Bielefeld-Ummeln. Es ist helllichter Tag, als an der Steinhagener Straße vor dem russischen Restaurant "Teremok" Schüsse fallen. Ein Fernfahrer, der auf dem Parkplatz seinen Lastwagen pflegt, springt in Panik in ein Gebüsch. Männer schießen aufeinander und flüchten. Verletzt wird niemand.
Ein Zeuge soll laut Polizeisprecher Friedhelm Burchard die Schüsse um 17.25 Uhr gemeldet haben. Er beobachtet vier Männer, die in einen grünen BMW (7er-Reihe, auffällig eckige Auspuffrohre) springen und davonrasen. Auch ein silberfarbener oder grauer Alfa-Romeo fährt mit quietschenden Reifen davon. Eine Person flüchtet zu Fuß. Laut Polizeibericht sind sie osteuropäischer Herkunft.
Ein Sprengstoffspürhund findet wenig später auf dem Restaurant-Parkplatz vier Munitionshülsen: "Die Hülsen stammen zum einen aus einer Schreckschusswaffe, zum anderen aus einer scharfen Waffe", stellt Burchard fest. Die Kripo ermittelt.
Bei den Anwohnern in Ummeln geht derweil die Angst um. "Wir sind hier nicht in Berlin oder Hamburg", empört sich Martina Rambke-Diembeck, Chefin des Hotels Diembeck, das direkt neben dem russischen Restaurant liegt. "Der Fernfahrer, der sich ins Gebüsch gerettet hat, war unser Gast. Der ist heute ganz geschockt abgereist." Andere Augenzeugen trauen sich nicht öffentlich darüber zu reden. Zu oft gab es schon Ärger – nicht nur wegen Lärms.
Vor ungefähr zwei Jahren fielen hier schon einmal Schüsse, sagen Zeugen. Auf der anderen Straßenseite schlug nachts eine Kugel im Küchenfenster eines Wohnhauses ein. In der selben Nacht registrierte die Familie Diembeck auch auf der Rückseite des Hotel-Gebäudes zwei kleine Einschusslöcher. Kurz vor Ostern kommt es zu einer größeren Schlägerei: Ein offenbar Betrunkener zertrümmert danach mit bloßen Händen vier dicke Butzenscheiben des "Teremok". Das Blut, das der Schläger durch seine Verletzungen verliert, ist noch Tage später auf der Straße zu sehen. Das gehobene Restaurant-Publikum kommt meist mit noblen Fahrzeugen. Polizisten sollen hier an dem Parkplatz öfter anhalten und Autokennzeichen notieren.
Martina Rambke-Diembeck hat inzwischen Angst um ihre Familie. Trotzdem spricht sie aus, was sich viele andere Anwohner nicht trauen: "Vielleicht waren das Schutzgeld-Erpresser. Die haben sich richtig beschossen."
Tatsächlich hatte die russische Restaurant-Chefin Ella Ceban vor ihrem Wechsel an die Steinhagener Straße das City-Restaurant "Samarkand" geführt – von Januar bis Juli 2004. Eduard N., dem damaligen Kopf der russischen Schutzgeld-Mafia, gehörte dieses Restaurant. Im März und April 2004 hatte N. im "Samarkand" von den Betreibern der Diskothek "Prime" viel Geld für seinen als wohltätig getarnten Verein "Olymp" gefordert. N. wurde Ende 2005 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Seine Haftzeit dürfte kürzlich zu Ende gegangen sein.
Ceban betont: "Ich habe erst später davon erfahren. Ich möchte einfach nur gutes Essen machen." Mit Drohungen habe sie nie zu tun gehabt. Sie glaube vielmehr, dass die Männer in ihrem leeren Biergarten gezecht und gestritten haben. Das "Teremok" öffnete um 17 Uhr.
Zeugenhinweise an die Polizei unter Tel. (05 21) 54 50.