Bielefeld. Die Videotheken sind vom Aussterben bedroht. Wer sich einen neuen Film anschauen will, geht immer häufiger ins Internet statt in den Laden. Jetzt schließt das Versmolder Unternehmen "Alfa Digital Video" seine Filiale an der Artur-Ladebeck-Straße 54. Und ein Ende der Schrumpfkur ist in Bielefeld nicht in Sicht.
Das ärgert die Videoverleiher
Steigende Kosten, weil Strom, Heizung und auch die Ware immer teurer werden, sagt René Beeskow, Geschäftsführer "Alfa Digital Video".Große Studios verkaufen ihre Filme mittlerweile immer häufiger an Geschäfte, bevor sie in die Videotheken kommen – wenn man Filme vorher günstig kaufen könne, bevor sie verliehen werden, erledigt sich der Gang in die Videothek für die Kunden, sagen die Besitzer.
Rückläufige Umsätze, weil sich immer mehr Menschen Filme im Internet anschauen oder herunterladen – meist illegal und kostenlos.
Die Türen stehen sperrangelweit offen, aber kaum jemand geht hinein. Ende des Monats ist nach 25 Jahren Schluss, zwei Mitarbeiter müssen gehen. "Es lohnt sich einfach nicht mehr", sagt René Beeskow (55), Geschäftsführer "Alfa Digital Video". "Die Umsätze und Ausleihzahlen sind in den letzten Jahren rapide zurückgegangen", sagt er.
Früher kamen samstags mehr als 500 Kunden, heute seien es nur noch knapp 100. Raubkopierer und die immer weiter wachsende Anzahl der Online-Videotheken seien schuld, dass das Sterben weitergeht, sagt er. Seine Filiale war mit 560 Quadratmetern immerhin die zweitgrößte in der Stadt.
Nicht der erste Laden von Beeskow, der dichtmacht: Beeskows frühere Video-Kette "Alfa Video Palast" betrieb zu Hochzeiten 39 Filialen in der Region, 2007 gründete er das neue Unternehmen "Alfa Digital Video" - die Umsätze aber gingen weiter in den Keller. 2007 schloss er eine Filiale an der Straße Am Vorwerk sowie an der Apfelstraße, 2009 an der Detmolder Straße, in diesem Sommer an der Oelmühlenstraße. Seine beiden Läden in Gütersloh und Versmold behält er. "Dort bin ich auch Eigentümer der Läden und muss keine Miete bezahlen."
Das Aus in Bielefeld: kein Einzelfall. Laut Interessenverband des Video- und Medienfachhandels Deutschland hat in den vergangenen zehn Jahren etwa die Hälfte der Videotheken in Deutschland geschlossen.
In Bielefeld waren 2004 noch 24 Videotheken gewerberechtlich gemeldet, acht Jahre später sind es nur noch 19, sagt Ina Hempelmann aus der Gewerbeabteilung des Ordnungsamtes. Das seien aber nicht nur Videotheken im klassischen Sinne - darunter seien auch andere Einzelhändler, die DVDs verleihen sowie Automaten.
Knut Diekmann (49) ist seit mehr als zwei Jahrzehnten im Geschäft. Der Inhaber des "Videotaxi-Media-Stores" an der Beckhausstraße 72 sagt: "Das Geschäft läuft - weil ich eine andere Unternehmensstrategie als andere habe." Zwar seien auch seine Kunden in den vergangenen Jahren weniger geworden. "Es gibt aber nach wie vor viele, die kommen." Er kenne die Kunden. "Wir sind ein Familienbetrieb, da spielt die Kundenbindung eine Rolle." Und er sei mit der Zeit gegangen. "Wir bringen die DVDs nach Hause." Mit 1.000 Quadratmetern ist die Videothek die größte in der Stadt. "Und wir bleiben", sagt Diekmann.
Auch Norbert Fischer, Chef der Videothek "World of Video" an der Otto-Brenner-Straße, ist sich sicher, dass sein Laden noch "einige Jahre" vor sich hat. Er weiß aber auch: "Wir müssen kämpfen." Zu schaffen mache ihm der Bereich der Erwachsenenfilme. "Die Kunden wandern ab zu Online-Portalen, bei denen es kein Jugendschutzgesetz gibt."
Noch kommen die Kunden. Aber: "Wir sind abhängig von den Produkten des Kinos, und auch da bleiben die Zuschauer weg." Irgendwann sei eben jede Geschichte erzählt.