Bielefeld. Hermann ist ganz vorsichtig. Erst schneidet er das Haar von Costa, dem freiwilligen Model, ganz kurz und dann greift er zum Rasiermesser. Die eine Häfte von Costas Haupt wird haarmäßig mit einem Muster verziert. Der weltgewandte Friseur spricht von Hair-Tattoo. Der Kopf sieht jetzt aus wie ein Wegesystem in einem Rokokko-Park. Der rebellische Herrenlook war eines der Themen bei der Frisurenmodenschau der Innung am Samstag im Stadtpalais.
Seit drei Jahren gibt in ganz Deutschland Meisterschaften in dieser haarigen Disziplin, erklärt Friseur-Obermeister Thomas Martinschledde. Es gibt auch Frauen, die sich trauen. In Bielefeld allerdings nicht. Nur zwei mutige Männer hielten den Kopf für die stylische Rasur hin. Der erwähnte Costa und ein junger Mann namens Chris.
Dabei hat diese Art der Tätowierung gegenüber der herkömmlichen Methode mit Nadel und Farbe in die Haut durchaus Vorteile. Ein Hair-Tattoo wächst wieder heraus und ist dann nicht mehr zu sehen. Eine echte Alternative für Wankelmütige.
Daneben bot die Schau Klassiker und Kultfrisuren wie den Bob, den Mob, der eigentlich Lockenmähne heißt, und den Pilzkopf. "Die moderne Variante des legendären Pilzkopfs, der in den frühen 60er Jahren der Trendlook der Beatniks war, besticht heute durch einen leichten Undercut", jubelt der Pressetext des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks. Und weiter: "Die sanfte Stufung und die kurzen Seiten geben frischen Appeal und qualifizieren den Pilzkopf als idealen Sommer-Look." Wenn das die Beatles gewusst hätten.
Ganz beliebt ist auch der Bob, ein Frisuren-Klassiker im Kurzhaarbereich. Wohl kaum ein Schnitt biete derart viele Variationsmöglichkeiten. Unter Umständen kann der Classic-Bob auch zum Long-Bob mutieren. Und in der futuristischen Variante überzeugt der Frisurenklassiker mit voller Textur und extralangem Pony, das dramatisch über die Augen fällt. Das Motto des Pressetextes lautet: "Pimp my Topfschnitt", wobei "pimp" für "aufmotzen" steht.
Friseure können aber nicht nur Haare abschneiden, sondern auch verlängern. Dank einer besonderen Technik lässt sich eine mittellange Frisur mittels gleichfarbiger Kunsthaare in eine lässig-lockere Mähne verwandeln. Nach drei bis vier Monaten sollten die Haare wieder neu verlängert werden.
Auffällig und für den Abend geeignet ist der Look, der Anleihen bei den Filmdiven der 40er Jahre nimmt. Very vampy!