Die Kunden von "Go First" standen gestern vor verschlossenen Türen, auf einem Zettel die Mitteilung über die Schließung – inklusive Hinweis: "Nach wie vor bemühen wir uns um eine zeitnahe Lösung für diesen Standort". Ein Insolvenzantrag lag gestern beim Bielefelder Amtsgericht noch nicht vor. Auf Facebook gibt es nun eine Interessengruppe verärgerter Kunden aus Bielefeld.
Was viele Mitglieder des Fitness-Studios bereits in den vergangenen Tagen vermuteten, ist nun Gewissheit, wie es weitergeht aber völlig offen. Bei Peter Kronshage (Goldbeck) meldeten sich bereits gestern erste Interessenten für die Übernahme des Fitness-Studios. Die Goldbeck-Gruppe hatte das Geschäfts- und Freizeitviertel am Boulevard 2007 an die Mansford Europe-Gruppe (London/Luxemburg) verkauft, übernahm aber weiterhin Management- und Verwaltungsaufgaben.
Peter Kronshage ist für das Gebäudemanagement der Immobilie zwischen Cinemaxx und Ishara zuständig und wusste von den Problemen des Betreibers. Nach dem Aus vom Vorgänger "Elixia" 2009 und keine zwei Jahre später des Nachfolgers sei es "eine Grundsatzfrage, ob hochpreisige Fitness-Studios in Bielefeld oder woanders sinnvoll sind".
Es sei derzeit eine schwierige Branche, viele Fitness-Studioketten werben mit Monatsbeiträgen von unter 20 Euro. Die Mitglieder von "Go First" konnten Verträge wählen, bei denen sie den kompletten, dann meist günstigeren Jahresbeitrag im Voraus zahlten. Trainieren können sie nun nicht mehr, das Geld werden die wenigsten vermutlich wiedersehen. Den Mitarbeitern geht es noch schlechter, die Gehaltszahlung für September stehe noch aus, ihr nächster Weg führt zum Arbeitsamt.
Ein Mann mit Sporttasche steht vor Tür, schüttelt den Kopf. Sein Vertrag läuft noch acht Monate. In den vergangenen Wochen sei neuen Mitgliedern aber auch die Möglichkeit eingeräumt worden, Monatsbeiträge zu wählen. Wie in der Fitness-Branche generell üblich auch bei Jahresverträgen, auch hier zahlen die Kunden ihre Monatsbeiträge im voraus.
Es gab immer wieder Beschwerden, weil Kurse – auch kurzfristig – ausfielen, das ehemals edle Ambiente Macken offenbarte. "Go First" schreibt nicht zum ersten Mal negative Schlagzeilen, in Oberhausen läuft ein Insolvenzverfahren, eine Rechtsanwältin sammele dort Beschwerden für eine gemeinsame Betrugsanzeige.
INFORMATION
Von Elixia zu "Go First"
- 2002 eröffnete das Elixia als mit 3.800 Quadratmetern und 20-Meter-Sportpool größtes Fitness-Studio in Bielefeld. Mehr als 100 geladene Gäste aus Politik, Rathaus, Gesellschaft und Sport besichtigten die seinerzeit moderne Anlage im zweiten Stock. In knapp sieben Monaten schafften es Betreiber und Erbauer (Projektentwicklungsgesellschaft PEG aus Goldbeck-Bau, WEGE und Sparkasse), das Fitness-Studio mit zwei Aerobic-Studios, 90 Kraft-, 60 Cardio-Geräten, Spin-Studio, Café, Bad, Sauna und Solarien fertigzustellen.
- 2009 meldete Elixia Insolvenz an, nach langen Verhandlungen übernahm das inhaber-geführte Unternehmen "Go First" das Studio, seinerzeit mit Christian Schwarz und Susanne Fiala sowie Francisco Fiala als Geschäftsführer für Bochum und Oberhausen aufgeführt. Die Fialas sind mittlerweile aus der Geschäftsführung ausgestiegen, das Oberhausener Studio ist insolvent. Die Internetseite des Bielefelder "Go First" ist seit gestern nicht mehr aufzurufen.