BIELEFELD

Roy Orbisons "Pretty Woman" aus Bielefeld

Witwe Barbara Wellhöner Jakobs starb genau am 23. Todestag des berühmten Sängers in Los Angeles

08.12.2011 | 08.12.2011, 00:00
Barbara Orbison und ihr Sohn Alex sind am 29. Januar 2010 bei der feierlichen Einweihung dabei. Am vergangenen Dienstag, 6. Dezember, starb Barbara Orbison an Krebs. - © FOTO: GETTY IMAGES
Barbara Orbison und ihr Sohn Alex sind am 29. Januar 2010 bei der feierlichen Einweihung dabei. Am vergangenen Dienstag, 6. Dezember, starb Barbara Orbison an Krebs. | © FOTO: GETTY IMAGES

Bielefeld. Auf den Tag 23 Jahre nach seinem Tod ist am vergangen Dienstag die Witwe von Roy Orbison gestorben. Die gebürtige Bielefelderin erlag in Los Angeles einem Krebsleiden. Barbara Orbison, ihr Mädchenname war Wellhöner Jakobs, wurde 60 Jahre alt. Der "Pretty Woman"-Sänger hatte die Bielefelderin 1968 in London kennengelernt. Er war 32, sie gerade 17 Jahre alt.

Ein dreiviertel Jahr später später heiratete das Paar in seiner damaligen Heimatstadt Hendersonville in Tennessee. Beide zogen drei Söhne groß. Derälteste stammte aus der ersten Ehe des Sängers. Orbison hatte kein leichtes Leben. Seine erste Frau, Claudette, starb 1966 bei einem Motorradunfall. Zwei Söhne aus dieser Ehe kamen am 14. September 1968 beim Brand seines Landhauses um. Nur den jüngsten Sohn, Wesley, konnten Orbisons Eltern aus den Flammen retten.

Nach diesem Schicksalsschlag ließ Orbison das Gebäude abreißen und verkaufte das Grundstück an seinen Nachbarn Johnny Cash ("Walk the Line").

Dies wiederum wussten Peter Arbeiter, lange Jahre NW-Lokalredakteur in Brackwede, und seine Frau Heidi, die Barbara Wellhöner Jakobs seit 1972 kennen. Seit diesem Jahr war das Ehepaar Arbeiter Nachbar von von Barbaras Mutter Friedel Hitz. Das war an der Nordstraße im Kamphof.

Barbara ging auf das Gymnasium am Waldhof, damals noch Bavinkgymnasium. Bei einem Aufenthalt in London besuchte sie auch eine Diskothek. Am 3. April 1969 erzählt der Vater des Mädchens unserer Zeitung von der Begegnung: "Gegen 23 Uhr öffnete sich die Tür der Diskothek und im Rahmen stand der Sänger. Er war salopp gekleidet, hatte die Krawatte abgelegt und der Kniff seiner Hose war etwas aus den Fugen geraten." Das Publikum stürmte zu Orbison, nur Barbara blieb allein zurück.
Später setzte sich der Sänger neben die Schülerin, aber es kam zu keiner Unterhaltung. Trotzdem gelang es dem Star, das Mädchen zum Essen einzuladen. So fing es an.

Nach der Heirat kamen Roy und Barbara öfter nach Bielefeld. Peter Arbeiter machte öfter Musik mit ihm. Er am Akkordeon, Orbison sang und spielte Gitarre. Arbeiter: "Man merkte schon, dass er es drauf hatte." Bei einem Besuch fragte Barbaras Oma den Sänger: "Können Sie meine Enkelin überhaupt ernähren?" Orbison beruhigte: Allein von den Tantiemen für "Pretty Woman" hätte sie ein Leben lang ausgesorgt.

1975 reisten Peter und Heidi Arbeiter in die USA. Erst nach Florida, dann zu Roy und Barbara nach Hendersonville. Roy und Barbara wohnten jetzt in einem neuen Haus. Arbeiter: "Das war ein riesiger Swimmingpool mit einem Gebäude drumherum. Außerdem gab es neben den Wohnräumen ein riesiges Billardzimmer und oben noch ein Aufnahmestudio."

Abends knobelten sie zum Zeitvertreib. Wer verlor, musste etwas für die anderen tun. Als Peter verlor, musste er alle Scheiben von Orbisons Oldtimern putzen. Das war nicht wenig Arbeit. Der Sänger hatte 60 historische Autos. Ein anderes Mal musste er nur den Hof fegen. Das Areal war nicht klein. Außerdem kamen unglaublich viele Leute, die Orbison und Johnny Cash in der Nachbarschaft sehen wollten. Arbeiter: "Ich glaube, ich bin nie wieder später so oft fotografiert worden."

Einmal gab Johnny Cash eine Party. Roy und Barbara waren eingeladen. Kurz Zeit später riefen sie an, die Arbeiters sollten auch kommen, aber bitte zu Fuß. Das Haus von Cash war keine 500 Meter entfernt. Trotzdem kam kaum jemand ohne Fahrzeug. Peter Arbeiter: "Die Menschen dort waren sehr lieb, aber schon etwas speziell." So sei Barbara unangemeldet in Bielefeld auf getaucht und dann wieder schnell verschwunden.

In den 80er Jahren wurde sie die Managerin von Roy und produzierte 1987 das "Greatest Hits"-Album. Nach dem Tod des Sängers kümmerte sie sich um seine Hinterlassenschaft und veröffentlichte auch noch Lieder von ihm, etwa 1992 das "King of Hearts"-Album.

Einer Sprecherin zufolge litt Barbara Orbison seit längerem an Krebs und lag seit Mai im Krankenhaus.