Bielefeld. Der renommierte Deutsche Lehrerpreis geht in diesem Jahr gleich zweimal nach Bielefeld. Beate Quakernack und Sebastian Reichelt nehmen heute in Berlin die Auszeichnung entgegen – auf Empfehlung ihrer Schüler.
Geschichte und evangelische Religion unterrichten beide, Beate Quakernack (35) an der Marienschule der Ursulinen, Sebastian Reichelt (53) am Ratsgymnasium. Der Studienrat hatte bereits im Juni vom Plan seiner Schüler erfahren, seine Kollegin indes erreichte die Nachricht von der bevorstehenden Auszeichnung vor einigen Tagen völlig überraschend.
Es war am Rande des Abiballs im Juni, als die scheidenden Gymnasiasten Reichelt ein Kuvert überreichten. Der Inhalt: Ein dreiseitiges Schreiben, in dem die Schüler sich für die Würdigung ihres Lehrers aussprechen. "Das Wichtigste ist", heißt es darin unter anderem, "dass er uns für die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes begeistert hat". Und: "Es mag sich vielleicht ,schleimig anhören, aber es stimmt: Wir haben uns auf jede Schulstunde gefreut."
Der Wettbewerb verbindet zwei Kategorien: Die Erste wendet sich an Lehrer aus dem Sekundarbereich, die fächerübergreifend unterrichten und im Team zusammenarbeiten.
Für ideenreiche, innovative Unterrichtskonzepte werden Preise im Gesamtwert von 13.000 Euro ausgeschrieben.
In der zweiten Kategorie nominieren Schüler des Abschlussjahrgangs an weiterführenden Schulen engagierte Lehrer, die das Miteinander von Schülern und Lehrern besonders fördern.
Die ausgezeichneten Lehrkräfte erhalten zur Würdigung ihrer außergewöhnlichen Leistung eine Trophäe.
Zur Jury gehören u. a. Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur in Rheinland-Pfalz, und Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone-Stiftung Deutschland.
Das Plädoyer der jungen Menschen rührt Reichelt an. "Dieser Lehrerpreis erscheint mir nicht so wichtig zu sein wie dieser Brief meiner Schüler." Darin attestieren sie ihm außerdem soziale Kompetenz, loben seine "verständnisvolle und Vertrauen vermittelnde Art", seine Toleranz und kommen schließlich zu dem Ergebnis: "Verschiedenartigkeit haben wir so nicht als Gegeneinander, sondern als Miteinander erlebt; die Menschenwürde war aber immer wesentlicher Maßstab."
Reichelt kam 1959 in Frankfurt zur Welt und wuchs in Münster und Bad Salzuflen als Sohn eines Lehrerehepaares auf. Geschichte studierte er an der Universität Bielefeld, Theologie zunächst an der kirchlichen Hochschule Bethel und später in Paderborn. Am Studienseminar bildet er dort heute selbst Lehrer aus.
Reichelt spricht von einem positiv-realistischen Menschenbild, das er den Gymnasiasten vermitteln will. "Mit gesellschaftlichen Fächern kann man den Schülern besonders nahe sein." Beate Quakernack, seine Kollegin von der Marienschule, schätzt an ihrem Beruf die Nachhaltigkeit. "Bei meinen Fächern geht es, über den Unterrichtsstoff hinaus, auch um die ewigen Fragen der Menschheit und um die Selbstwahrnehmung." Die 35-Jährige hat die Marienschule bis zum Abitur besucht. Ihre Geschichtslehrerin: Schwester Carola, die ehemalige Schulleiterin. Dem anschließenden Studium in Bonn, Berlin und Montreal folgte das Referendariat in Troisdorf. 2007 kehrte Quakernack als junge Lehrerin nach Schildesche zurück.
Zur Preisverleihung nach Berlin, veranstaltet von der Vodafone-Stiftung und dem Deutschen Philologenverband, reisen heute beide Bielefelder Lehrer zwar getrennt, aber jeder in Begleitung von zwei Schülern. Und in der Hauptstadt wird Beate Quakernack dann endlich erfahren, mit welchen Argumenten ihre Schüler die Jury überzeugt haben, auch ihr den Preis zu verleihen.