
Bielefeld. Die Entscheidung ist gefallen: Beyhan Polat (53) und Tochter Sevil (26) betreiben den grünen Würfel auf dem Kesselbrink. Das mit Efeu berankte Gebäude soll im Sommer 2014 bezugsfertig sein. Die BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) errichtet es. Sie investiert zwei Millionen Euro dafür. Baubeginn ist im September.
Beyhan Polat ist in Bielefeld kein Unbekannter. 1991 eröffnete er das türkische Spezialitäten-Restaurant "Anavarza" an der Schloßhofstraße, das er bis 1997 führte und danach verpachtete. 1996 gründete er mit zwei weiteren Gastronomen den "Schloßhof", stieg dort aber bald wieder aus. 1997 eröffnete er das "Univarza" in der Universität. Das Restaurant läuft gut.
Polat kam 1978 für ein Maschinenbaustudium aus der Türkei nach Deutschland. Wegen des Putsches in seinem Heimatland musste er bleiben, jobbte in der Gastronomie – und wurde so selbst Gastronom. "Ich bin seit 30 Jahren Bürger dieser Stadt", sagt er. Das wird sich nach seinen Worten auch auf die Kesselbrink-Bewirtung auswirken. "Lokale und mediterrane Küche" werde er dort anbieten: westfälisch, griechisch, italienisch und türkisch beeinflusst, "alles frisch und selbstgemacht"; zudem Eistheke, Café, Cocktailbar.
"Wir wollen als natürlicher Teil des Kesselbrinks wahrgenommen werden und für Familien, junge Leute und Arbeiter genauso da sein wie für alle anderen", sagt Polat. Geöffnet werden soll das Lokal täglich, dass ganze Jahr durch, immer von 8 Uhr morgens bis 24 Uhr abends. Mit diesem Konzept überzeugte Polat BGW-Geschäftsführer Norbert Müller und sein Team. "Gastronom mit Herzblut" sei Polat, sagt Müller. Beide Seiten, Immobilien-Inhaber und Lokalbetreiber, einigten sich auf eine lange Vertragszeit: 20 Jahre, plus Option auf zwei mal fünf Jahre Verlängerung.
In drei Monaten beginnt die BGW mit dem Bau des 21 mal 21 Meter großen und 11,5 Meter hohen Rechtecks über zwei Etagen und mit Dachterrasse. Projektplaner ist Jörg Höfel, Architekt Sven Detering. Der Würfel wird an der Stelle errichtet, die derzeit provisorisch gepflastert ist, nahe der Wilhelmstraße. Zunächst müssen die Stützen der Tiefgarage verstärkt werden, dann geht der eigentliche Bau los. Das Gebäude wird eine Terrasse mit Blickrichtung Skateranlage haben, einen Erker zum Wasserspiel hin, gut 100 Plätze draußen und rund 225 Plätze drinnen. Für die Innenarchitektur ist Gastronom Polat zuständig. Er investiert "eine mittlere sechsstellige Summe", sagt er.
Das Besondere des kubistischen Pavillons wird seine begrünte Fassade sein. Efeu bestimmt an allen Seiten und ganzjährig das Äußere, "dazwischen kommen Pflanzen, die farbliche Schattierungen geben", erklärt Müller. Das System kommt von einer Firma aus Kornwestheim. "Eine aufwendige Technik" sei dafür nötig, so der BGW-Chef. "Bewässerung und Düngung laufen IT-gesteuert." Müller ist sich sicher: "Das wird eine Vorzeige-Immobilie."
Betreiber und BGW suchen nun nach einem passenden Namen – obwohl der doch auf der Hand liegt: "Grüner Würfel".