Bielefeld

Streik-Premiere bei Mercedes

Mitarbeiter fordern 5,5 Prozent mehr Lohn und gehen erstmals auf die Straße / Signal an möglichen Käufer

Vor der Mercedes-OWL-Niederlassung am Stadtholz streiken gut 100 Mitarbeiter für mehr Geld. Vor den Streikenden stehen Betriebsratsvorsitzender Paul d’Heureuse (mit gelb-roter Fahne) und Gewerkschaftssekretär Oguz Önal (rote Jacke). | © FOTO: ANDREAS ZOBE

18.06.2013 | 18.06.2013, 00:00

Bielefeld. Streik. Was in vielen Branchen und Betrieben immer wieder einmal vorkommt, ist bei der Mercedes-Benz-Niederlassung OWL eine Premiere. Gestern war es soweit. Dass ausgerechnet "beim Daimler" gestreikt wurde, hat auch diesen Grund: "In Bielefeld sind nur noch drei Unternehmen an Tarifverträge gebunden", sagt IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Oguz Önal – Mercedes Benz, Neotechnik und Steinböhmer.

Die große Tarifflucht habe es 2007 gegeben, nun sei die Gewerkschaft sehr unterschiedlich aufgestellt – bei Mercedes am Stadtholz mit seinen 200 Mitarbeitern liege der Organisationsgrad bei etwa 60 Prozent. 400 Mitarbeiter beschäftigt die Niederlassung, die mehrere Standorte hat. Für einige, so Stadtholz, Detmold und Gütersloh, halten sich Gerüchte um einen Kaufinteressenten aus Hamm – "dem zeigen wir heute schon einmal, dass es hier nicht ohne Tarifvertrag weitergehen wird", sagt Betriebsratsvorsitzender Paul d’Heureuse. Mitreden wollen die Mitarbeiter – vom Verkäufer bis zum Mechatroniker. 100 bis 150 beteiligten sich gestern am Streik.

Bei diesem geht aber nur am Rande um den möglichen Verkauf, stärker richtet sich der Blick auf einen neuen Tarifvertrag im Kraftfahrzeuggewerbe – dieser hätte aus Gewerkschaftssicht schon im Mai ausgehandelt werden müssen; und nun gibt es am 17. Juni einen ersten Verhandlungstermin.

Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit von 12 Monaten, "in anderen Bundesländern gibt es auch schon Abschlüsse", sagt Oguz Önal; so zweimal 2,8 Prozent verteilt auf 23 Monate. Es klingt durch, dass damit viele auch in NRW zufrieden wären.

Außerdem fordert die Gewerkschaft die Übernahme von Auszubildenden und "eine Gesprächsverpflichtung zur Altersvorsorge". Azubis sollen zudem 100 Euro mehr je Ausbildungsjahr erhalten.