Bielefeld

Luisenturm und "Bismarckhütte"

Ravensberger Blätter beschäftigen sich mit den Preußen

Richard Sautmann, Heinz-Dieter Zutz, Joachim Klenner und Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs. | © FOTO: WOLFGANG RUDOLF

17.12.2009 | 17.12.2009, 00:00

Bielefeld. Preußen - das Thema drängt sich 400 Jahre nach dem Tod des letzten Herzogs von Jülich-Kleve im Jahr 1609 geradezu auf.
Der Herzog war kinderlos gestorben und sein Territorium fiel an den Kurfürsten zu Brandenburg und den Herzog von Pfalz-Neuburg. Nach einer Teilung erhielt Brandenburg Mark, Kleve und Ravensburg. Im Westfälischen Frieden von 1648 gewann es das ehemalige Bistum Minden dazu.

Nach der Ausstellung im Historischen Museum von Bielefeld beschäftigen sich auch die Ravensberger Blätter des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg in ihrem neuen Winterheft mit dem Thema.

Den Anfang macht eine Abenteuerreise durch Zeit und Raum von Richard Sautmann. Der Historiker und Archivar nimmt den Leser mit auf eine Expedition ins preußisch-osnabrückische Grenzgebiet. Sautmann schreibt launig, locker und trotzdem wissenschaftlich. Das geht.

Der Luisenturm ist gar nicht mehr der Luisenturm von 1893, sondern schon das vierte Bauwerk, das sich da 20,67 Meter vom Waldboden reckt. Und dann die "Bismarckhütte", eine Kneipe im Niemandsland zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die im Jahr 2006 abbrannte und demnächst wieder aufgebaut werden soll.

Joachim Klenner, bis 2004 Leiter des Abendgymnasiums Bielefeld, befasst sich mit dem Allianzwappen, das im Jahr 1704 nach der Hochzeit des Gottfried Adrian von Grest und seiner Frau Elisabeth Bock von Wülfingen anfertigt wurde und an der so genannten Prieche in der Heeper Kirche hing. Am 24. November berichtete die NW ausführlich.

Die Kunsthistorikerin Claudia Turtenwald-Quiring zeichnet die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Denkmals vor dem Rathaus nach. Am 29. August 1907 wurde das Reiterstandbild aus weißem Marmor feierlich eingeweiht. Bereits ein Jahr später bröckelte der Kaiser. Der Marmor war schadhaft. 1921 - der Monarch hatte drei Jahre zuvor abgedankt - verschwand das einst so stolze Standbild.

Heinz-Dieter Zutz bespricht den Roman von Ernst Nacken "Morgenlicht leuchte!" Nacken lebte von 1871 bis 1938. Sein Roman spielt in den Jahren 1606 bis 1610 in Bielefeld. Die Menschen damals erwarteten von dem Territorienwechsel eigentlich den großen Knall. Der kam aber erst 1618, als der 30-jährige Krieg ausbrach. Als Quelle ist der Roman wenig geeignet, weil er zu sehr in der glorifizierenden Rückschau verhaftet ist. Archivleiter Jochen Rath: "Der Roman ist nicht ganz zu Unrecht in Vergessenheit geraten."

Die Ravensberger Blätter sind in einer Auflage von 1.200 Stück erschienen und zum Preis von vier Euro im Stadtarchiv an der Rohrteichstraße 19 und im Buchhandel erhältlich.