BIELEFELD

Es muss nicht immer Glühwein sein

Was auf dem Bielefelder Weihnachtsmarkt durch die Kehlen der Besucher fließt

Guido Bog (l.) und Monty Bosslé bereiten im "Haus vom Nikolaus" die Feuerzangenbowle zu. |

11.12.2010 | 11.12.2010, 00:00

Bielefeld. Es dampft. Monty Bosslé sieht kaum etwas. Vorsichtig gießt er den heißen Punsch in die Tonbecher. Das i-Tüpfelchen: Über eine Rutsche fließt der Rum durch den schmelzenden Zuckerberg in die Becher. Feuerzangenbowle heißt für viele die Alternative zum herkömmlichen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Aber welche Getränke schwappen sonst so in den bunten Bechern hin und her? Die Neue Westfälische hat sich an den Buden umgehört – und ist dabei auf ungewöhnliches, aber leckeres Gebräu gestoßen.

Eine Weinzubereitung, Orangensaft, Zitronensaft und frische Früchte sind die Grundlage des beliebten Tranks im "Haus vom Nikolaus" am Leineweberbrunnen. Rum und Zucker kommen noch hinzu.
Für Stefan Wilke, John Taylor und Peter Dibella die leckerste Alternative: "Die Glühweine haben alle unterschiedliche Qualität, die Feuerzangenbowle schmeckt immer gleich gut", findet Wilke – dazu komme noch die urige Atmosphäre mit Tonbechern und rustikalem Hüttendorf. "Hier ist es gemütlich." Nur aufpassen müsse man, so Guido Bog vom "Haus vom Nikolaus", denn mit einem Alkoholgehalt von 16 bis 18 Prozent steige das Getränk eher zu Kopf als Glühwein.

Was eiskalt schmeckt, das müsse auch heiß gut munden, findet man am Stand vor dem Stahlberg am Alten Markt. Neben Kirsch- und Apfelpunsch steht heißer Caipirinha auf der Karte. Ein heißer Cocktail? "Ganz einfach, statt Eiswürfel kommt heißes Wasser rein", sagt Bedienung Sabine Geiselmann – auf die Limetten, den Zuckerrohrschnaps und den braunen Zuckersirup. Getrunken wird das dampfende Gebräu auch wie ein richtiger Cocktail – mit Strohhalm. Eher weihnachtsmarkt-untypisch ist auch die heiße Schokolade mit Jägermeister auf der Karte: "Wärmt gut durch und macht satt", meint Matthias Tiemann.

Dem Zufall überlassen hat dagegen Wolfgang Schuldt die Kreationen an seinem Stand auf dem Jahnplatz. Spezialität beim "Mäusewirt" ist seit zwei Jahren "der Grüne": ein heißer Moselriesling mit dem Orangenlikör Blue Curacao gemischt. Aus Versehen kippte Schuldt den Likör in einen Becher, in dem noch Wein war: "Es hat allen geschmeckt und sieht auch noch gut aus", meint er. Überhaupt sei weißer Glühwein, der aus fruchtigem oder trockenem Weißwein besteht, im Kommen. Für die Kleinen gibt’s einen gesunden Zwergenpunsch – warmen Multivitaminsaft, mit einem Plüsch-Nikolaus dazu. Jan Moritz und Stina (beide 5) schmeckt’s. Überhaupt haben die alkoholfreien Punschsorten die blumigsten Namen, Schneegestöber oder Claire de Lune, wie der Warmmacher beim Lions-Stand am Alten Markt heißt. Die Zutaten: Apfel-, Holunder-, Orangen- und Traubensaft mit Glühweingewürzen.

Weihnachtlich duftet es auch bei Knigge an der Bahnhofstraße. Kassenschlager ist der Kirschpunsch mit Mandeln, Krokant und Sahnehaube. "Der hat das gewisse Etwas", meint Kirsch-Fan Martha Henrichs. "Glühwein vertrage ich nicht."

Doch unter den dampfenden Warmmacher-Liebhabern fanden wir auch zwei, die es lieber kalt mochten – und mit einem kühlen Blonden anstießen. Ihr Kommentar: "Nach einer Currywurst schmeckt ein Bier einfach besser."