Bielefeld

Der Reptilienmann

Oberbrandmeister Björn Buschkamp kümmert sich um Wechselblüter aller Arten

31.08.2010 | 31.08.2010, 00:00
Seit vier Jahren lebt sie im Wintergarten von Björn Buschkamp. Er ist der Reptilienexperte der Bielefelder Berufsfeuerwehr. - © FOTO: ANDREAS FRÜCHT
Seit vier Jahren lebt sie im Wintergarten von Björn Buschkamp. Er ist der Reptilienexperte der Bielefelder Berufsfeuerwehr. | © FOTO: ANDREAS FRÜCHT

Bielefeld. Vera ist sein Liebling. Genießerisch schließt sie die Augen, wenn Björn Buschkamp sie am Hals streichelt. Vera mag es gerne warm. So um die 32 Grad. Vera kann auch gefährlich werden, wenn sie mit dem Schwanz um sich schlägt, weil sie sich angegriffen fühlt. Aber meistens ist sie lieb. Vera ist ein grüner Leguan aus dem südamerikanischen Regenwald und wohnt bei Björn Buschkamp (38) im Wintergarten seines Hauses in Ummeln. Buschkamp, im Rang eines Oberbrandmeisters, ist der Reptilienexperte der Bielefelder Berufsfeuerwehr. Vor wenigen Tagen fing er eine Kornnatter in Babenhausen.

Der gebürtige Ummelner war eigentlich immer tierlieb. Sein Vater züchtete Schäferhunde. Buschkamp: "Mit Tieren bin ich aufgewachsen." Er wohnt in Ummeln sehr ländlich. Hunde, Katzen und Hühner sind selbstverständlich.

Seit 2004 kümmert er sich um Viecher, die auf einem westfälischen Bauernhof eigentlich nicht selbstverständlich sind. Zu diesem Zeitpunkt war er Fahrer eines Notarztwagens. In der Klinik am schwarzen Brett hing ein Zettel mit der Aufschrift: "Grüne Wasser-Agame samt Zubehör abzugeben". Buschkamp besprach sich mit seiner damaligen Freundin und holte die Echse samt Terrarium zu sich nach Hause. Buschkamp: "Damit begann die Sucht. Reptilien finde ich toll." Er hatte Frösche wie den Borneo-Flugfrosch. Das zehn Zentimeter große Tier hat Flughäute zwischen den Zehen und kann damit 20 Meter von Blatt und Blatt segeln. Oder asiatische Geckos. Buschkamp: "Die sind sehr gut gegen Mücken im Sommer." Oder verschiedene Schlangenarten wie Ottern, Nattern oder Pythons. Oder Leguane wie Vera.

"Das Reptilien-Hobby ist sehr zeitintensiv", sagt der Experte. Jeden Tag muss man die Terrarien säubern, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit kontrollieren sowie das richtige Futter geben. Buschkamp: "Wir ahmen ja in den Terrarien die tropische Umwelt nach." Dabei stehen meistens durchaus Dinge auf dem Speiseplan, die eher im Teutoburger Wald als im tropischen Regenwald anzutreffen sind. Vera isst zum Beispiel für ihr Leben gern Löwenzahn. Abends vor dem Fernseher darf es auch mal ein hart gekochtes Ei oder ein Stück Nektarine sein.

Vera lebt seit vier Jahren bei Buschkamp. Sie kommt eigentlich aus einem holländischen Zoo. Ein Halter aus Spenge mochte das Tier nicht mehr und setzte eine Anzeige in die Zeitung: "Grüne Leguandame zu verschenken". Buschkamp griff zu.

Anfangs zog er über Messen, Börsen und durch Zoo-Fachgeschäfte, um sich zu informieren. Mit dem Isselhorster Fachhändler Wolfgang Reiprich ist er inzwischen befreundet: "Von ihm habe ich sehr viel gelernt."

Inzwischen kann er sein Hobby mit seinem Beruf verknüpfen. Auf seine Inititiave nahm die Feuerwehr den "Gerätewagen Tier" in Betrieb. Internes Kürzel: "GW Tier". Der rote Bulli ist ausgerüstet mit Keschern, verschiedenen Transportboxen und Utensilien zum Schlangen-fangen.

Die braucht man gar nicht so selten. Vor wenigen Tagen büxte die Kornnatter am Bultkamp wahrscheinlich aus einem Terrarium aus. Anfang Mai hatte Buschkamp in Brackwede eine Albino-Kornnatter und eine Kreuzung aus einer Korn- und einer Königsnatter gefangen. Die kleinen Würgeschlangen waren ungefährlich.

Das war bei dem Einsatz in Verl im März dieses Jahres anders. Da musste er drei Schwarzkopf-Pythons, je vier Meter lang, und vier Diamant-Klapperschlangen einfangen. Die 1,80 Meter großen Klapperschlangen aus der Wüste sind giftig. Nach einer Zeit von rund zwei Monaten wurden die Tiere dem Halter zurückgegeben.

Björn Buschkamp kennt das: "Ihhh, eine Schlange!!!" Gellender Schrei und abgrundtiefer Ekel. Das ist Buschkamp fremd. "Das Tier, vor dem ich mich ekele, gibt es nicht", sagt er. Keine Schlangen, keine Echsen, keine Würmer und keine Maden. Spinnen? "Sind ok, aber halten muss ich sie nicht." Niemals Ekel? "Als Kind habe ich keine Linsensuppe gemocht. Heute liebe ich sie." Höhen- oder Platzangst? "Das geht schon beruflich nicht." Und Wasser? "Nicht mein Element. Wenn der liebe Gott gewollt hätte, das ich schwimme, hätte er mir Schwimmhäute wachsen lassen." (Gün)