
Bielefeld. Die Radrennbahn an der Heeper Straße ist ein einzigartiges Bauwerk. Davon haben sich am vergangenen Wochenende viele Bielefelder bei den Alpecin-Days überzeugen können. Davon sind aber inzwischen auch die Denkmalschützer des Landschaftsverbandes in Münster überzeugt. Voraussichtlich in dieser Woche wird das 333,33-Meter-Oval aus fugenlos gegossenem Spannbeton unter Schutz gestellt.
Sie gilt als das Meisterwerk des Münsteraner Architekten Clemens Schürmann. "So etwas gibt es kein zweites Mal", schwärmt Michael Mertins von der Arbeitsgemeinschaft "Radrennbahn". Zu der hatten sich vor einigen Monaten die Radsportvereine "RV Teutoburg" und "RC Zugvogel" mit dem Bielefelder Verein "Historische Fahrräder" zusammengeschlossen.
Gemeinsam hatten sie im Herbst 2010 die Obere Denkmalbehörde beim Landschaftsverband in Münster auf "eine der schnellsten Betonpisten Europas" aufmerksam gemacht. Als solche galt die Bahn einst, ehe das städtische Bauwerk dem Verfall preisgegeben wurde. Am Wochenende durfte überhaupt nur ein kleiner Teil der Tribüne benutzt werden. Auf dem Rest wurde lediglich der Wildwuchs gemäht. Die Bahn, eröffnet im Mai 1953, verfügt nicht über entsprechende Fluchtwege, wie sie nach dem Unglück bei der Loveparade in Duisburg als erforderlich angesehen werden.
Die Bielefelder Radrennbahn ist gleich aus zwei Gründen bemerkenswert. Sie ist das Symbol der früheren Fahrradmetropole. Bielefeld war einst Zentrum des Radsports und der deutschen Fahrradindustrie. Zugleich wurde bei der Radrennbahn eine einzigartige architektonische Konzeption verwirklicht.
Mit dem fugenlos gegossenen Beton-Oval, das kreuzweise verspannt ist, gelang es Schürmann nicht nur, die damalige Technik optimal für die spätere Funktion zu nutzen. Der Architekt war früher selbst Radprofi und nutzte seine Erfahrung, um mit den Steilkurven eine Hochleistungsstrecke zu schaffen.
"Bei den Ausdauerrennen, auch Steherrennen genannt, werden Geschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometern erreicht, bei Sprints, auch als Fliegerrennen bezeichnet, zwischen 70 und 80 Stundenkilometern", zeigt sich Anne Herden-Hubertus beeindruckt. Die Mitarbeiterin von Landeskonservator Markus Harzenetter hatte die Bahn vor einigen Monaten persönlich in Augenschein genommen.
Die Ausführungen von Herden-Hubertus werden sich auch in der städtischen Denkmalliste finden, in die die Radrennbahn in dieser Woche eingetragen werden soll. Das Dokument bereitet Hartmut Dopheide vor, der für die Denkmalpflege im städtischen Bauamt tätig ist. Die politischen Ausschüsse wurden vor der Sommerpause informiert.
Mertins hofft, dass mit der Anerkennung als Baudenkmal der Verfall gestoppt wird. Die Arbeitsgemeinschaft "Radrennbahn" hofft zudem, Sponsoren zu finden, um eine Erneuerung des Bauwerks ermöglichen zu können. "Wichtig ist, dass dort wieder Leben hineinkommt." Bestes Beispiel seien die Alpecin-Days. "Radsport ist nicht nur Vergangenheit. Radsport hat Zukunft."