Bielefeld. Der Start in den Frühling ist am Samstag mit herrlichstem Sommerwetter bestens geglückt. Am Sonntag galt für die meisten Bielefelder, diese Sonnen-Euphorie möglichst lange aufrecht zu halten. Passend, dass am Sonntag just die Geschäfte der Innenstadt für tausende Endorphin-Junkies öffneten. Die Euphorie hielt leider nur bis zum einsetzenden Regen gegen 15.30 Uhr.
Doch zunächst lagen Euphorie-Hormone in der Luft. Und nicht nur das: Ein prächtiges Blütenmeer lockte mit seinem süßem Duft selbst faulste Hobby-Gärtner zum Bummeln, Fachsimpeln und Flirten in die Altstadt.
Am Sonntag kaufen die Herren ein
Trotz verkaufsoffenem Sonntag auch in Paderborn und Herford war die Bielefelder Innenstadt am Sonntag ab 13 Uhr rappelvoll. Während zunächst die Garten- und Blumenexperten zu Wort kamen, drängte der Regen die Leute vor allem in die Geschäfte. Interessanterweise offensichtlich auch viele Männer in Modeabteilungen: "Es waren vor allem die Männer, die vom Frühling überrascht wurden und eingekauft haben", resümierte gestern Eleonore Jennes, Vorsitzende der Werbegemeinschaft City. Schuhe und Herrenbekleidung war erste Wahl, später leider auch Regenschirme.(jr)Angelika Krause aus Heepen wollte mit ihrem Mann Rudolf eigentlich nur gemütlich Kaffeetrinken. Doch am Kräuter-Stand an der Niedernstraße kaut sie gerade Knobi-Gras. "Starker Knoblauch-Geschmack, aber kein Knoblauch-Atem", betont Christine Bongers von Blumen Storbeck. "Hauchen Sie ihren Mann mal an." Sie haucht, beide lachen und sind überzeugt von dem ominösen, aber gut riechenden Gewächs. "Stellen sie mir mal einen Topf zurück", sagt die Frau, die sich später ohne Gatten noch ein Kleid für eine Hochzeit gönnen will. "Das mache ich lieber mit meiner Tochter", sagt sie und beide lächeln glücklich. So sollte es sein.
Auch die fröhlichen Mitarbeiterinnen vom Blumenhof Borgstedt setzen nicht nur auf die aktuellen Trendfarben Violett und Flieder. Sie bewegen selbst mürrische Männer mit ihrem Lächeln zum Blumen-Fachgespräch: Der violette Zierlauch (lateinisch: Allium aflatunense) sei ein Zwiebelgewächs und aktuell ideal für den Garten geeignet, so Katja Reese. "Denn die Zwiebelchen vertragen den letzten Frost im April ganz gut. Empfindlichere Pflanzen sollte man nicht vor den Eisheiligen pflanzen", warnt sie – lächelnd. Der Kunde freut sich und kauft.
"So fühlt sich Frühling an", ruft auch eine Schülerin im Vorbeigehen ihrer Freundin zu. Ihren Wintermantel hat sie offensichtlich gerade feierlich im Keller versenkt. "Wir sind Frühling", stimmt die Freundin ein. Beide setzen von nun an auf luftige, leichte Stoffe und schrille Farben. Es hätte das Motto des Wochenendes werden können.
Doch dann kam der Euphorie-Rückschlag: unaufhaltsamer Regen. Der Verkauf der Regenschirme stieg, die Verweildauer der Kunden an den liebevoll gestalteten Außenständen sank – und mit ihm die Stimmung.
Trotzdem lassen wir uns die erste Superstimmung des Wochenendes nicht mehr nehmen. Weil wir doch Frühling sind.