BIELEFELD

Nur die Liebe zählt

Beim Famelab-Deutschland-Finale gewann Carsten Graf von Westarp aus Hamburg

11.04.2011 | 11.04.2011, 07:48
Bielefeld: Wissenschaft anschaulich erklärt - © BIELEFELD
Bielefeld: Wissenschaft anschaulich erklärt | © BIELEFELD

Bielefeld. Das rote Herz mit der Aufschrift "Ich liebe Dich" hatte ihm seine Frau Carola zum Valentinstag geschenkt. Es ging in seinem wissenschaftlichen Kurzvortrag um Liebe. Halbleiter und Supraleiter wollen heiraten. Der Halbleiter leitet schlecht, ist aber billig; der Supraleiter leitet phantastisch, ist aber teuer. Bei der Heirat könnten sich die beiden guten Eigenschaften fortpflanzen. Der Ehemann von Carola heißt Carsten Graf von Westarp, ist 29 Jahre alt, Physiker, kommt aus Hamburg und gewann am Wochenende die Deutschland-Ausscheidung des "FameLab" im Ringlokschuppen.

Information

Sprechende Wissenschaft

Das "FameLab" – Talking Science (Sprechende Wissenschaft) fand erstmal 2005 in Großbritannien beim Chaltenham Science Festival statt. Ziel war es, dem wissenschaftlichen Nachwuchs und dessen Forschung ein Forum in der Öffentlichkeit zu geben und die Fähigkeit der Wissenschaftsvermittlung zu fördern. 2006 übernahm der British Council die Patronage über das Format und etablierte es vorerst in zehn weiteren Staaten. Auf Initiative des Wissenschaftsbüros der Bielefeld Marketing GmbH, British Council und GEO war der Ausstragungsort für das "FameLab" Bielefeld. 

Der Adelige, der gerade an seiner Doktorarbeit sitzt, wird Deutschland beim Internationalen Finale vom 8. bis 12. Juni im englischen Cheltenham vertreten. Dann muss er seinen Vortrag auf Englisch halten. "Das werde ich wohl auch noch schaffen", sagt er fröhlich.

Drei Minuten Zeit hatten die jungen Wissenschaftler für ihr komplexes Thema, in denen sie es anschaulich über die Bühne bringen mussten. Eine Woche habe er sich sein Thema überlegt, sagt der Graf. Und als ihm seine Frau am 14. Februar das Herz schenkte, war ohnehin alles klar. "Ich habe den Vortrag dreimal geübt, einmal vor meiner Mutter, dann vor meiner Frau, dann vor unseren Töchtern, die fanden es sehr lustig", erzählt er und lacht. Die Mädels sind Zwillinge und zehn Monate alt. Die Jury im Ringlokschuppen lobte seinen Vortrag als "unglaublich anschaulich und sehr aktuell". In der Jury saßen: Professor Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur von "Geo", Professor Helge Ritter von der Technischen Fakultät und Nina Zolezzi von der English-Business Communication.

Carsten Graf von Westarp (links) gewann die nationale Ausscheidung des "FameLab", Christoph Engels, im richtigen Leben Artist, moderierte die Veranstaltung im Ringlokschuppen an der Stadtheider Straße. - © FOTO: ANDREAS FRÜCHT
Carsten Graf von Westarp (links) gewann die nationale Ausscheidung des "FameLab", Christoph Engels, im richtigen Leben Artist, moderierte die Veranstaltung im Ringlokschuppen an der Stadtheider Straße. | © FOTO: ANDREAS FRÜCHT

Den zweiten Platz errang Siddiqul Haque (37), gebürtig aus Bangladesch. Er trat auf in seiner farbenprächtigen Landestracht und hielt seine Rede auf Deutsch. In seinem Vortrag ging es um Biotechnologie, um Stammzellen und um die Flüssigkeiten in Eiern. Dazu hatte der Wissenschaftler allerhand Demonstrationsmaterial mitgebracht: Ein Straußenei, ein Hühnerei, ein Wachtelei, ein kleines rotes Kissen und ein Zaubertuch. Er beendete seinen Vortrag mit einem kleinen Gedicht: "Und die Moral von der Geschicht’, vertrau’ der Natur, denn sie enttäuscht Dich nicht." Siddiqul Haque gewann auch den Publikumspreis. Dazu musste das Auditorium bunte Steine abgeben. Der Mann aus Bangladesch hatte die meisten.

Den dritten Platz belegte der Bielefelder Lokalmatador Matthias Rubart (25), der auch den regionalen Wettbewerb im Januar im Ringlokschuppen gewonnen hatte. Rubart ist Kosmologe und brauchte für seinen Vortrag diesmal ein kleines Fernrohr und ein Kofferradio.
Das Radio hatte keinen Sender eingestellt, sondern produzierte nur Rauschen. Wenn man mit der Antenne den Himmel abtaste, würde man das Rauschen in unterschiedlicher Lautstärke hören. "Das ist wie Malen nach Zahlen", griente der Physiker. Bei seinem Vortrag im Januar hatte er mit einer kleinen Sirene im schwingenden Einkaufsnetz den Dopplereffekt erklärt.
Peter-Matthias Gaede war von Rubarts Vortrag ganz begeistert: "Von Ihnen würde ich mir mal gerne die schwarzen Löcher im Weltraum erklären lassen." Antwort Rubart: "Schwarze Löcher? Kein Problem. Habe ich hier auf dem Foto zwischen den beiden Spiralnebeln."