weitere Gelder für die Kunsthalle einzuwerben, kündigte Küppers an.

 "Wir werden den Ausfall der Kürzungen der Stadt zwar nicht kompensieren können, aber wir müssen etwas tun, um der Kunsthalle über diese Durststrecke hinwegzuhelfen." Küppers würde zum Beispiel gerne mehr Unternehmen für eine Firmenmitgliedschaft im Förderkreis gewinnen und einen Busverkehr für Schulen einrichten, damit mehr Schüler, die Kunsthalle besuchen können. Küppers hat bereits erste Unternehmer zu einem "Unternehmerfrühstück" eingeladen, um sie für die Kunsthalle zu begeistern. Küppers: "Wenn es auf Dauer mit den Kürzungen so weiter geht, dann geht das an die Substanz, dann ist das der Weg in die Provinzialität." Das wolle der Förderkreis verhindern helfen.

Das Ausstellungsprogramm mit drei bis vier großen Schauen jährlich muss die Kunsthalle durch Eintrittsgelder und Sponsoren finanzieren. Einen städtischen Ankaufsetat hat die Kunsthalle seit 1996 nicht mehr. Getragen wird die Kunsthalle von einer Betriebsgesellschaft. Der gehören die Stadt, die Sparkasse Bielefeld und die Kulturstiftung pro Bielefeld an.