Bielefeld

Schauspielerin Aylin Tezel besucht Bielefeld

Aufführung ihres jüngsten Films im Lichtwerk

Aylin Tezel gestern Abend im Gespräch mit Lichthaus-Geschäftsführer Jörg Erber, bevor sich der Vorhang für ihren Film hob. Mit ihren Fragen ans Publikum bewies sie auch Kenntnisse in Heimatkunde. | © FOTO: ANDREAS FRÜCHT

29.11.2012 | 29.11.2012, 17:15

Bielefeld. Wie schwer ist es doch manchmal, prominent zu sein. Einerseits empfindet Aylin Tezel es als großes Glück, dass sie trotz ihrer Rolle als "Tatort"-Kommissarin in der Öffentlichkeit weitestgehend unerkannt bleibt.

Andererseits versteht sich die Schauspielerin aus Bielefeld sehr wohl darauf, ihren Auftritt zu inszenieren. Ein Foto während des Interviews? Aber doch nicht jetzt. Das sei vorab mit ihrem Management abzustimmen.

Auch als Tezel kurz vor der Deutschlandpremiere ihres jüngsten Films im Lichtwerk eintrifft, lehnt sie ein Foto im Foyer des Kinos ab. Dieses Mal, weil der Filmverleih dagegen ist. Die Fotografen dürfen ihre Kameras erst im zu etwa zwei Dritteln besetzten Saal 1 auf sie richten – vor dem roten Vorhang bei der Begrüßung durch Filmhaus-Geschäftsführer Jörg Erber.

Mit einem "Hallo, seid ihr aus Bielefeld, oder wo seid ihr alle so her?", begrüßt Tezel das höflich applaudierende Publikum. Bei dieser Gelegenheit beweist sie mit dem Aufzählen von Städtenamen wie Detmold, Paderborn, Höxter, dass ihr die Region nicht fremd geworden ist.

Vor der Premiere gestern Abend hatte die Schauspielerin bereits jede Menge Interviewwünsche heimischer Journalisten erfüllt, am Telefon und in unterschiedlichen Aufnahmestudios. "Ganz schön stressig heute", gibt sie denn auch am späten Nachmittag im NW-Gespräch bei Radio Bielefeld zu. Zerbrechlich wirkt die junge Frau. Ihr ungeschminktes Gesicht zeigt Spuren von Müdigkeit.

Aylin Tezel kam in Bünde zur Welt, in Bielefeld wuchs sie auf und besuchte in Sennestadt die Hans-Ehrenberg-Schule. Mittlerweile hat sie ihren Wohnsitz nach Berlin verlegt, fühlt sich aber auch in Bielefeld "nicht ganz einsam". Hier leben ihre Eltern, eine deutsche Krankenschwester und ein türkischer Arzt, und auch Freunde. Sie spricht von "zweifacher Heimat". Was sie besonders an Bielefeld mag? "Hier gibt es Menschen, die mir etwas bedeuten." Ähnlich äußert sie sich auch über die Türkei, die Heimat ihres Vaters. "Für mich sind es Menschen und nicht irgendwelche Orte, die mir das Gefühl von Heimat geben."

Ihre Rolle als Tatort-Kommissarin hat Tezel auch im abgelegensten Winkel der Republik bekannt gemacht, doch auf ihren ganz privaten Alltag habe das kaum Einfluss, erzählt sie. Höchstens vier- bis fünfmal sei sie seitdem auf der Straße angesprochen worden. "Ich hoffe stark, dass es so bleibt."

Aylin, das 1,66 Meter große Energiebündel, tanzt leidenschaftlich gern. Und wenn die Zeit es zulässt immer wieder gern mit ihrem früheren Lehrer Stefan Kunzke, dem Leiter des Bielefelder "PartsS – Performing Arts Studio". Unterricht in klassischem und zeitgenössischem Tanz und Tanzpädagogik hat sie dort erhalten. Doch die Deutsch-Türkin in der schwarz-silbrig-gemusterten Bluse zur schwarzen, weitgeschnittenen Hose steckt so im Stress, dass sie vom Tanzen nur träumen kann.

Vielmehr beschäftigt sie gerade die Vermarktung ihres aktuellen Films. Darin spielt sie eine junge Frau, die unerwartet schwanger wird. Kann sich die 29-Jährige ein Leben mit Familie und Kindern vorstellen? "Bestimmt, irgendwann." Mehr sagt sie nicht.