Bielefeld

Bielefelder Bunker Ulmenwall droht das Aus

Stadt will Zuschuss für Kultur- und Jugendeinrichtung streichen

19.02.2013 | 19.02.2013, 18:10
Carsten Nolte, Leiter des Bunkers Ulmenwall, und Wolfgang Groß, Vorsitzender des Vereins Bunker Ulmenwall, befestigen über dem Eingang zum ehemaligen Luftschutzbunker ein Transparent, um für den Erhalt des Clubs zu demonstrieren. - © FOTO: ANDREAS FRÜCHT
Carsten Nolte, Leiter des Bunkers Ulmenwall, und Wolfgang Groß, Vorsitzender des Vereins Bunker Ulmenwall, befestigen über dem Eingang zum ehemaligen Luftschutzbunker ein Transparent, um für den Erhalt des Clubs zu demonstrieren. | © FOTO: ANDREAS FRÜCHT

Bielefeld. Im März erscheint ein Buch über die 56-jährige, bewegte Geschichte des Bunkers Ulmenwall. Womöglich gerade noch rechtzeitig, denn dem Club für Jazz-, Pop und Jugendkultur, der dank seiner legendären Jazzkonzerte international bekannt ist, droht Ende dieses Jahres das Aus. Ursache: Die Stadt muss sparen, will ab 2014 der Einrichtung den Zuschuss von 96.000 Euro streichen und sie zudem vom Jugend- ins Kulturamt verlagern.

Ein Schritt, gegen den sich nun Protest regt. Transparente hängen über dem Eingang zum ehemaligen Luftschutzbunker an der Kreuzstraße 0. "Bunker muss bleiben", steht dort. Unten an der Kasse werden Unterschriften für den Bunker-Erhalt gesammelt. Unter www.avaaz.org/de wurde eine Online-Petition an Oberbürgermeister Pit Clausen ins Netz eingestellt. 3.200 Unterschriften waren es bis gestern Abend.

"Dass die Stadt sparen muss, akzeptieren wir, und wir sind auch bereit, in den sauren Apfel zu beißen", betont Wolfgang Groß, Vorsitzender des Vereins Bunker Ulmenwall im Pressegespräch. "Doch uns den Zuschuss gänzlich zu streichen, bedeutet das Ende für uns. Und das nehmen wir nicht einfach so hin."

Von dem städtischen Zuschuss wird neben Sach-und Mietkosten (rund 9.000 Euro fließen dabei als Miete direkt wieder zurück an die Stadt) vor allem die Stelle des hauptamtlichen Leiters bezahlt. Das Programm hingegen werde aus Vereinsmitteln und Konzerteinnahmen finanziert. "Aber ohne die Stelle können wir den Bunker nicht mehr betreiben", betont Groß. Es sei auch keine Lösung, den Bunker einfach in das Kulturamt zu verschieben. "Dort gibt es ja auch kein Geld für uns. Und ein Konzept, wie der Bunker dort integriert werden soll, liegt auch nicht vor." Es sei nur vage von Synergien die Rede bei der Stadtverwaltung.

Umfrage

Auch Carsten Nolte, der seit 2009 den Bunker leitet, beklagt die Konzeptionslosigkeit der Stadt, "und dass niemand mit uns darüber redet, wie denn Alternativen überhaupt aussehen könnten". Für Nolte ist es zudem völlig unverständlich, dass der Bunker weiterhin in der Verwaltung, aber auch von vielen Politikern "nur" als Kultureinrichtung gesehen wird. "Wir sind seit 1996 ein anerkannter Träger der Jugendhilfe und haben in den vergangenen fünf Jahren unser Profil als Jugendeinrichtung deutlich geschärft. Nolte verweist auf mobile musikpädagogische Projekte in Schulen, im Bunker, in den Stadtteilen, Jugendkonzerte und Poetry Slams vor Ort und die Möglichkeiten, im Bunker kostenlos zu proben. Sieben große Jugendprojekte seien es allein 2011 gewesen. Die Jugendarbeit des Bunkers hat auch das Land NRW erkannt und fördert zum Beispiel das Programm "Nachwuchsförderung im Spannungsfeld Jazz und Jugendkultur" mit 120.00 Euro bis zum Jahr 2015. Auch diese Gelder würden wegfallen, wenn die Stadt ihren Zuschuss streiche, so Nolte.

Im Bunker-Buch outet sich auch der Oberbürgermeister in einem Vorwort als Bunker-Fan: "Der Bunker hat was", schreibt Clausen und bedankt sich "bei allen, die gestern, heute und vielleicht auch morgen dafür sorgen, dass der Bunker Ulmenwall uns in dieser Form so erhalten geblieben ist und erhalten bleibt."

Ein Fehler

KOMMENTAR VON STEFAN BRAMS

Dem Bunker Ulmenwall die Förderung zu streichen, ist falsch. Abgesehen davon, dass der Jazz-Club die Stadt kulturell auch international ein wenig glänzen lässt, braucht die Stadt den Bunker, weil hier auf einzigartige Art und Weise kulturelle Bildung betrieben wird. Kultur, Musikpädagogik und mobile Jugendarbeit sind dort mittlerweile so miteinander verzahnt worden, dass immer mehr junge Menschen sich angesprochen fühlen. Noch nie in seiner Geschichte war der Bunker in Sachen Jugendarbeit so gut aufgestellt. Das Land NRW hat dies erkannt und fördert die Einrichtung mit erheblichen Mitteln. In Bielefeld aber zählt das alles nicht. Typisch für den Umgang mit dem Bunker Ulmenwall.

stefan.brams@ihr-kommentar.de