Bielefeld

Millionenschwere Blitze

Ordnungsamt zieht Bilanz: Tempo-Sünder spülen immer mehr Geld in Stadtkasse

04.01.2013 | 04.01.2013, 00:00
Während dieser Blitzer kurz vor dem Ostwestfalen-Tunnel im vergangenen Jahr gerade mal 584 Verstöße registrierte, blitzte es nur wenige hundert Meter später – mitten im Tunnel – erstaunliche 4.333-mal. - © FOTO: ANDREAS FRÜCHT
Während dieser Blitzer kurz vor dem Ostwestfalen-Tunnel im vergangenen Jahr gerade mal 584 Verstöße registrierte, blitzte es nur wenige hundert Meter später – mitten im Tunnel – erstaunliche 4.333-mal. | © FOTO: ANDREAS FRÜCHT

Bielefeld. Neben Dr. Oetker und Arminia hat Bielefeld seit 2008 ein drittes Aushängeschild: Den berühmten Autobahn-Blitzer am Bielefelder Berg. Auch vier Jahre nach seiner Aufstellung spült der Blitzer weiter Millionen in die Stadtkasse. Im vergangenen Jahr waren es 6,27 Millionen Euro, bestätigt Ordnungsamtsleiter Roland Staude bei der Jahresbilanz seiner Behörde. Die übrigen 16 Stadt-Blitzer erwirtschafteten "nur" 2,43 Millionen Euro. Gesamteinnahme: 8,7 Millionen Euro.

Autobahn-Blitzer: Stattliche 115.678-mal löste der A-2-Blitzer aus. Das brachte der Stadt laut Staude exakt 6.270.882 Euro ein. Entgegen des bisherigen Trends stieg damit die Zahl der erfassten Temposünder erstmals wieder im Vergleich zum Vorjahr. 2011 hatten sich die Einnahmen noch auf rund 5,7 Millionen Euro belaufen. Doch das konnte den Bielefelder Stadtkämmerer nicht lange erfreuen: Denn 2011 war die Anlage wegen Bauarbeiten von Mai bis August abgebaut worden. "Beachtet man diese Ausfallzeit, ist die Zahl der aktuellen Verkehrsverstöße auf der A 2 weiter rückläufig", erklärt der Amtsleiter. 2009 hatte Bielefeld auf der A 2 noch 9,9, 2010 immerhin noch 7,9 Millionen Euro eingenommen.

Umfrage

Erfreulich sei, so Staude, dass das durchschnittliche Tempo-Niveau am Bielefelder Berg durch die Anlage von Tempo 130 auf 110 gefallen ist. Das habe eine Polizei-Studie ergeben. Entsprechend liege auch der Anteil der Verwarngeldverfahren (bis 20 km/h zu schnell) bei 60 Prozent. Anfangs hatten die teureren Bußgeldverfahren (ab 21 km/h) klar die Mehrheit gehabt.

"Wenn dadurch auch nur ein Menschenleben gerettet wurde, dann ist das eine Erfolgsgeschichte", sagt Staude, der den Vorwurf der Abzocke nicht gelten lässt. "Der schnellste Wagen in dem Tempo-100-Bereich fuhr 212 Kilometer pro Stunde."

Stadt-Blitzer: Erstmals konnte die Stadt auch eine Bilanz der beiden neuesten Anlagen auf dem Ostwestfalendamm (OWD) auf Höhe des Haller Weges ziehen: Gut 17.300-mal waren hier Autofahrer schneller als erlaubt. 9.100 fuhren dabei in Richtung Tunnel und 8.204 in Richtung Brackwede. Damit liegen die Neuanschaffungen (in Betrieb seit November 2009 und Mai 2011) deutlich vor den Blitzern an der Lageschen (7.317) und Gütersloher Straße (6.078). 80 Prozent der OWD-Verstöße lagen im Verwarnungsbereich.

Kurios: Während der Starenkasten vor dem Ostwestfalen-Tunnel 584-mal auslöste und damit das Schlusslicht der Blitzer ausmacht, steht die Anlage, die wenige hundert Meter später im Tunnel wartet, mit 4.333 Verstößen an sechster Stelle.

2.431.498 Euro erwirtschaftete die Stadt mit ihren 17 stationären Anlagen, sechs Rotlicht-Blitzern und den zwei mobilen Fahrzeugen im Stadtgebiet.

Knöllchen: Die Kontrolle des ruhenden Verkehrs führte zu 203.274 Knöllchen und somit zu 2.413.957 Euro Einnahmen. Seit Jahren bleibe die Zahl der Falschparker auf diesem Niveau stabil, so Klaus Streblow, Leiter der Abteilung für Verkehrsordnungswidrigkeiten.

Abschleppen: 1.315 Fahrzeuge hat das Ordnungsamt sogar abschleppen müssen – 393 weniger als im Vorjahr. Wegen vieler personeller Wechsel seien 2012 weniger Schwerpunktaktionen möglich gewesen, erklärt Staude. Weil Konflikte mit Falschparkern auftreten können, würden dabei nur erfahrene Kräfte eingesetzt. "Das war diesmal nicht so möglich wie 2011." Rückläufig sei wiederum die Zahl der abgeschleppten Wagen auf dem Markt. Weil er vom Kesselbrink auf den besser abgesperrten Neumarkt umgezogen ist, waren diesmal nur 35 Autos betroffen. 2011 waren es noch 129 – 2010 sogar 279.

Fundsachen: Die Bielefelder sind nicht mehr ganz so vergesslich wie 2011. Das Fundbüro registrierte 2012 nur 2.325 Fundsachen. 2010 waren es noch 2.627. Darunter waren 569 Fahrräder, 171 Handys, 159-mal Uhren oder Schmuck und 163 Kleidungsstücke. Nur zehn Prozent der Sachen werden noch vom Besitzer abgeholt, zehn Prozent erhält der Finder zurück. Der Rest wird versteigert oder entsorgt.